Wir haben mit dem 48-jährigen Fußballlehrer Christian Titz gesprochen - über...
... die Winter-Vorbereitung und das Trainingslager-Fazit: "Als Trainer gibt es immer Dinge, mit denen man nicht zufrieden ist, weil man seine Mannschaft immer weiterentwickeln will. Aber die Zufriedenheit ist trotzdem da. Die Vorbereitung im Winter dauert ja nur gut drei Wochen. Das ist kurz. Wir haben aber das bekommen, was wir wollten. Für unsere Ziele in der Vorbereitung, beispielsweise die Defensive zu stabilisieren, waren die Einheiten in Spanien sehr, sehr wichtig. Natürlich hat das einige Zeit auch gebraucht. Aber wenn man das Karlsruhe-Spiel in Betracht zieht, auf das wir unsere Vorbereitung ausgelegt haben, dann muss man sagen, dass das gut war. Wir haben sehr gut gegen den Ball gearbeitet. Ich glaube, dass der Gegner nur eine gefährliche Situation hatte und diese aus einer Standardsituation resultierte. Sonst hat die Mannschaft nichts zugelassen. Im Gegenteil: Wir hatten noch Möglichkeiten, um das Ergebnis zu erhöhen. In Spanien haben wir hervorragende Bedingungen vorgefunden, alle Jungs haben gut mitgezogen und wir haben bis auf Hedon Selishta keine Verletzten zu beklagen. Wir sind zufrieden."
... die Wichtigkeit eines Winter-Trainingslagers: "Sicherlich ist ein solches Trainingslager nicht notwendig. Aber wenn ein Verein sich so ein Camp leisten kann, dann würde ich ein Trainingslager immer befürworten. So ein Trainingslager hat viele Facetten. Man hat die Möglichkeit, über eine Woche zusammen zu sein. Das ist wichtig. Da lernt jeder jeden noch einmal besser oder auch anders kennen. Wir haben den Jungs am Donnerstag und Samstagnachmittag bewusst frei gegeben, damit sie auch etwas zusammen unternehmen können. Auch für den Trainer ist es schön, dass er viele Einzelgespräche mit den Spielern führen kann. Wir können einfach viel Zeit verbringen, die man sonst nicht so hat. Was man auch nicht verkennen darf, ist die Sonne. Wenn man bei knapp 20 Grad Celsius trainiert, dann hat man einfach eine bessere Laune. Das muss man auch mal ehrlich zugeben. Da macht das Arbeiten doch für alle mehr Spaß - auch für Sie (lacht). Außerdem waren die Voraussetzungen mit hervorragenden Platzbedingungen und attraktiven Testspielgegnern außergewöhnlich gut.
... über die RWE-Fans im Trainingslager: "Das beeindruckt mich wirklich. Ich wusste zwar, dass ich zu einem besonderen Verein wechsle, aber diese Unterstützung ist für mich jedesmal aufs Neue sehr schön. Ganz viele Vereine, die in der 2. oder 3. Liga Fußball spielen, haben nicht annähernd so viele Fans im Trainingslager dabei wie Rot-Weiss Essen. Schon vor dem Abflug, beim Hallenturnier in Gummersbach, war der Support sensationell. Die Fans zeigen immer wieder die Besonderheit des Vereins und unterstreichen, dass RWE kein normaler Regionalligist ist."
... freie Zimmer-Partnerwahl im Trainingslager: "Ja, die Jungs konnten sich ihren Partner aussuchen. Eigentlich handhabe ich das auch immer so, weil wir doch alle erwachsene Männer sind. Wir wollen auch Spieler haben, die frei Entscheidungen treffen sollen und dürfen."
... über das 3-5-2-System gegen Karlsruhe und über das Torwartspiel von Jakob Golz, der in den Testspielen in Spanien nicht hoch stand, sondern im Tor blieb: "Das ist dem geschuldet, dass wir mit Jonas Hildebrandt den Transfer machen konnten, den wir wollten. Wir haben einen schnellen, zweikampf- und kopfballstarken Defensivspieler gesucht, der sich in die Abwehr-Kette reinfallen lässt und dort eine Dreierkette mit den beiden Innenverteidigern bildet. Dann rücken die Außenverteidiger vor. Marco Kehl-Gomez kann sich dann fallen lassen und der Zwischenraum wird dann enger und wir sind nicht mehr so konteranfällig. Somit ist dann auch automatisch der Torwart tiefer. Wir werden aber bestimmt zwischen den Systemen switchen."
... die mögliche Startelf gegen Köln II am kommenden Freitag: "Die erste Elf gegen Karlsruhe hat das sehr gut gemacht. Aber man hat gesehen, dass wir auch nicht schlechter wurden, als Jan Neuwirt, Noel Futkeu oder Erolind Krasniqi eingewechselt wurden. Ich bin froh, dass wir aktuell 14,15 Spieler haben, die eng beieinander sind. Wir haben da einige Alternativen und noch eine Trainingswoche vor uns."
... über den Start gegen Köln, Rödinghausen und Oberhausen: "Ich würde nicht sagen, dass diese Spiele die Saison entscheiden werden. Wir haben insgesamt 16 Rückrundenspiele. Die anderen müssen auch erst einmal ihre Partien gewinnen. Aber wir wissen auch, dass wir es vermeiden sollten, gegen direkte Mit-Konkurrenten zu verlieren. Ich glaube, dass die Meisterschaft in den letzten fünf Saisonspielen entschieden wird und die Mannschaft am Ende oben stehen wird, die mit den Drucksituationen am besten umgehen wird. Gegen uns ist es für jeden Gegner das Spiel des Jahres. Wir kennen den Druck. Aber die Teams, die mit uns da oben stehen, stehen jetzt auch unter Druck. Sie wissen, dass sie gewinnen müssen, um weiter oben dran zu bleiben. Sie werden von den anderen nicht mehr auf die leichte Schulter genommen oder unterschätzt. In der Rückrunde entscheidet sich fast immer die Meisterschaft."