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Handball: Bundestrainer Heiner Brand im Interview
"Werden andere Spiele als bisher gewohnt"

Brand: "Werden andere Spiele als bisher gewohnt"
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Kurz vor Beginn des Olympischen Handballturniers (10. bis 24. August) hat sich Bundestrainer Heiner Brand dem Interview gestellt. Neben den sportlichen Themen wie dem Stand der Vorbereitung, der Nominierung von Christian Schwarzer oder dem zu erwartenden Niveau des Turniers äußert sich der Weltmeistertrainer von 2007 auch zum Konflikt zwischen Sport und Politik und warum die Handballer nicht an der Eröffnungsfeier am 8. August teilnehmen werden.

"Herr Brand, zwei Monate Vorbereitung sind jetzt fast vorbei, Olympia steht vor der Tür. Wie viel Kraft hat das ganze Unternehmen schon gekostet?"

Heiner Brand: "Das war schon eine sehr intensive Zeit für alle Beteiligten. Für die Spieler rein körperlich, wo sie an die Grenzen gehen und dann irgendwo aber auch mit dem Kopf dabei sein müssen. Aber auch für mich: Vorbereitung und Veränderung des Programms, Auftritte in den Medien. Das sind schon gefüllte Tage. Wir waren zweimal zwei Tage und einmal drei Tage zuhause, aber das können keine Urlaubstage sein. Da habe ich von morgens bis abends am Schreibtisch gesessen." "Was erwarten Sie von den ersten Olympischen Spielen in China?"

Kritisch, aber mit dem Blick aufs Sportliche: Heiner Brand. (Foto: firo)

Brand: "Es werden sicher andere Spiele als bisher gewohnt. Ich denke, viele Dinge, über die im Vorfeld diskutiert worden ist, werden sich schon irgendwo erledigt haben. Wir müssen auch nicht als Mannschaft darüber sprechen. Jeder hat ja das Recht, sich zu äußern. Ich denke, viele haben schon ihre Meinung, aber vor allen Dingen sehen sie es so, dass wir uns auf den sportlichen Bereich konzentrieren. Das kann nicht unsere Aufgabe sein, Dinge zu erledigen, die die Politik nicht schafft."

"Und was erwarten Sie für das olympische Handball-Turnier? Darf man von einem besseren Niveau als bei EM und WM ausgehen, da mehr Zeit zur Vorbereitung war?"

Brand: "Es sind ja doch einige Nationen, die nicht diese Erholung hatten, die Qualifikationen spielen mussten. Deswegen mache ich mir da keine Gedanken. Im Nachhinhein kann man sich mal Gedanken machen, auf welchem Niveau das Turnier stattgefunden hat. Jetzt geht es nur um die eigene Vorbereitung." "Was können die Spiele für die Entwicklung Ihrer Spieler bringen?"

Brand: "So ein Turnier bringt die jungen Spieler immer weiter. Man sammelt Erfahrungen, die man sonst nicht sammeln kann, weil man sich international bewegt, weil es eben die Olympische Spiele in einem besonderen Ambiente sind. Das sind außergewöhnliche Erfahrungen." "Die Eröffnungsfeier werden Sie der Mannschaft aber nicht gönnen ..."

Brand: "Das habe ich entschieden, dass wir das nicht machen. Das ist nicht zu verantworten, zwei Tage vor dem ersten Spiel, wenn man weiß, dass man stundenlang irgendwo stehen muss. Da würde ich ewig ein schlechtes Gewissen haben, wenn wir das erste Spiel verlieren würden. Natürlich möchte jede Mannschaft gerne einmarschieren, was ich auch verstehen kann. Ich habe auch schon mal mit Tränen in den Augen auf der Tribüne gesessen und beim Einmarsch zugeguckt. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, aber unsere Aufgabe ist es, möglichst gut abzuschneiden." "Dabei soll Ihnen auch wieder Christian Schwarzer helfen. Waren Sie von dem großen Trubel um seine Nominierung überrascht?"

Brand: "Ich hatte mit den Reaktionen gerechnet. Und ich bin zu 100 Prozent überzeugt und habe mir das von Fachkollegen bestätigen lassen, dass Christian Schwarzer der stärkste deutsche Kreisläufer ist. Also kann ich guten Gewissens dahinterstehen." "Christian Schwarzer ist auch noch einer jener Spieler aus der sogenannten goldenen Generation, die 2004 mit Silber abgetreten ist. Was unterscheidet die Mannschaft von heute von der damals?"

Brand: "Das war die alte Generation und ist relativ schwer zu vergleichen. Die Mannschaft damals hatte viele Rückschläge wegstecken müssen, bevor sie nach Athen kam. Diese hier ist relativ schnell nach oben gekommen, man nehme nur den WM-Titel."

"Was macht Ihnen vor dem Start am meisten Sorgen?"

Brand: "Man macht sich Gedanken über die gesamte Entwicklung, wie schnell und wie steil geht's nach oben. Das sind ja alles Dinge, die man nur ungefähr weiß. Wie es sich dann tatsächlich darstellt, zu welchem Zeitpunkt das passiert, das kann man nie genau sagen."

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