Der KFC Uerdingen hat den Charaktertest gegen Alemannia Aachen bestanden. Die Wutrede von Murat Salar nach der peinlichen Vorstellung bei Viktoria Köln scheint bei der Mannschaft angekommen und allen voran von ihr verinnerlicht worden zu sein. Ein 1:1 gegen Aachen - ein absolutes Spitzenteam der Liga - kann sich mehr als nur sehen lassen.
Dabei war es am Ende für den KFC vielleicht doch eher eine gefühlte Niederlage, als ein Sieg. Rico Weiler, der den Ausgleich für den KFC erzielte, schoss auch das - vermeintliche - 2:1 in der 93. Minute. Die Grotenburg bebte, der Schiedsrichter zeigte zum Anstoßkreis, der Stadionsprecher gab das Tor durch - alles schien wie ein großer Traum. In wenigen Minuten zerplatzte dieser. Der Linienrichter hatte ein Handspiel von Weiler gesehen - richtigerweise. Konfrontiert mit diesem Vorwurf, zögerte der Noch-Held-Des-Tages nicht lange und gab zu: "Ja, es war ein Handspiel." Weilers spätere, trockene, ehrliche Erklärung: "So wurde ich erzogen."
Hut ab, Rico Weiler! Dass im Fußball Fair-Play nicht nur ein Wort ist, sondern auch gelebt wird, ist alles andere als selbstverständlich. Und unabhängig, ob in Liga eins oder Kreisliga C. Ich lege mich fest: vier von fünf Spielern hätten dieses Handspiel nicht zugegeben und lieber den Heldenstatus für einige Tage genossen.
Rico Weiler zeigte, dass es auch anders geht und man trotz Ehrlichkeit und Tor-Verzicht gefeiert werden kann. Nicht nur für Weiler schön, sondern auch für den KFC. Die Uerdinger haben in der jüngsten Vergangenheit, auf gut deutsch gesagt, viel auf die Fresse bekommen. Seien es sportliche Negativserien, Verfehlungen bei der U23-Regel, Trainerwechsel, verspätete Gehaltszahlungen oder Negativ-Schlagzeilen rund um Präsident Lakis - der KFC war immer ein verlässlicher Lieferant für negative Meldungen.
Weiler konnte diesen Ruf durch seine vorbildliche Aktion etwas aufpolieren. So etwas ist manchmal wichtiger als drei Punkte...