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Subotic im Interview
„Ich habe mich immer als Serben gesehen“

Serbien: Dortmunds Subotic im im Interview
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Seine WM-Premiere erlebte Neven Subotic bei der 0:1-Pleite von Serbien gegen Ghana nur als Einwechselspieler. Am Freitag dürfte er aber in der Startelf stehen.

Reden wir ein wenig über Ihre Mannschaft. Auf welche Spieler müssen sich die Deutschen am Freitag besonders einstellen?

Nemanja Vidic von Manchester United gehört ohne Frage zu den besten Innenverteidigern der Welt. Dieser Einschätzung dürfte kaum jemand widersprechen. Dejan Stankovic hat mit Inter Mailand die Champions League gewonnen und spielt seit sehr vielen Jahren auf einem tollen Niveau. Dazu kommen Spieler wie Branislav Ivanovic, der sich im letzten Jahr bei Chelsea einen Stammplatz erkämpft hat, oder Marko Pantelic, der ein gutes Jahr bei Ajax Amsterdam absolviert hat. Wir haben insgesamt eine große individuelle Qualität im Team.

Wo liegen die Stärken und wo die Schwächen Ihrer Elf? Ist die Offensive das Prunkstück?

Neven Subotic (l.) kennt die deutschen Spieler aus der Bundesliga (Foto: firo).

Das würde ich nicht unbedingt sagen, auch die Defensive ist gut besetzt. Ich würde generell sagen, dass unsere Stärke darin liegt, dass wir keine echte Schwäche haben. Wir sind überall zweifach, manchmal sogar dreifach besetzt. Unsere Viererkette ist groß und zweikampfstark, dazu kommen im Mittelfeld einige kleine, quirlige Spieler und drei Stürmer, die wissen, wo das Tor stehen.

Sie zählen seit knapp einem Jahr zum Team. Drei Verbände bemühten sich zuvor um Ihre Dienste: Deutschland, die USA und Serbien. Ist Serbien Ihre Heimat?

Serbien ist das Land, aus dem ich herkomme. Aber meine Heimat ist Dortmund. Ich lebe zwar erst zwei Jahre in Dortmund, aber für mich ist das schon eine sehr lange Zeit.Wir sind in meiner Jugend wirklich sehr oft umgezogen. Daneben würde ich noch Schönberg als Heimat bezeichnen. Dort bin ich in den Kindergarten und zur Schule gegangen. Noch heute fahre ich oft dorthin, um meine alten Freunde zu besuchen. Dort fühle ich mich wohl.

Fiel es Ihnen schwer, sich angesichts der vielen Ortswechsel in Ihrer Jugend zwischen einem der drei Länder zu entscheiden?

Nein, eigentlich dauerte es nicht lange, bis ich meine Entscheidung gefällt hatte. Serbien war die logische Wahl. Meine gesamte Familie kommt von dort. Ich bin im serbischen Teil von Bosnien geboren. Deshalb habe ich mich immer als Serben gesehen, nie als Amerikaner oder Deutscher.

Sie kennen Ihre Gegner aus der Bundesliga. Wie kann man die Elf von Bundestrainer Joachim Löw knacken?

Es gibt kein Patentrezept, mit dem es auf jeden Fall klappt. Die Disziplin und die Taktik sind bei Deutschland immer sehr ausgeprägt, das wird auch diesmal so sein. Für uns geht es darum, unsere Qualitäten zu zeigen. Der Schlüssel wird auf den Außenbahnen liegen. Wir müssen dort an die Grundlinie kommen und von Flanken schlagen. Gelingt das, stehen unsere Chancen ganz gut.

Daraus kann man ableiten, dass Sie Deutschland nicht unbedingt als WM-Favoriten ansehen.

Es ist sicher so, dass die erste Elf der deutschen Mannschaft nicht unbedingt die Sterne vom Himmel spielt. Aber wenn man allein danach gehen würde, müsste England eigentlich jedes Mal ganz weit vorne landen. Jeder weiß, dass das schon sehr lange nicht mehr passiert ist. Deutschland kann auf jeden Fall für eine Überraschung gut sein.

Für Deutschland geht es immer darum, zumindest ins Viertelfinale vorzustoßen. Welches Ziel haben Sie sich mit der serbischen Mannschaft gesetzt?

Wir wollen der Welt unser schönstes Gesicht zeigen. Wenn die Leute im Rückblick an Serbien denken, sollen Sie den Namen mit schönem Fußball verknüpfen. Darüber hinaus wollen wir unserer jungen Nation ein positives Gefühl vermitteln und den negativen Eindruck der letzten WM, als wir mit drei Niederlagen das Turnier beendeten, vergessen machen.

Die Erwartungshaltung der deutschen Öffentlichkeit ist nicht sonderlich hoch, was die Chancen der Nationalelf angeht. Wie sieht es in Serbien aus? Was erwarten Ihre Landsleute von Ihnen?

Geht es nach Ihnen, werden wir Weltmeister oder zumindest Zweiter. (lacht) Die Euphorie war vor dem Turnier riesengroß. Sie werden aber auch zufrieden sein, wenn wir das umsetzen, was wir uns als Mannschaft vorgenommen haben. Davon bin ich überzeugt.

Wann ist die WM für Sie persönlich ein Erfolg?

Ich muss gestehen, dass mir das Ergebnis fast zweitrangig ist. Ich bin dann zufrieden, wenn wir der Welt guten Fußball zeigen. Ergebnisse spiegeln manchmal nicht unbedingt das Geschehen auf dem Platz wieder, deshalb halte ich nicht viel davon, sich eine Platzierung als Ziel zu setzen. Ich möchte einfach das Turnier genießen.

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