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LÜNER SV - Wahlkampf contra Wiefelspütz?

LÜNER SV - Wahlkampf contra Wiefelspütz?
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Am Sonntag stieg auf mehreren Sendern das große TV-Duell zwischen Kanzler Gerhard Schröder und dessen Herausforderin Angela Merkel. Doch auch im kleinen Lünen ist der Wahlkampf angekommen.

Am Sonntag stieg auf mehreren Sendern das große TV-Duell zwischen Kanzler Gerhard Schröder und dessen Herausforderin Angela Merkel. Doch auch im kleinen Lünen ist der Wahlkampf angekommen.

Denn mit einem öffentlichen Brief, den wir hier in gekürzter Form abdrucken, haben die ehemaligen LSV-Spieler Thomas Syperreck, Roland Filipovic, Marcel dos Santos und Fabian Lenz finanzielle Ansprüche gegenüber den Rot-Weißen zum Ausdruck gebracht.

Adressiert ist das Schreiben an den Vereins-Vorsitzenden Dr. Dieter Wiefelspütz. „Der Brief ist persönlich an mich gerichtet und kam im SPD-Ortsverein Lünen an“, erklärt das Mitglied des Bundestages und innenpolitische Sprecher der Sozialdemokraten.

Ein ungewöhnlicher Vorgang, denn Wiefelspütz ist zwar der erste Mann im Club, das administrative und operative Geschäft wickelt aber der mehrköpfige Vorstand, dem unter anderem Dirk Hartmann, Jens Backszat (beide 2. Vorsitzende) und Peter Marx (Geschäftsführer) angehören, ab. Post an den Verein geht gewöhnlich an die Geschäftsstelle des Lüner SV, die bekanntlich in der „Kampfbahn Schwansbell“ beheimatet ist. „Dieser Brief diffamiert mich, und das zu einem Zeitpunkt, der offenbar ganz bewusst gewählt wurde, nämlich gut zwei Wochen vor der Bundestagswahl“, empört sich Wiefelspütz. „Es wird hier versucht, sich im Wahlkampf in Stellung zu bringen“, kann auch Marx den Vorgang nicht fassen.

Als Drahtzieher hinter der Aktion wird der inzwischen bei der Hammer SpVg tätige Oswald Semlits vermutet. Der Ex-Profi hatte den LSV Anfang April diesen Jahres und damit acht Wochen vor dem Saisonende völlig überraschend in Richtung Hamm verlassen. Gemeinsam mit den vier genannten Fußballer versucht der Lüner Ex-Coach nun auf dem arbeitsrechtlichen Weg, offenbar nicht gezahlte Gelder einzufordern. Den Letter an Wiefelspütz hat Semlits allerdings nicht unterschrieben.

Der Politiker hat inzwischen „in einem persönlichen Brief den jungen Leuten geantwortet. Ich habe ihnen geschrieben, dass ich ihren öffentlichen Brief zur Kenntnis genommen habe und denke, dass wir uns relativ schnell mit ihnen einigen können. Sie werden jeden Cent kriegen, sofern ihre Ansprüche berechtigt sind.“

Damit sind unter anderem Fahrtkosten-Erstattungen gemeint, für die das Quartett Belege erbringen soll. „Wir haben den Spielern gesagt, dass sie ihr Geld bekommen. Mit Fabian Lenz hatten wir sogar bereits ein Agreement getroffen. Dass sie sich nun an die Öffentlichkeit wenden, hat einen anderen Hintergrund“, vermutet Marx „einen gefrusteten Ex-Trainer“ hinter der Aktion.

Es ist nicht das erste Mal, dass sich die Führungsetage des LSV gegen Anschuldigungen, Versprechungen nicht oder nur sehr zögerlich einzuhalten, wehren muss. In den vergangenen Jahren hat der Club über 200.000 Euro Verbindlichkeiten (Forderungen des Finanzamts und der Berufs-Genossenschaft) abgetragen. Klar hat es da immer wieder mal finanzielle Engpässe gegeben. Ein Bereich, in den sich in der vergangenen Serie auch der ehemalige Sportliche Leiter Helmut Krause einbringen sollte.

