Am 6. März 1982 empfing Rot-Weiss Essen im Georg-Melches-Stadion die Fortuna aus Köln.
Zu diesem Zeitpunkt steckten die Essener in der unteren Tabellenhälfte der in dieser Spielzeit erstmalig eingleisigen 2. Bundesliga. Als 15. ging man gegen den Tabellensechsten in einer Außenseiterrolle in die Partie, das Hinspiel hatten die Kölner noch mit 2:0 gewonnen.
Trainer war zum damaligen Zeitpunkt der Pole Aleksander Mandziara - und der hatte an jenem 26. Spieltag eine Idee.
An der Seite von Top-Torjäger Gregor Grillemeier, der vor der Partie in 21 Einsätzen bereits zehn Treffer erzielt hatte, setzte der Coach auf einen waschechten Bergeborbecker: den gerade einmal 17 Jahre alten Jürgen Wegmann.
Wegmann leitet RWE-Sieg ein
Anlaufzeit brauchte das talentierte Eigengewächs keine. Nach nur drei Minuten brachte er Rot-Weiss in Führung. Kölns Norbert Schmitz konnte zwar schnell ausgleichen, doch ein Dreierpack von Grillemeier, der damit die Saisontore elf, zwölf und 13 markierte, sorgte für einen fulminanten 4:1-Sieg der Essener.
Wegmann spielte sich mit seinem Auftritt bei den Profis fest und kam anschließend in neun der letzten zwölf ausstehenden Partien zum Einsatz. Dabei traf er beim 1:1 gegen die Kickers Offenbach zur zwischenzeitlichen Führung und schnürte gegen den VfL Osnabrück beim 5:2 einen Doppelpack. RWE beendete die Saison auf einem sicheren elften Rang.
138 Spiele für Borussia Dortmund (46 Tore)
90 Spiele für Rot-Weiss Essen (37 Tore)
74 Spiele für den FC Bayern (38 Tore)
28 Spiele für den FC Schalke 04 (10 Tore)
7 Spiele für den MSV Duisburg (2 Tore)
Dass das aber nur ein kleiner Vorgeschmack der Qualitäten Wegmanns war, zeigte sich in den beiden darauffolgenden Saisons. 1982/83 gelangen ihm 16 Treffer in 36 Einsätzen, in der Spielzeit darauf glänzte er mit zwölf Treffern in 19 Spielen im ersten Halbjahr so sehr, dass er das Interesse von Bundesligist Borussia Dortmund weckte.
Notgedrungener Verkauf nach Dortmund
Die Essener, denen es wirtschaftlich wieder einmal nicht gut ging, mussten ihr Sturm-Talent für eine Millionen D-Mark ziehen lassen, um den Verein am Leben zu halten. Beim BVB fügte er sich auf Anhieb ein - und hielt den Verein 1985/86 in der Bundesliga. Nach einer schwachen Saison mussten die Dortmunder in die Relegation, wo das Auswärtsspiel bei Fortuna Köln mit 0:2 verloren ging. Schwarz-Gelb stand mit dem Rücken zur Wand, doch durch seinen Treffer zum 3:1 in der letzten Minute des Rückspiels brachte Wegmann den BVB in das Entscheidungsspiel, das letztlich mit 8:0 gewonnen wurde.
Sein Wechsel zum FC Schalke 04 stand zum damaligen Zeitpunkt bereits fest und sorgte für Unmut bei den BVB-Fans, doch nach einer Saison in Gelsenkirchen und zwei Spielzeiten beim FC Bayern, mit dem er 1988/89 die Meisterschaft holte, zog es ihn zurück zur Borussia, für die er insgesamt 138 Mal auflief und 46 Tore erzielte. Trotz seines Intermezzos beim Erzrivalen ehrten die Dortmunder den Stürmer 2009 zum 100-jährigen Vereinsjubiläum sogar mit einem Stern auf dem "Walk of Fame" des BVB.
Nach einem halben Jahr in Duisburg in der Rückrunde 1992/93, kehrte Wegmann noch einmal in seine Heimatstadt nach Essen zurück, wo er mit RWE den Gang in die Regionalliga antrat.
Den Mann, der sich durch seine Aussage "Ich bin giftiger wie die giftigste Schlange" den Spitznamen Kobra erarbeitet hatte, plagten im Spätherbst seiner Karriere bereits einige Verletzungsprobleme. Als er 1995 noch einmal für die symbolische Ablösesumme von einer Mark zum 1. FSV Mainz 05 wechselte, lief er lediglich in einem Testspiel auf, verletzte sich erneut schwer und beendete daraufhin seine Karriere, die er als Bergeborbecker Talent begann und die ihn zur gefürchteten Kobra machte.