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Ein Hauch von großem Fußball

Ortstermin: Oberliga-Eröffnung in Gütersloh
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Am Freitag war es soweit - und die Ehre, den ersten Anstoß der neuen Oberliga-Westfalen-Saison vorzunehmen, war einer echten Oberliga-Legende vorbehalten.

Hans Tilkowski, vor allem als Hüter des "Wembley-Tores" bekannt, war ins Gütersloher Heidewaldstadion gekommen, um die symbolische Eröffnung der Oberliga-Westfalen-Spielzeit durchzuführen. Tilkowski spielte vor rund 50 Jahren selbst in der Oberliga, stand bei Westfalia Herne zwischen den Pfosten. "Allein der Name Oberliga zieht schon, ich bin froh, dass es die Oberliga wieder gibt, und denke, dass dies eine gute Entscheidung für den Amateurfußball war", sagte der 39-fache Nationalspieler vor dem Spiel des 1. FC Gütersloh gegen den Rivalen SV Lippstadt 08.

Das Experiment NRW-Liga, das nach vier Jahren schließlich von allen Seiten als gescheitert betrachtet wurde, ist damit endgültig zu den Akten gelegt worden. Die fünfthöchste Spielklasse untersteht wieder ganz allein einem Landesverband, also dem Fußball- und Leichtathletikverband Westfalen. Sieben Vereine aus der NRW-Liga sowie elf Aufsteiger aus den Westfalenligen, sie bilden nun die neue Oberliga Westfalen. Das hat nur wenig mit der Oberliga West zu tun, in der Tilkowski durch die Strafräume flog, aber immerhin ist seine Westfalia mit einem der traditionsreicheren Namen dabei.


Das Derby zum Start steigt aber zwischen Gütersloh und Lippstadt - und FLVW-Präsident Hermann Korfmacher freut sich über diese Knaller-Premiere. "Ich denke, dieses Derby ist eine gute Auftaktpartie." 2.800 Zuschauer sehen es genauso und sind ins Heidewaldstadion gekommen. Das ist eine Drittliga-reife Kulisse, auch beim Drumherum geht es fast wie beim "großen Fußball" zu. Mehrere Kamerateams geben sich die Ehre, Korfmacher und Tilkowski geben ein Interview nach dem anderen. Zwischen Stadiontor und Haupttribüne wurde ein VIP-Zelt aufgestellt, damit die zahlreichen Ehrengäste den Abend auch standesgemäß verbringen können.

Am aufgeregtesten sind aber wohl die Einlaufkinder, die ihren großen Auftritt ebenfalls vor dem Anstoß haben und die Teams auf den Platz begleiten, um später dutzende rote und weiße Ballons in den blauen Himmel steigen zu lassen. FCG-Sportkoordinator Ronald Maul hat die Knirpse im Spielertunnel höchstpersönlich noch einmal in die Kunst des feierlichen Luftballon-Tragens eingewiesen.

Potofski philosophiert: "Tja, so ist das."

Was wird er zwei Stunden später gedacht haben? Der FC Gütersloh war ein guter Gastgeber, auch aus sportlicher Sicht. Denn die Lippstädter, die eigentlich weniger vom Spiel hatten, gehen durch ein Tor von Viktor Maier zehn Minuten vor Schluss in Führung - und geben diese auch nicht mehr her. Der Pass zum glücklichen Siegtreffer kam indes von Michael Joswig, dem Torwart des Gegners. "Tja, so ist das", wird Ulli Potofski, der als Moderator für das neue Liga-eigene Internetportal fungiert, nachher philosophieren, "ausgerechnet der mit Abstand erfahrenste Mann auf dem Platz macht den Fehler, der schließlich das Spiel entscheidet."

Tilkowski hätte die Situation wahrscheinlich anders gelöst. Mitte der 1960er Jahre wurde "der König des Stellungsspiels" in einem Atemzug mit Lew Jaschin und Gordon Banks genannt. Dass ein Spieler aus Heven, Erndtebrück oder Neuenkirchen mal zu Weltruhm kommt, ist fast ausgeschlossen: Anders als vor 50 Jahren ist die Oberliga heute nur noch die fünfthöchste Spielklasse.

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