Sportlich wertvoll, menschlich nicht ohne Makel: Lukasz Piszczek wird von den polnischen Fans bei der Fußball-EM im eigenen Land für seine starken Leistungen gefeiert, doch noch im vergangenen Jahr tobte eine heftige Diskussion um den Außenverteidiger des deutschen Meisters Borussia Dortmund. Piszczek hatte sich wegen einer Spielmanipulation in seiner polnischen Heimat selbst angezeigt. Im polnischen Verband wurden Forderungen nach einer lebenslangen Sperre für die Nationalmannschaft laut.
Rückendeckung des BVB
Doch Piszczek hatte einen prominenten Fürsprecher: Verbandspräsident Grzegorz Lato setzte sich vehement für den 26-Jährigen ein. Dieser sei ein hervorragender Mensch und ein hervorragender Spieler, der eine Schlüsselrolle in der Mannschaft spiele, sagte der WM-Torschützenkönig von 1974. Piszczek wurde vom Bezirksgericht Breslau zu einem Jahr Haft auf Bewährung und 25.000 Euro Geldstrafe verurteilt. Der Verband sperrte ihn für alle Länderspiele bis Februar 2012.
Inzwischen ist die Sache abgeschlossen. Der Rückendeckung seines Vereins konnte sich Piszczek ohnehin immer sicher sein, auch weil er mit offenen Karten spielte. "Das ist keine Bagatelle, und man muss auch nicht so tun. Aber wenn man relativ weit hinten steht in der Hierarchie und andere so etwas tun, ist es schwer, sich rauszunehmen. In Polen ist das abgeschlossen - und für uns sowieso", sagte Jürgen Klopp.
Favre schulte den Polen um
Der BVB-Trainer kann auf den neben Philipp Lahm besten Rechtsverteidiger der Bundesliga auch gar nicht verzichten. Zweikampfstark, laufstark, willensstark - Piszczek ist ein kompletter Außenverteidiger und hat keine großen Schwächen. Er hält Mario Götze oder Jakub Blaszczykowski den Rücken frei. "Piszczek hat seine Stärken in der Defensive und auch in der Offensive, somit ist die rechte Verteidiger-Position optimal für ihn", sagt Klopp.
Dass Piszczek auf dieser Position überhaupt spielt, hat er Lucien Favre zu verdanken. Das Super-Hirnli aus der Schweiz schulte den Polen während der gemeinsamen Zeit bei Hertha BSC vom Offensivspieler zum Außenverteidiger um. Piszczek sei einer der besten Rechtsverteidiger der Bundesliga, da legt sich Nationaltrainer Franciszek Smuda fest.
Einstweilen beim Deutschen Meister
Smuda hat auch genaue Vorstellungen von der Zukunft des Dortmunders, der in der abgelaufenen Saison in 32 Spielen auf vier Tore und acht Vorlagen kam. "Meiner Meinung nach wird er Dortmund irgendwann verlassen und zu Real Madrid gehen", sagt der 63-Jährige. Der spanische Meister hat bereits sein Interesse bekundet, aber auch bei anderen europäischen Top-Klubs haben die Leistungen Piszczeks Begehrlichkeiten geweckt. So ist auch Inter Mailand auf Piszczek aufmerksam geworden, obwohl der einen Vertrag bis Juni 2016 besitzt.
"Piszczek spielt auch in der nächsten Saison definitiv in Dortmund", hat BVB-Sportdirektor Michael Zorc aber bereits vor der EM erklärt: "Es gibt kein offizielles Angebot, weder von Real und auch nicht von Rewe."