Das dürfte jedem Fan gut getan haben. Unmittelbar nach dem Treffer zum 3:0 durch Kai Pröger stimmten die Zuschauer bereits Jubelgesänge an. „Der RWE ist wieder da“, schallte es durch das mit 11.077 Menschen gefüllte Stadion Essen.
Und wie er wieder da gewesen ist. Doch das lag auch an den glänzend aufgelegten Neulingen im Kader. Schon nach wenigen Sekunden erzielte Neuzugang Florian Bichler das 1:0, in der zweiten Halbzeit schnürte er noch seinen Doppelpack. Und er war es dann auch, der das 2:0 für einen anderen Neuling, Daniel Heber nämlich, auflegte. Lukas Scepanik hielt seine linke Seite dicht und ermöglichte mit seinem Einsatz auch den Schachzug Kevin Grund ins Zentrum zu ziehen. Torwart Lukas Raeder, der beim Gegentreffer machtlos war, schaffte es, mit seiner Ausstrahlung seine Vorderleute zu stabilisieren.
Auf Tempo und Flexibilität hatten Trainer Karsten Neitzel und Sportdirektor Jürgen Lucas geachtet. Dies zahlte sich offensichtlich schon gegen den hocheingeschätzten WSV, selber nach dem 3:1-Auftaktsieg gegen Herkenrath mit einer ordentlichen Portion Euphorie ausgestattet, aus.
Doch nun gilt es, in diese Leistungen endlich einmal Konstanz reinzubringen. Dann könnte Rot-Weiss Essen auch ein ernster Kandidat für die Spitzengruppe werden. Dort nämlich, wo sie seit Jahren von fast jedem Regionalliga-Trainer gesehen werden, wo sie aber seit Jahren schon eigentlich nicht mehr gewesen sind. Für positive Ausreißer nach oben war der Deutsche Meister von 1955 in den letzten Jahren immer gut, wenn auch eher in der ersten DFB-Pokalrunde gegen Düsseldorf, Bielefeld oder Mönchengladbach.
Und so hat Karsten Neitzel recht, wenn er sagt: „Es wird wichtig sein die Kirche im Dorf zu lassen, damit uns das Ergebnis nicht eine Woche später wieder auf die Füße fällt.“ Denn jetzt steht der böse Alltag an. Am Mittwoch geht es im Pokal gegen den Bezirksligisten Victoria Mennrath, am kommenden Samstag zum Aufsteiger Kaan-Marienborn. Gegner, bei denen man als Zuschauer geneigt ist zu erwarten, dass sie weggefidelt werden, die von der Leistungsstärke - zumindest die Siegener - aber gar nicht so weit dahinter sind, wie man meint.
Denn wie schnell diese Euphorie auch wieder kippen kann, hat Neitzel schon vor seinem Amtsantritt mitbekommen. Als Zuschauer im Spiel gegen Uerdingen, als RWE bis zur 90. Minute 2:0 führte und in der Nachspielzeit das 2:2 kassierte. Auch da hieß es, der RWE sei wieder da. Es folgte der dramatische Umschwung und ein Stimmungsboykott, der sich bis zum Saisonende hinzog.
Autor: Stefan Loyda