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WM 2022
Das steckt hinter den schlechten TV-Quoten bei ARD und ZDF

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ARD und ZDF sind enttäuscht: Die TV-Quoten sind bei der WM 2022 in Katar deutlich schlechter als bei vergangenen Turnieren. Die Hintergründe.

9,23 Millionen Menschen wollten am Mittwoch das erste deutsche Gruppenspiel bei der Fußball-Weltmeisterschaft in Katar gegen Japan (1:2) schauen. Nur 9,23 Millionen Menschen. Auch wenn der Marktanteil bei knapp 60 Prozent liegt - Quoten, die bei Sendern bei anderen Themen Jubelstürme auslösen würden -, sind die Zahlen deutlich schlechter als vor vier Jahren beim Turnier in Russland. Das 0:1 zum Auftakt gegen Mexiko in Moskau hatten noch 25,97 Millionen (MA: 81,6 Prozent) im ZDF gesehen. Das EM-Finale der Frauen-Nationalmannschaft im Sommer verfolgten durchschnittlich 17,9 Millionen und damit fast doppelt so viele wie nun die Männer. „Das letzte Mal, dass ein WM-Spiel mit deutscher Beteiligung weniger als 10 Millionen Zuschauer gesehen haben, ist über 30 Jahre her", sagte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky.

WM 2022: Wie sind die Quoten bei ARD und ZDF?

Die niedrigen Zahlen hatten sich aber bereits abgezeichnet. Nur das Eröffnungsspiel zwischen Gastgeber Katar und Ecuador (0:2) knackte an den ersten vier Tagen die 5 Millionen-Marke. Selbst der Auftakt des Titelverteidigers Frankreich gegen Australien (4:1) zur Prime-Time lockte nur 4,96 Millionen Fans vor die Fernsehgeräte. Dies waren knapp drei Millionen weniger als beim reichweitenschwächsten Spiel zur gleichen Zeit 2018.

Bezeichnend war aber der Montag. Während zur besten Sendezeit im ZDF das Duell zwischen den USA und Wales (1:1) zu sehen war, sorgte die ARD selbst mit einer Krimi-Wiederholung von 2013 für eine höhere Einschaltquote und Reichweite.

WM 2022 in Katar: Wie werden die Quoten ermittelt?

Gemeinsam mit der AGF Videoforschung ermitteln ARD und ZDF sowie acht privatwirtschaftliche Sender die TV-Quoten. Genutzt werden dabei die Daten von 5.400 Haushalten, die mit einem speziellen Gerät ausgestattet sind. Diese Gruppe ist repräsentativ für die „Wohnbevölkerung in der Bundesrepublik Deutschland in Privathaushalten mit mindestens einem Fernsehgerät in Gebrauch und einem deutschsprachigem Haupteinkommensbezieher“ rekrutiert. Es lassen sich dadurch Rückschlüsse auf 75 Millionen Personen ab drei Jahren ziehen.

Kann es sein, dass genau in dieser Gruppe überdurchschnittlich viele Personen sind, die die WM boykottieren wollen? Unklar. "Haltungen oder politische Ansichten spielen bei der Rekrutierung des Panels keine Rolle. Also auch nicht die Frage, wie die Menschen zum WM-Boykott stehen", heißt es auf Anfrage dieser Redaktion von der AGF. Ausgewählt wird die Stichprobe nach soziodemografischen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Bildung und tv-spezifischen Merkmalen. Klar ist auch: Wer die WM boykottiert, aber nicht Teil des AGF-Panels ist, hat keinen Einfluss auf die Quote.

Was sind die Gründe für die schlechten Quoten?

Die Gründe dafür sind vielschichtig. Neben der ungewohnten Jahreszeit, die eigentlich für einen durchschnittlich höheren Fernsehkonsum steht, überlagern politische Themen die Sportveranstaltung.

„Die ersten drei WM-Tage im ZDF waren geprägt vom Spagat zwischen der angemessenen Berichterstattung über die ersten Gruppenspiele und der Aufbereitung der kritischen Themen rund um dieses Turnier“, sagte ZDF-WM-Teamchef Christoph Hamm. Die massive Diskussion um die „One Love“-Binde sorgte scheinbar ebenfalls bei vielen ohnehin schon kritischen Fans zu noch mehr Unmut.

WM 2022: Wie sind die Zahlen im Live-Stream?

Im Gegensatz zu den gefallenen TV-Quoten hat die Nutzung der Live-Streams im Internet bei der Fußball-WM in Katar nach Angaben der ARD und des ZDF im Vergleich zur WM 2018 stark zugenommen. Wichtig sei bei der Gesamtbetrachtung des Interesses an der WM, auch die gestiegene Livestreaming-Nutzung zu berücksichtigen, sagte ARD-Sportkoordinator Balkausky. „Viele Menschen haben, auch aufgrund der frühen Anstoßzeit, das Spiel der deutschen Mannschaft gegen Japan im Stream bei "sportschau.de" und in der ARD Mediathek verfolgt“, erklärte er. Die Zahlen seien zwar nicht 1:1 mit den Zuschauerzahlen im TV vergleichbar, „sie geben aber dennoch einen wichtigen Hinweis auf das Gesamtinteresse“.

Nach ARD-Angaben vom Freitag waren die Streams auf „sportschau.de“ und in der Mediathek etwa 12,5 Millionen Mal abgerufen worden. Dies sei ein deutlicher Anstieg zur WM 2018, genaue Vergleichszahlen lagen aber nicht vor. Auch beim ZDF wurde ein stärkerer Zugriff auf die Streaming-Angebote festgestellt. In der Mediathek seien die Abrufzahlen der Event-Livestreams jedoch „im Vergleich stark gestiegen“, sagte WM-Teamchef Hamm.

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