Nach dem Aus

So geht es für die Spieler der SG Wattenscheid weiter

Vorweg: Farat Toku bietet den Spielern weiterhin ein Mannschaftstraining an. Am Dienstag nahmen acht Mann das Angebot an. RevierSport meint: Starke Aktion des ehemaligen Wattenscheider Trainers!

Norman Jakubowski: "Normalerweise trifft man sich mit der Mannschaft zum gemeinsamen Frühstück oder Abendessen. Am Montagmorgen kam es zu einer kuriosen Situation. Plötzlich haben sich ein Dutzend Spieler zufällig um 8 Uhr beim Arbeitsamt begegnet. Wir haben ja alle eine Kündigung erhalten und dann muss man sich innerhalb von drei Tagen arbeitslos melden. Bei mir ist der Fall zum Glück anders. Ich muss mich nicht arbeitslos melden, da ich einen Job und bei Wattenscheid nur nebenbei gespielt habe. Ich muss das Ganze auch erstmal sacken lassen und werde dann in den nächsten Wochen bei irgendeinem Klub am Mannschaftstraining teilnehmen. So möchte ich meine Karriere natürlich nicht beenden."

Güngör Kaya: "Ich habe glücklicherweise auch einen Job und nichts mit dem Arbeitsamt zu tun. Trotzdem tut mir die Geschichte sehr weh. Wattenscheid war immer eine Familie, Farat Toku war unser Vater, wir seine Kinder. Es fühlt sich richtig dreckig an. Ich brauche noch ein, zwei Wochen, dann werde ich auch irgendwo ins Training einsteigen. Wenn ich es nicht tue, dann werde ich schnell dick (lacht). Das will ich nicht. Ab dem 1. Januar 2020 will ich wieder bei einem neuen Klub angreifen."

Tolga Cokkosan: "Ich bin immer noch sehr traurig und niedergeschlagen. Aber klar: es muss weitergehen! Ich werde in den nächsten Tagen wieder meinen Personaltrainer Sven Linnemann aufsuchen, um in Topform zu bleiben. In den letzten Tagen habe ich Anrufe aus der Regionalliga West, Regionalliga Bayern und den Oberligen erhalten. Das tut wirklich gut und ist wichtig für den Kopf. Das ist eine Wertschätzung, dass man als Spieler nichts dafür kann und gute Leistungen gebracht hat. Ich freue mich über jeden Anruf und jedes Angebot. Die nächsten Wochen werden hart, ich kann es kaum abwarten, bis das neue Jahr beginnt und ich mit meinem neuen Klub, den ich noch nicht kenne, in die Vorbereitung starten kann."

Marwin Studtrucker: "Ich war am Montag mit Boris Tomiak und Jeffrey Obst erst einmal in Essen beim Arbeitsamt. Das ist schon ein scheiß Gefühl. Am Dienstag haben wir dann mit acht Mann in Wattenscheid trainiert. Farat Toku hat uns das angeboten. Ich finde, dass das eine große Sache seitens des Trainers ist. Am Mittwoch treffen wir uns auch noch. Nächste Woche werden aber zwei Jungs schon woanders am Mannschaftstraining teilnehmen. Ich weiß nicht wie lange die Gruppe, die Farat nun trainiert, noch Bestand haben wird. Ich habe zwei konkrete Anfragen erhalten. jedoch war das nichts für mich. Die Oberliga-Spitze ist meine Grenze. Am liebsten würde ich in der Regionalliga und im Ruhrgebiet bleiben. Aber ich weiß auch, dass vor allem der Winter-Transfermarkt kein Wunschkonzert ist. Mal schauen, wohin mein Weg letztendlich führen wird."

Florian Kraft: "Ich stehe immer noch unter Schock. Ich habe mir für diese Woche noch die Zeit zum Überlegen gegeben. Mal sehen wie es dann weitergeht. Ich habe aber einen guten Berater und ihm vertraue ich da voll und ganz."

Jonas Acquistapace: "Es ist eine sehr bittere Situation. Ich bin hierher gekommen, um mein Studium der Sportwissenschaften an der Ruhr Universität in Bochum fortzusetzen. Für mich war das ideal. Morgens und vormittags konnte ich an der Uni büffeln. Nachmittags ging es dann in das nur 15 Minuten entfernte Wattenscheid zum Training. Schade, dass das alles so geendet ist. Ich habe schon Anrufe erhalten, aber mich noch nicht entschieden, wie es weitergehen wird."

Nico Buckmaier: "Ich wollte eigentlich einige Tage nach Griechenland fliegen. Mein ehemaliger Teamkollege Chris Braun spielt in Kreta und er hat mich eingeladen. Leider musste ich ihm absagen, weil ich von Dienstag auf Mittwoch erkrankt bin und mit einer schweren Grippe im Bett liege. Schade, ein paar Tage die griechische Sonne zu genießen, hätte mir in der Situation sicherlich gut getan. Bei mir haben sich viele Leute gemeldet und mich versucht aufzubauen. Das geht aber nicht so einfach, weil ich Wattenscheider durch und durch bin. Es ist schon schockierend, was passiert ist. Aber klar: Der Blick wird auch bei mir in einigen Tagen nach vorne gerichtet sein. Ich habe auch einige Anrufe mit den ersten Anfragen zu Kennlerngesprächen erhalten. Das tut schon gut. Man sieht, dass die Konkurrenz unsere guten sportlichen Leistungen honoriert. Ich bin mir sicher, dass einige aus unserer Mannschaft gute Vereine finden werden."

Berkant Canbulut: "Ich habe einige Anrufe erhalten und die ersten Vereine sind an mir interessiert. Aber damit beschäftige ich mich in diesen Tagen noch nicht. Der Fruststachel sitzt noch zu tief. Wir haben in dieser Saison wirklich eine super Mannschaft beisammen gehabt. Wir hätten den Neun-Punkte-Abzug locker wettgemacht und uns sogar einen ordentlichen Vorsprung auf die Abstiegszone erspielt. Davon bin ich überzeugt. Leider können wir dies niemanden mehr beweisen. Ich werde in den nächsten Tagen bei meinem Heimatverein, der TSG Sprockhövel, mittrainieren. Dafür bin ich den Verantwortlichen sehr dankbar."