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Ribbeck wird 75
„Ich bin nicht der schlechteste Bundestrainer“

Interview: Erich Ribbeck zum 75. Geburtstag
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Dass Erich Ribbeck seinen 75. Geburtstag ausgerechnet begehen muss, wenn Deutschland gegen die Niederlande antritt, ist eine Gemeinheit des Schicksals.

Wie haben Sie die öffentliche Kritik an Ihrer Entscheidung pro Matthäus erlebt?

Ich habe mich davon nicht beeinflussen lassen. Sonst hätte ich mich ja direkt verabschieden können. Ich wurde auch vorher stark kritisiert, als ich bei den Bayern zum ersten Mal mit einer Viererkette spielen ließ. Ich wusste, wer mich warum in die Pfanne gehauen hat. Aber ich hatte ja keinen Panzer an. Der größte Druck für mich war, dass meine engsten Angehörigen mehr gelitten haben als ich selbst.

Neben der Personalie Matthäus wurde auch kritisiert, dass Deutschland neben der Türkei das einzige Team war, das noch mit Libero spielen ließ.

Otto Rehhagel wurde mit dem Libero Europameister. Doppelsechs, hängende Spitze – es gibt heutzutage die abstrusesten Ausdrücke für ein normales Fußballspiel. Dabei ist es doch so einfach: Wenn man gewinnt, ist alles richtig, und wenn man verliert, ist alles schlecht.

Bei Ihnen war es schon nach einem Unentschieden schlecht.

Das 1:1 gegen Rumänien zur Eröffnung war an sich gar nicht so schlimm – wenn danach nicht das England-Spiel gewesen wäre: Es war eines der wenigen Spiele, in dem wir besser als die Engländer waren. Meistens waren wir schlechter und haben gewonnen. Diesmal war es umgekehrt.

Am Tag nach dem Rumänien-Spiel wurden Sie 63 Jahre alt. Haben Sie gefeiert?

Es war wie üblich: Morgens eine Torte mit ein paar Kerzen drauf, dann wurde gratuliert, vielleicht haben sie auch ein Lied gesungen – ich weiß es nicht mehr. Wir waren aber mit so vielen Dingen beschäftigt, dass man auf eine Kleinigkeit wie einen Geburtstag nicht weiter achten konnte. Ein Schicksal, das ich übrigens mit Oliver Kahn teilte. Der hatte zwei Tage nach mir Geburtstag.

Etwas später stand das letzte Gruppenspiel gegen die bereits qualifizierten Portugiesen an. Hätte man sich mit denen nicht auf ein Weiterkommen einigen können?

Ach ja, das ist das Märchen von 1982. Da war ich zufällig auch dabei. Unser 1:0-Sieg damals gegen Österreich wurde als Nichtangriffspakt von Gijon bezeichnet. Sie glauben doch nicht im Ernst, dass man so etwas ausmacht, gegen Österreich wohlgemerkt. Das ist im Fußball doch wie Holland.

Und wie war Portugal?

Die brauchten keinen Sieg mehr und haben daher die B-Mannschaft auflaufen lassen – das Schlimmste, was uns passieren konnte. Die Spieler hatten Schaum vorm Mund, weil sie zeigen wollten, dass sie in die erste Elf gehören. So haben wir am Ende 0:3 verloren und ich bin am nächsten Morgen zurückgetreten. Aber ich hätte auch nicht weitergemacht, wenn wir Europameister geworden wären. Für mich stand der Entschluss von Anfang an fest: Ich mache das zwei Jahre und dann ist Ende. Sie sind nach meiner Frau sehr wahrscheinlich der Erste, dem ich das sage.

Lesen Sie auf Seite 3: Pechmomente und Fehlentscheidungen und Fehlurteile

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