Eigentlich roch alles nach einem klassischen 0:0, bis der FC St. Pauli durch seinen Joker Sami Allagui in der 84. Minute nach einem Eckball eiskalt zuschlug, alle Hoffnungen auf einen weiteren Duisburger Befreiungsschlag vernichtete und die fünfte Saison-Heimpleite des Tabellensiebzehnten perfekt machte.
Die Defensive der Zebras zeigte sich auch im ersten Heimspiel unter ihrem neuen Trainer Torsten Lieberknecht wie schon bei dessen Debüt beim 1. FC Köln vor zwei Wochen deutlich verbessert und lies vor allem im ersten Durchgang kaum nennenswerte Torchancen der Hamburger zu. Waren die Angriffsversuche des MSV im ersten Durchgang ebenfalls noch von Harmlosigkeit und seltener Durchschlagskraft geprägt, konnte die Mannschaft vor allem nach dem Seitenwechsel zulegen und sich die ein oder andere Gelegenheit herausspielen.
"Große Last auf den Schultern der Spieler“
MSV-Trainer Lieberknecht sah das ganz ähnlich: "Wir haben im ersten Durchgang gemerkt, dass eine große Last da war, die Leistung aus Köln zu bestätigen und den Fans endlich einen Heimsieg zu schenken. Wir hatten lange keinen Zugriff auf die Partie und in der ersten Halbzeit keinen strukturierten Spielaufbau, auch wenn wir defensiv ordentlich standen. Im zweiten Durchgang haben wir ganz anders aufgebaut und hatten dadurch eine bessere Kontrolle über das Spiel, ohne jedoch richtig große Torchancen zu kreieren. Beim Gegentor hat die Abstimmung dann leider total gefehlt.“ Damit sprach die Trainerlegende von Eintracht Braunschweig das Gegentor an, bei dem Allagui völlig alleine per Kopf zur Führung der Hamburger einnicken konnte.
„Da wussten wir gar nicht so genau, wer eigentlich wem zugeteilt war, nachdem wir doppelt gewechselt hatten“, offenbarte Außenverteidiger Andreas Wiegel sogar nach der Partie. Lieberknecht wollte dies jedoch so nicht bestätigen. „Die Jungs hatten einen klaren Auftrag und auch die eingewechselten Spieler wissen, was sie zutun haben.“ Man habe außerdem „relativ klar“ sehen können, wer die Fehler in der spielentscheidenden Situation gemacht habe. Dennoch stand der MSV in weiten Teilen der 90 Spielminuten solide im Defensiv-Verbund und darf darauf hoffen, spätestens im kommenden Auswärtsspiel gegen den FC Ingolstadt wieder etwas Zählbares zu holen. „Wenn ihr so spielt, wie im zweiten Durchgang, mache auch ich mir da keine Sorgen“, lobte Gästetrainer Markus Kauczinski den MSV.
Elfmeter wird verweigert
Eine Szene sorgte dann jedoch für größere Aufregung und die sprach Lieberknecht auf der Pressekonferenz nach dem Spiel auch ganz deutlich an: "Beim nicht gegebenen Elfmeter ärgere ich mich natürlich, denn im Mittelfeld wird so etwas definitiv immer gepfiffen.“ Der 45-Jährige sprach die Szene aus der 69. Spielminute an, als Pauli-Akteur Jeremy Dudziak den heranstürmenden MSV-Angreifer Ahmet Engin im Strafraum an den Kopf trat. Schiedsrichter Pascal Müller ließ weiterspielen - zum Unverständnis beider Trainer.
"Da hatten wir Glück - den kann man geben“, gab auch Kauczinski nach der Partie offen zu.“ Lieberknecht wollte sich dann jedoch gar nicht mehr lange daran aufhalten und stellte sich bereits auf die kommenden Wochen ein. „Das muss der Schiedsrichter natürlich sehen, aber es hilft jetzt nichts mehr. Brust raus - Kopf hoch. Wir haben viele positive Dinge gezeigt und wollen weitermachen.“ Am besten gleich mit einem Sieg am kommenden Sonntag (13.30 Uhr) in Ingolstadt.
Autor: Marlon Irlbacher