Führerschein bestanden und einen Dreijahresvertrag unterschreiben und ein bärenstarker Auftritt im Test gegen Bayer Leverkusen, als er Gonzalo Castro zur Wirkungslosigkeit verurteilte – Bochum schien auf der Rechtsverteidiger-Position einen ungeschliffenen Diamanten zu besitzen.
Doch die Wirklichkeit sah ganz anders aus. Drei Jahre später, im Sommer 2016, verlängerte der VfL den Vertrag mit dem jungen Abwehrspieler um ein weiteres Jahr, obwohl dieser in den vergangenen drei Jahren es gerade einmal auf zwei Zweitliga-Einsätze gebracht hatte. Eine unglaubliche Verletzungs-Odyssee ließ Gyamerah immer wieder die Hoffnung auf ein erfolgreiches Comeback als gesunder Fußballer vergessen.
Letzter Pflichtspiel-Einsatz liegt zwei Jahre zurück
Sein letzter Pflichtspiel-Einsatz liegt nun zweieinhalb Jahre zurück und dies ist die Vorgeschichte zu dem, was am Samstag im Wildpark passierte. Tom Weilandt hatte sich über Nacht eine Magen-Darm-Grippe mit Fieber zugezogen, und eine Stunde vor dem Anpfiff war klar, dass er Neuzugang aus Fürth passen musste. Gyamerah: „Das hatte sich schon im Mannschaftshotel angedeutet, so dass ich nicht ganz überrascht war. Eine Stunde vor dem Anpfiff auf dem Rasen sprach der Trainer kurz noch einmal mit Tom und rief mich dann plötzlich zu sich mit den Worten ‚Du spielst’.“ Für Gyamerah ging in diesem Moment nach drei Jahren der quälenden Ungewissheit ein Traum in Erfüllung.
Seinen überraschenden Einsatz hatte er sich in der Vorbereitung verdient. Der Außenverteidiger: „Schon im Quartier hatte mir unser Co-Trainer gesagt, dass meine Schnelligkeit im Training positiv aufgefallen ist. Gegen die aufgerückte Karlsruher Abwehr sollte ich etwas probieren.“
Die Position, auf der er eingesetzt wurde, war für den Rechtsverteidiger allerdings völlig ungewohnt. „Das ist für mich Neuland, und taktisch wusste ich auch nicht immer genau, was ich machen sollte. Aber dabei haben mir die Kollegen gut geholfen. Das hat mir die Sache erleichtert.“ Auch, wenn am Ende nur ein Remis auf der Anzeigetafel stand, so war Gyamerah überglücklich. „Es hat Spaß gemacht, die erste Halbzeit war super. In der zweiten haben wir nachgelassen.“
Dass er von seinem Einsatz erst eine Stunde vor dem Spiel erfahren hatte, fand der Abwehrspieler im Nachhinein als Glücksfall: „Vielleicht war es hilfreich, dass ich mir nicht schon die ganze Nacht Gedanken gemacht habe. Ich hatte überhaupt keine Zeit, nervös zu sein.“
Gyamerah in der Startelf – das war nicht nur für den Spieler die Erfüllung eines Traumes, sondern vom Trainer auch ein Signal an die vielen jungen Spieler im Kader, das bei konstant guten Leistungen der Sprung in die Startelf des VfL jederzeit möglich ist.