Sachlich und nüchtern ließe sich Pierre-Emerick Aubameyangs zweiter Platz bei der Wahl des besten afrikanischen Fußballers natürlich so analysieren: Der Star-Stürmer von Borussia Dortmund ist der erste Verlierer. Die Besten des afrikanischen Kontinents hatten allesamt das Nachsehen gegenüber Riyad Mahrez, der am Donnerstagabend in der nigerianischen Hauptstadt Abuja als Nachfolger Aubameyangs ausgezeichnet wurde.
Eines muss man dem Algerier ja auch lassen: Er hat immerhin an der wundervollen Geschichte Leicester Citys mitgeschrieben, deren Meisterschaftsaussichten in der englischen Premier League vor dem sensationellen Titelgewinn 2016 ungefähr so groß waren die Überlebenschancen eines Schneeballs in der Sahara. Man kann also schon mal mehr daneben liegen bei solchen persönlichen Preisverleihungen als mit der Wahl Mahrez'.
Aubameyang muss sich allenfalls wegen des missglückten Auftritts bei der Gala in T-Shirt und Jogginghose grämen, an dem er wegen eines fehlgeleiteten Koffers jedoch keine Schuld trug. Es gibt im Fußball zwei Währungen, die bei Individualpreisen zählen: Tore und eben auch Titel. Nach erstem Kriterium hätte kein Weg am Dortmunder Torjäger vorbei geführt, der auch in der Hinrunde der Bundesliga schon wieder 16 Mal getroffen hat. Das wahr gewordene Fußballmärchen in Leicester gab diesmal aber den Ausschlag – auch wenn Mahrez mit der Mannschaft von Trainer Claudio Ranieri im zweiten Halbjahr längst schon wieder im Alltag, sprich: im Abstiegskampf angekommen ist.
Und dennoch darf Pierre-Emerick Aubameyang stolz sein auf das Erreichte. Er hat mit seinen Leistungen und den vielen Toren den Grundstein gelegt, zu den besten Spielern der Welt zu zählen. Regelmäßig für eine solche Auszeichnung infrage zu kommen, ist sein Verdienst – und der von Borussia Dortmund. Aus einem mittelmäßigen Team könnte selbst ein Aubameyang nicht ständig herausstechen. Mal sehen, wie lange er angesichts eigener Schwärmereien für Real Madrid und wilden Transfergerüchten aus dem Land des aufgehenden Fußballs noch versucht, für Borussia Dortmund Tore zu schießen – und auch Titel gewinnen zu wollen.