Alle Schalker freuen sich auf die Heimpremiere am Sonntag (18 Uhr) gegen Hertha BSC Berlin, aber für einen ist es viel mehr als nur das erste Heimspiel der Saison: Neuzugang Steven Skrzybski ist waschechter Berliner, aber mit der Hertha hat er so viel am Hut wie ein Schalker mit dem BVB. Dass Skrzybski in Berlin schon als kleiner Junge zum Schalke-Fan wurde, hat der 25-Jährige seit seinem Wechsel zu den Königsblauen in diesem Sommer unzählige Male erzählt. Doch dazu gehört natürlich auch ein, nun ja, etwas gespaltenes Verhältnis zur Hertha: Die Fans der Alten Dame mögen Schalke nicht besonders.
Skrzybski hat zu seinen Zeiten in Berlin nie einen Hehl aus seinem königsblauen Herzen gemacht. „Ich habe mir gesagt: Ich gehe offen mit dem Thema um, ich brauche mich nicht zu verstecken, wem ich die Daumen drücke. Insofern wusste jeder, wie meine Interessenlage ist”, erzählt der Ur-Berliner. Bei seinem Klub Union Berlin, für den er 17 Jahre gespielt hat, hatte man damit kein Problem. Skrzybski lächelt: „Dort war alles ganz entspannt. Auch durch das Pokalfinale gab es keine Antipathie zu Schalke.” Im Jahr 2001 standen sich Schalke und Union Berlin im DFB-Pokalfinale gegenüber: Steven Skrzybski war damals acht Jahre alt und freute sich in Berlin über den Schalker Sieg. Dass man als Schalker in Berlin keinen leichten Stand hat, weiß der 25-Jährige – aber gespürt hat er’s im Alltag kaum. „Berlin ist ja groß”, schmunzelt er: „Und die Stadt ist auch gespalten zwischen Hertha und Union.”
Ein Angebot hätte ihn nie gereizt
Richtig bekannt wurde seine Schalke-Affinität im Sommer 2016, als Union Berlin den ehemaligen Schalke-Trainer Jens Keller verpflichtete. Beide hatten ein gemeinsames Thema: „Jens Keller wusste von Anfang an, wie ich zu Schalke stehe – da haben wir uns sehr oft ausgetauscht.” Höhepunkt der gelebten Schalke-Liebe in Berlin war ein Pokalspiel im Oktober 2016 in Dortmund, als Skrzybski ein Tor schoss und den BVB damit in die Verlängerung zwang: „Das war nicht das schlechteste Gefühl. Sehr, sehr emotional”, lacht Skrzybski. Für ihn persönlich war’s wie ein Derby-Tor.
Auf Schalke ist Steven Skrzybski in den ersten beiden Pflichtspielen in Schweinfurt und Wolfsburg noch nicht zum Einsatz gekommen – am Sonntag gegen Hertha ist die nächste Chance zur Einwechslung. Zwar hat sich der Wechsel zu den Königsblauen für ihn vom ersten Tag an gelohnt, „da Schalke mein Herzensverein ist”, aber er stellt auch klar: „Ich bin natürlich nicht nur hier, um mir alles anzugucken – ich will schon auch auf dem Platz stehen.”
14 Tore hat er in der vergangenen Saison für Union Berlin in der Zweiten Liga geschossen, damit war er nach Marvin Ducksch (18) der beste Torjäger der Liga – ist er da eigentlich nie den Herthanern in der eigenen Stadt mal aufgefallen? Doch, erzählt Skrzybski: „Interesse gab es mal, aber nie ein konkretes Angebot.” Und gereizt hätte es ihn ohnehin nicht wirklich: „Ich muss ehrlich sagen: Das wäre auch nicht so, dass ich dann gesagt hätte: Juhu, da geh ich hin.” Als Schalker hat man andere Ziele – auch in Berlin.
Autor: Manfred Hendriock