Standing Ovations für Joachim Löw: Als der Bundestrainer außer Dienst bei den Feierlichkeiten zum 20-jährigen Jubiläum des WM-Triumphes von Rom im Europapark Rust als Ehrengast begrüßt und für den dritten Platz bei der WM in Südafrika gewürdigt wurde, gab es stehende Ovationen.
Wenige Stunden zuvor hatte sich Löw erstmals nach dem Turnier mit Teammanager Oliver Bierhoff, seinem Assistenten Hansi Flick und Torwarttrainer Andreas Köpke in seinem Wohnort Freiburg getroffen. "Dabei haben wir zunächst mal die WM analysiert, das stand im Vordergrund. Beim nächsten Treffen werden wir dann mal besprechen, wie es weitergeht. Es gibt noch keine Entscheidung", sagte Löw dem Sport-Informations-Dienst (SID).
Eine schnelle Einigung mit dem Verband über eine Vertragsverlängerung noch in der kommenden Woche schließt Löw deshalb aus. "Ich werde mich in den kommenden Tagen noch einmal mit Oliver, Hansi und Andreas zusammensetzen und über viele Dinge reden, die unsere Zukunft betreffen", sagte der 50-Jährige, den Franz Beckenbauer gerne als Weltmeister und damit als seinen legitimen Nachfolger begrüßt hätte.
Franz Beckenbauer (Foto: firo).
"Deutschland hat in Südafrika den besten Fußball gespielt und wäre verdient Weltmeister geworden. Vielleicht klappt es in vier Jahren, die Mannschaft hat das Zeug dazu", sagte der Fußball-Kaiser. Seinem Tischnachbarn Löw versuchte das DFB-Präsidiumsmitglied derweil zwischen geeistem Süppchen von sizilianischen Tomaten, Kalbsmedaillons mit Pfifferlingen und Tiramisu mit frischen Erdbeeren eine weitere Amtszeit schmackhaft zu machen. "Bei mir hat es im ersten Anlauf auch nicht geklappt, und vier Jahre später in Rom habe ich dann mit meiner wunderbaren Mannschaft den Titel geholt", sagte Beckenbauer.
Der 64-Jährige betonte zum wiederholten Male, dass es keine Alternative zu Löw und seinem Team gebe und der DFB alles versuchen müsse, den Erfolgstrainer und dessen Mitarbeiter zu halten. Dies vernahm auch DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach, der ebenfalls mit am Ehrentisch saß und eine enger Freund und Vertrauter von Beckenbauer ist. Bundestorwartrainer Andreas Köpke, 1990 beim dritten WM-Titelgewinn einer DFB-Auswahl in Italien Ersatzkeeper, nahm die Empfehlungen von Beckenbauer ebenso mit Stolz zur Kenntnis wie sein Chef Löw, der nach einem imposanten Feuerwerk kurz nach 23.00 Uhr die Fete verließ.
In der kommenden Woche wird er sich mit seinen engsten Vertrauten erneut zusamensetzen, um die Strategie bei den Vertraggesprächen festzulegen. Das Quartett will sich auf eine gemeinsame Linie einigen, bevor es bei DFB-Präsident Theo Zwanziger und Niersbach vorstellig wird, um über die neuen Arbeitspapiere zu verhandeln. Eine Entscheidung wird aber noch in diesem Monat fallen. Spätestens am 30. Juli soll bei der Präsidiumssitzung des DFB Gewissheit herrschen, wer die Nationalmannschaft in den kommenden beiden Jahren auf dem Weg zur EURO 2012 in Polen und der Ukraine als Bundestrainer betreut.
Sein erstes Länderspiel der neuen Saison bestreitet der WM-Dritte Deutschland bereits am 11. August in Kopenhagen gegen Dänemark. Zwanziger und dem DFB läuft im Poker um eine Vertragsverlängerung mit Löw deshalb allmählich die Zeit davon. "Das ist kein Problem, wir werden uns rechtzeitig an einen Tisch setzen", sagte Niersbach dem SID. Dass der Bundestrainer der Einladung nach Rust gefolgt war, wertete der DFB-"General" als positives Zeichen: "Das zeigt doch das gute Verhältnis zwischen Joachim Löw und dem DFB."
Zwanziger, der wegen anderweitiger Verpflichtungen nicht zum Treffen der 90er Weltmeister kommen konnte, ist ebenfalls nach wie vor guter Dinge: "Er weiß, was er am DFB hat - und er weiß, dass er mit dieser Mannschaft in der Zukunft noch einiges erreichen kann. Ich kann mir schwer vorstellen, dass er es einem anderen Trainer überlassen will, die Früchte zu ernten."
Ein Gefeilsche mit Löw hält er für ausgeschlossen. "Er wird die WM mit Sicherheit nicht für abwegige Forderungen ausnutzen. Das würde überhaupt nicht seinem Charakter entsprechen", sagte der DFB-Boss, "wir werden in den nächsten 14 Tagen zusammenkommen. Ich bin optimistisch, dass wir zur Präsidiumssitzung am 30. Juli eine grundsätzliche Einigung hinbekommen."