Seit mehr als zehn Jahren ärgern sich die Anwohner der Schönaustraße über die Parksituation bei Heimspielen von Borussia Dortmund - vor allem, weil die Autos von BVB-Fans Fluchtwege blockieren. Paradox: Auf die Frage, warum beim Spiel gegen den FC Porto am 18. Februar nicht kontrolliert wurde, nennt die Stadtpressestelle die "verkehrlich schwierige Erreichbarkeit" als Grund.
Dank eines Strafzettels ist Anwohnerin Ruth Storchmann nun der Geduldsfaden gerissen: "Seit über zehn Jahren arrangieren wir uns mit der Situation", berichtet sie. So lange fahren bereits schwere Baufahrzeuge durch die enge Schönaustraße. Arbeiten an zwei Rückhaltebecken und an der Schnettkerbrücke sowie die Emscherrenaturierung haben keine andere Lösung zugelassen. Damit die Fahrzeuge ungehindert durchfahren können, hat die Stadt eng gefasste Parkmarkierungen für die Anwohner eingerichtet, an die sich die Schönauer halten müssen.
Fußballfans parken auf Gehwegen
Anders sieht es aus, wenn Borussia Dortmund ein Heimspiel im nahe gelegenen Stadion hat. "Dann stehen die Autos auf Gehwegen, in Einfahrten und auf der Straße", berichten Ruth Storchmann und mehrere Nachbarn. Für Feuerwehr- oder Rettungswagen sehen sie an diesen Tagen kaum mehr ein sicheres Durchkommen. "Ein Notarzt musste bereits einmal seinen Wagen unten an der Schönaustraße abstellen und zu Fuß zum Einsatz laufen", so Ruth Storchmann weiter. Für Gerda Anne Engel eine unsägliche Situation. "Mein Mann ist Risikopatient und wegen mehrfacher Schlaganfälle auf Marcumar eingestellt." Das Medikament hemmt die Blutgerinnung, bei Notfällen sei schnelle Hilfe unter Umständen lebensnotwendig.
Mehrfach hat Ruth Storchmann eigenen Angaben zufolge das Ordnungsamt auf die Situation aufmerksam gemacht. Zuletzt per Mail am 13. Februar. Eine Antwort sei ausgeblieben. Acht Tage später hatte sie dann aber einen 10-Euro-Strafzettel an ihrem Auto - ausgestellt am Sonntagmorgen. Sie habe nicht in der vorgegebenen Markierung geparkt. "An einem Sonntag", merkt sie an. Zu diesem Zeitpunkt habe sie niemanden mit ihrem Auto behindert.
Erneut wandte sie sich an das Ordnungsamt. Und erhielt diesmal die Antwort, dass das "Knöllchen" nicht vom Ordnungsamt gekommen sei, sondern von der Polizei. Die Mail enthielt aber auch den Hinweis, dass die Verkehrsüberwachung "keine Unterschiede mache zwischen Anwohnern und Nichtanwohnern".
Schwierige Erreichbarkeit
Auf die Frage, warum aber niemand etwas gegen die Falschparkerei während der BVB-Spiele unternehme, erhielt sie keine Antwort. Auch nicht vom zuständigen Bezirksbeamten der Polizei, an den sie sich gewandt hatte. Auf Anfrage der Redaktion hieß es von der Stadtpressestelle: "Aufgrund der Vielzahl der hier eingehenden Tipps, Hinweise und Beschwerden" sei die Verkehrüberwachung nicht immer in der Lage, "zeitnah darauf zu antworten". Zum Spiel gegen den FC Porto am 18. Februar seien eigentlich Kontrollen vorgesehen gewesen. Pikant: "Wegen der verkehrlich schwierigen Erreichbarkeit", aber auch wegen anderer aktueller Aufträge sei es nicht dazu gekommen. Die Verkehrsüberwachung werde aber versuchen, an einem der nächsten Spieltage dort Kontrollen durchzuführen.
Am Dienstag (8. 3.) will Ruth Storchmann mit mehreren Nachbarn das gemeinsame Anliegen bei der Bürgerfragestunde vor der Bezirksvertretung Hombruch zur Sprache bringen.