Nun, nach dem letzten Wochenende sieht die Lage ein wenig anders aus. Nachdem die Münchner in der Liga zum zweiten Mal in Folge gepatzt hatten, konnten die Schalker dies erstmals ausnutzen - und das nach dem deprimierenden Pokalaus drei Tage zuvor!
Klar, es wäre nur zu typisch für Fußball-Deutschland, wenn sich Schalke trotzdem noch in sein Schicksal ergeben und das „Spiel des Jahres“ am Samstag aus der Hand geben würden. Noch eine Niederlage gegen den Rekordchampion, und alles ginge seinen gewohnten Lauf. Bayern würde am 8. Mai mal wieder auf dem Marienplatz feiern, und die gelangweilte Gesellschaft wüsste nicht genau, zum wievielten Mal die Schale da in der Sonne glitzert.
Doch seit dem Auftritt in Leverkusen, wie man ihn von den anscheinend per Dekret zum Scheitern verurteilten Gelsenkirchenern nie erwartet hätte, liegt Außergewöhnliches in der Luft.
Weil die Mannschaft nicht von einen Aushilfstrainer wie Mirko Slomka begleitet wird, sondern vom Erfolgsmenschen Felix Magath fest geführt, muss man in diesem Jahr kein unerschütterlicher Berufsoptimist sein, um an das Gute in der Bundesliga zu glauben.
Magath hat nicht nur seine Mannschaft, sondern inzwischen den ganzen Verein im Griff. Vorbei ist die Zeit der eitlen Selbstdarsteller und vorlauten Büttenredner, die sich schon auf dem Rathaus-Balkon in die Menge winken sahen, ehe die Serie zu Ende war.
Schalke hat eine wundersame Wandlung hinter sich, vom Chaosklub des Vorjahres, als der überforderte Manager und sein Trainerflop gehen mussten, zu einem Vorzeigeverein.
Magath brachte erst die „jungen Wilden“, dann holte er ein paar No-Name-Kicker und alles fügt sich plötzlich zusammen. Die Truppe spielt so diszipliniert wie sie sich nach außen hin mit Äußerungen zu Saisonzielen gibt. Erst wenn es rechnerisch gar nicht mehr anders möglich ist, wird einer das Wort Champions League oder gar Meisterschaft in den Mund nehmen.
Gut so! Früher wurde gerne darüber geredet, was alles möglich ist, nun wird einfach so lange gearbeitet, bis das königsblaue Wunder plötzlich schöne Wirklichkeit geworden ist.