Vier Spiele, neun Punkte, Platz eins. Mehr muss man über den Saisonstart gar nicht mehr sagen. Und die Euphorie ist auch für jeden aktuell spürbar, der es mit den Essenern hält. Das Gefühl, auf dem ersten Platz zu stehen, das hatten sie an der Essener Hafenstraße auch schon lange nicht mehr. Zumal der Mannschaft von Trainer Karsten Neitzel die Position an der Sonne auch nicht mehr durch die Nachholspiele von Rödinghausen (0:0 gegen Mönchengladbach II) und Oberhausen (0:2 gegen Viktoria Köln) zu nehmen ist.
Da stellt sich natürlich auch die Frage, was nun vom Trainer gefordert ist. Kann er seine Mannschaft einfach laufenlassen oder muss er sie auf den Boden zurückholen? „Das brauche ich nicht. Die Jungs wollen die Euphorie derzeit beibehalten. Außerdem habe ich nicht ansatzweise das Gefühl, dass einer einen halben Meter größer geworden ist.“ Dies wird sich wohl auch in Bergisch-Gladbach zeigen, wo der Deutsche Meister von 1955 das Kontingent von 2000 Karten wohl nahezu ausschöpfen dürfte. Verzichten muss er wie schon gegen Köln II auf die verletzten Cedric Harenbrock, Kevin Freiberger (beide Kreuzbandriss), David Jansen (Achillessehnenprobleme), Marcel Platzek (Haarriss im Spann) und Marcel Lenz, der immer noch nicht wieder am Mannschaftstraining teilnehmen konnte.
Gegner Herkenrath geht es stimmungstechnisch ähnlich wie den Rot-Weissen. Der Verein, der vor neun Jahren noch in der Kreisliga C gespielt hat, dürfte die meisten Experten überrascht haben. Elf Tore aus den ersten vier Begegnungen, nach vier Spielen immer noch in der oberen Tabellenhälfte. Neitzel hat sich beim Herkenrather „Derby“ gegen Bonn einen eigenen Eindruck verschafft: „Es ist ein geschwindtes Fußballspielen“, sagt er über den Aufsteiger, bei der er „die beste Ausgangsposition, die eine Mannschaft haben kann“, sieht. Das machte beispielsweise auch die beiden Aufholjagden gegen Köln II und Bonn möglich. Neitzel: „Sie machen sich keinen Kopf über Fehler, nach außen wird Leichtigkeit ausgestrahlt. Von den Zuschauern bekommen sie außerdem jeden Fehler verziehen.“
Beim Essener Anhang dürfte das derzeit ähnlich sehen. Auch weil die Tabellenführung erst bei einer Niederlage mit sechs Toren Unterschied in Gefahr wäre.