Dass nun wieder einmal eigentlich interne Angelegenheiten nun über die Presse ausgetragen werden, könnte Lünens ehemaligem Vorzeige-Verein den Nerv rauben. Marx: „Da fragt man sich schon, ob das alles noch Sinn macht.“

Öffentlicher Brief (Auszug) Sehr geehrter Herr Dr. Wiefelspütz, Sie wissen, dass wir für mehrere Monate keine Gehälter vom Lüner SV erhalten haben. Aus diesem Grund haben wir mehrfach versucht, Sie zu erreichen. Seit Wochen beantworten Sie unsere an Sie gerichteten Mails nicht, sind für uns telefonisch nicht erreichbar (was früher möglich war) oder Sie lassen sich verleugnen. Deshalb haben wir jetzt einen Rechtsanwalt eingeschaltet, der die vertraglichen Pflichten des Lüner SV einfordert.

Wir haben beim Lüner SV mit Herz trainiert und gespielt, haben unter unserem damaligen Trainer Oswald Semlits bis zu fünf Mal die Woche trainiert, um zu dem sportlichen Erfolg und dem Tabellenstand zu gelangen, den wir erreicht haben.

Wir haben alles getan für den Lüner SV und seine Fans, obwohl wir als Spieler von Ihnen und ihren Vorstandskollegen Hartmann, Backszat und Krause fortwährend enttäuscht und belogen worden sind. [...]

Sehr geehrter Herr Wiefelspütz, müssen Sie und Ihr Präsidium wie so oft in der Vergangenheit noch Anwalts- und Gerichtskosten produzieren, nur weil sie vertragliche Vereinbarungen nicht einhalten. Und wer bezahlt diese? Sie? Der Verein? Wie war das in der Vergangenheit?

Sie sind den Sorgfalts- und Fürsorgepflichten eines Arbeitgebers nicht nachkommen, Sie haben junge Menschen tief enttäuscht und damit jegliche Glaubwürdigkeit verloren. Wie lebt man damit? Thomas Syperrek, Roland Filipovic, Marcel Marques Dos Santos, Fabian Lenz

Nachgefragt Oswald Semlits, was werfen Sie den Verantwortlichen des Lüner SV vor? Dass sie ihren Verpflichtungen nicht nachgekommen sind, und das über Monate. Die vier genannten Spieler und ich sind nicht die einzigen Personen, denen man leere Versprechungen gemacht hat, die einfach nicht eingehalten wurden. Ich will Ihnen nur ein Beispiel nennen: Mein Bruder Ernst hat mir als Betreuer geholfen. Er war fünf bis sechs Mal die Woche vor Ort, hat die Jungs teilweise nach dem Training oder Spiel nach Hause gefahren. Er sollte dafür 120 Euro im Monat bekommen, selbst die sind nie gezahlt worden. Was noch schlimmer ist: Einigen Spielern wurden Arbeitsplätze versprochen, doch dazu kam es nie, sodass die teilweise in richtige Existenznöte geraten sind. Auch ich hatte seit Saisonbeginn im Sommer 2004 erst zwei Mal Geld erhalten, normalerweise wird ein Trainer monatlich entschädigt.

Warum richten sich Sie und die Kicker persönlich an Herrn Wiefelspütz? Weil er selbst immer wieder betont hat, dass er der erste Ansprechpartner sei. Es gab auch keinen anderen, denn die Herren Backszat und Hartmann haben sich nie bei der Truppe blicken lassen. Wenn es eine Krisen-Situation gab, habe ich ihn in seinem Büro in Berlin angerufen und ihn gebeten, sich vor der Mannschaft zu äußern. Am 23. Januar diesen Jahres hatten wir eine Teamsitzung, da war schon ein halbes Jahr lang nicht gezahlt worden. Wir hatten eigentlich beschlossen, dass wir unter diesen Voraussetzungen nicht mehr antreten werden. Dann hat sich Herr Wiefelspütz wieder vor die Mannschaft gestellt und Versprechungen in die Welt gesetzt, die letztlich nicht eingehalten werden konnten, weil der Verein durch die hohen Altschulden finanziell dazu nicht in der Lage war.

Was halten Sie von dem Vorwurf um, mit dem offenen Brief in den Wahlkampf einzugreifen? Was Herr Wiefelspütz da vermutet, kann und will ich nicht kommentieren. Ich denke auch, die dargelegten Fakten sprechen für sich.

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