Rot-Weiss Essen steht nach vielen, vielen Jahren wieder im Viertelfinale des DFB-Pokals. Es war der 30. November 1993, als die Essener zum letzten Mal unter den letzten acht Teams dabei waren. Ein Tag, der in die rot-weisse Vereinsgeschichte eingehen sollte.
RWE spielte im Zweitliga-Duell beim FC Carl Zeiss Jena um den Halbfinal-Einzug. Auf einem schneebedeckten Rasen im Jenaer Ernst-Abbe-Stadion behielt Rot-Weiss mit 6:5 nach Elfmeterschießen die Oberhand. Es folgte ein Halbfinal-Sieg gegen TeBe Berlin und [article=421176]die Final-Niederlage (1:3) gegen Werder Bremen[/article]. Eine DFB-Pokal-Saison 1993/1994, die kein Essener vergessen wird. Dazu gehört auch Frank Kurth, der damalige Torwart und heutiges Aufsichtsratsmitglied des Klubs von der Hafenstraße.
Dass der 3. März 2021 auch ein historischer Tag für RWE wird, daran glaubt der 58-jährige Kurth fest: "Wir stehen im Viertelfinale und treffen auf ein Top-Team der 2. Bundesliga. Der Druck wird in dieser Runde erhöht und liegt ganz klar auf Seiten der Kieler. Auch sie wissen, dass Berlin nicht mehr weit entfernt ist und der Gegner aus der Regionalliga kommt. Aber auch RWE weiß, dass Berlin nicht mehr viele Ausfahrten entfernt ist. Mein Herz sagt mir, dass wir das Ding gewinnen können."
Frank Kurth: RWE hat die Möglichkeiten ausgenutzt und sich weiterentwickelt
Klar, warum sollte Rot-Weiss Essen gegen Kiel chancenlos sein? Immerhin hat RWE in den ersten drei Runden mit Arminia Bielefeld, Fortuna Düsseldorf und Bayer Leverkusen zwei Erstligisten und einen Zweitligisten aus dem Wettbewerb gekegelt. Für Kurth kommt das alles gar nicht so überraschend.
"Natürlich braucht man im Pokal auch Glück. Das hatten wir allen voran gegen Leverkusen. Auf der anderen Seite ist die Mannschaft so gefestigt und so stark, dass sie seit einem Jahr unglaubliches leistet. Das ist auch kein Zufall. Es ist auch kein Zufall, dass RWE im Pokal so weit gekommen ist", betont Kurth und erklärt weiter. "Das ist das Ergebnis einer guten und professionellen Arbeit. Es ist nicht nur die Qualität der Mannschaft. Das Trainerteam, die Mannschaft hinter der Mannschaft und auch die verantwortlichen Gremien: alle leisten im Verein tolle Arbeit. Das soll auch gar nicht despektierlich gegenüber denen klingen, die einst im Verein waren und es nicht geschafft haben. Jetzt hat der Verein auch andere Möglichkeiten. Und RWE hat dies ausgenutzt und sich weiterentwickelt."
Doch auch die rot-weisse Torwartlegende - Kurth bestritt 246 Pflichtspiele für Essen - weiß, dass der Pokal in dieser Saison nur ein Bonus ist. Was zählt und über allem steht, ist der Aufstieg in die 3. Liga. Trotzdem: Auch Kurth betont, dass das "Dessert DFB-Pokal" noch nicht zu Ende gegessen ist. "Man sollte es genießen, so lange es geht", sagt er.
Kurth sagt aber auch: "Ein Halbfinale oder Finale würde ich immer gegen den Drittliga-Aufstieg eintauschen. Da gibt es keine zwei Meinungen. Der Verein sehnt sich einfach nach der Rückkehr in den Profifußball." Kurth träumt aber auch - wie wohl alle Rot-Weissen: "Wer sagt denn, dass man nicht aufsteigen kann und im Pokal noch ein, zwei Runde weiterkommen kann?"
Dieser RWE-Mannschaft ist nach den Coups gegen Bielefeld, Düsseldorf und Leverkusen zweifelsfrei auch eine Überraschung gegen Holstein Kiel zuzutrauen.