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Krupp nimmt die DEL in die Pflicht
Weniger Ausländer, mehr Nachwuchsarbeit

Krupp nimmt die DEL in die Pflicht
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Nach seinem erfolgreichen WM-Debüt als Bundestrainer nahm Uwe Krupp die Deutsche Eishockey-Liga (DEL) in die Pflicht. `Die Vereine müssen zeigen, ob sie daran interessiert sind, dass wir uns international verbessern, oder ob sie wollen, dass alles so bleibt´, sagte der ehemalige NHL-Star, dessen junge Mannschaft als Aufsteiger bei der WM in Russland einen hervorragenden neunten Platz belegte. Krupp erneuerte seine Forderung, die Zahl der Ausländer in der DEL weiter zu reduzieren. Die Liga müsse so strukturiert werden, `dass wir international auf den nächsten Level kommen.

Damit der achte Platz nicht nur Illusion ist.´ Die junge Auswahl des Deutschen Eishockey-Bundes (DEB) mit insgesamt 17 WM-Neulingen hatte das Viertelfinale nur knapp verpasst. DEB-Generalsekretär Franz Reindl unterstützte Krupps Vorstoß und kündigte an, den DEL-Klubs noch in dieser Woche ein konkretes Konzept vorzulegen. Die Kernpunkte: Die Ausländerzahl soll schon in der nächsten Saison von elf auf zehn und bis 2010 auf acht pro Klub reduziert werden. Junge Spieler, die in der DEL nur selten zum Einsatz kommen, sollen in Farmteams in der Oberliga Spielpraxis sammeln. Und die DEL-Klubs sollen zu verstärkter Nachwuchsarbeit verpflichtet werden.

Unterstützt Krupps Pläne: DEB-Generalsekretär Franz Reindl. (RS-Foto: firo)

`Wir müssen schnell was tun, dann haben wir 2010 eine Chance´, sagte Reindl mit Blick auf die Heim-WM in drei Jahren, bei der die Nationalmannschaft möglichst wieder unter die ersten Acht der Welt vorstoßen soll. Die weitere Ausländerreduzierung will Reindl der DEL dadurch schmackhaft machen, dass künftig nur noch 20 statt 22 Spieler pro Partie eingesetzt werden sollen. `Dann hätte man statt elf Ausländern und elf Deutschen zehn Ausländer und zehn Deutsche´, erläuterte Reindl. Das sei ein Kompromiss, der nichts koste. Das Argument der DEL-Klubs, eine weitere Verringerung des Ausländerkontingents treibe die Preise für deutsche Spieler in die Höhe, hat laut Reindl `wenig Substanz, das ist aus der Hüfte geschossen´.

Die Legionäre seien für 65 Prozent der Personalkosten verantwortlich, obwohl sie nur die Hälfte des Kaders stellten, sagte der DEB-Generalsekretär weiter: `Wenn man diese Seite verringert, kann es doch nicht teurer werden.´ Krupp nannte die DEL-Argumentation eine `Märchenstunde´ und begründete: `Profis aus Nordamerika spielen nicht für weniger Geld als deutsche U20-Spieler. ` DEL-Geschäftsführer Gernot Tripcke gab dem erneuten Vorstoß aber wenig Chancen. `Ich halte es für unwahrscheinlich, dass für die kommende Saison noch etwas geändert wird´, sagte er: `Dafür ist es eigentlich schon zu spät.´ Eine Reduzierung auf zehn Ausländer zur Saison 2008/09 sei realistischer, `das steht auch im Kooperationsvertrag mit dem DEB´.

Für Tripcke ist die Zahl der Legionäre aber nicht `des Rätsels einzige Lösung´. Man müsse an anderer Stelle ansetzen: `Wir müssen die Kinder aus dem Kindergarten und der Schule zum Eishockey bringen, vor allem in den Ballungsräumen.´ Dafür sei die politische Unterstützung des DEB notwendig, um die nötige Infrastruktur mit mehr Eisflächen zu bezahlbaren Konditionen zu schaffen: `Da müssen Städte und Gemeinden helfen.´ Eine konkretere Verpflichtung der DEL-Klubs zur Nachwuchsarbeit hält auch Tripcke für notwendig: `Das könnte man im Sommer im Rahmen eines Gesamtkonzepts verabschieden.´ Reindl forderte noch einmal vehement bindende Vorschriften:

`Wie groß der Videowürfel sein muss oder der VIP-Raum, wie viele Toiletten es geben muss - all das steht in den DEL-Richtlinien, aber nicht wie viele Nachwuchsmannschaften ein Klub haben muss.´ Tripcke wies indes auch auf die Verantwortung der unteren Ligen für den Nachwuchs hin. `90 Prozent der Spieler in den Jugend-Nationalmannschaften kommen aus den DEL-Klubs´, rechnete er vor: `Man kann nicht nur auf 14 DEL-Eigentümer vertrauen, die das deutsche Eishockey retten sollen.´

Die Forderung nach Farmteams in der Oberliga unterstützte Tripcke. Notwendig seien auch zwei oder drei `Ausbildungsteams in der Oberliga´, für die die DEL-Vereine ihre Talente abstellen, damit sie Spielpraxis bekommen. Anfang Juni wird sich die DEL-Sportkommission mit dem DEB-Vorschlag befassen. Im Laufe des Sommers soll den Klubchefs ein konkretes `Rundumkonzept´ vorgelegt werden.

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