Logisch, dass auch bei dieser Gelegenheit das Thema „Beurlaubung von Martina Voss-Tecklenburg“ im Rahmen einer hitzigen Diskussion für viel Gesprächsstoff sorgte.
Die jüngsten Ereignisse dürften wohl auch ausschlaggebend dafür gewesen sein, dass der FCR-Vorstandsvorsitzende Dieter Oster am Ende der gut zweistündigen Versammlung auf eine Rekordbeteiligung hinweisen konnte. 107 Vereinsmitglieder – von aktuell 389 Mitgliedern (darunter rund 200 Spielerinnen) – waren der Einladung gefolgt.
Kein Zwangsabstieg der zweiten Mannschaft
Für mächtig Zündstoff war bei Punkt sechs der Tagesordnung – der „Aussprache“ – gesorgt, denn auch die Mitglieder hinterfragten die genauen Gründe der Beurlaubung von Voss-Tecklenburg, die ebenso der Jahreshauptversammlung beiwohnte. Darüber hinaus stand das Gerücht im Raum, dass die zweite Mannschaft am Ende der Saison vom Spielbetrieb in der 2. Bundesliga abgemeldet werden solle. Der Aufsichtsratsvorsitzende Joachim Bellinghoven teilte den zahlreich anwesenden Spielerinnen der Zweiten am Montagabend mit, dass dies nicht der Fall wäre. „Mädels, strengt Euch an, bleibt sportlich drin, den Rest regeln wir“, betonte Bellinghoven. Aktuell belegt die Zweitvertretung des FCR den achten Tabellenplatz in der Staffel Süd. Fest steht allerdings bereits, dass sowohl Trainerin Petra Hauser als auch Teammanager Jörg Schemberg auf eigenem Wunsch nach der Saison aufhören.
Zurück zum Diskussionspunkt Nummer eins. Oster bekräftigte erneut, dass „die Entscheidung aus rein sportlichen Gründen getroffen wurde. Wir haben uns sauber getrennt und ich werde keine schmutzige Wäsche waschen.“ Knut Baak, bis Ende Juni 2008 Aufsichtsratsvorsitzender beim FCR Duisburg, ergriff anschließend das Wort und stellte die von Voss-Tecklenburg in der Funktion als sportliche Leitung geleistete Arbeit in Frage.
Großer Applaus für Martina Voss-Tecklenburg
Bereits unter Punkt vier – Bericht des Aufsichtsrates – war der zuletzt große Aderlass in der Nachwuchsabteilung, unter anderem in der zweiten Mannschaft und bei den U17-Juniorinnen, angeführt worden. Voss-Tecklenburg stellte klar: „Wenn man sich fragt, warum Talente den Verein verlassen, muss man wissen, dass der Wettbewerb im Frauenfußball viel größer geworden ist. Allein Bayer Leverkusen hat zum Abschluss der letzten Saison nachweislich 22 Spielerinnen des FCR Duisburg angesprochen.“ Ausschlaggebend für die Wechsel seien die deutlich besseren Trainings- und Rahmenbedingungen bei den Konkurrenzvereinen. Die 43-Jährige wies zudem erneut darauf hin, dass sie zuletzt zu keiner Trainersitzung mehr eingeladen und auch in die Entscheidungen - wie die Trainerwechsel im Nachwuchsbereich - nicht eingebunden wurde.
„Ich bin einfach nur enttäuscht, dass man mit mir und den wichtigen Leuten - und dazu zählt die Spielführerin, die seit 14 oder 15 Jahre im Verein ist - nicht spricht. Das spricht auch für sich selber“, sagte Voss-Tecklenburg zum Abschluss ihrer Ausführung. Zumindest dem größten Applaus seitens der anwesenden Vereinsmitglieder konnte sie sich an diesem Abend gewiss sein.
Ronny Jasinski, bis Ende Juni 2010 Finanzvorstand beim FCR, trug zum Ende der Jahreshauptversammlung noch den Vorschlag vor, die erste und zweite Mannschaft der „Löwinnen“ als Kapitalgesellschaft auszugliedern. Guido Lutz, Vorstand Koordination Verbände, erklärte dazu, dass diese Thematik bereits in der neugegründeten Kommission für die Frauen-Bundesligen besprochen werde. Möglich wird dies aber wohl erst in ein bis zwei Jahren. Während außerdem die Entlastung des Vorstandes und des Aufsichtsrates erfolgreich durchgeführt wurden, entfiel die Wahl des Aufsichtsrates an diesem Abend, da sich zuvor keine Kandidaten zur Verfügung gestellt hatten.