Große Erwartungen sind nichts Neues für Erling Haaland, und bei Borussia Dortmund hat er diese bislang mit beeindruckender Zuverlässigkeit erfüllt: Als der Mittelstürmer vor einem Jahr kam, schoss er gleich im ersten Spiel drei Tore, er verhinderte so im Alleingang den Rückrunden-Fehlstart beim FC Augsburg und war auch in den Wochen und Monaten danach der Garant dafür, dass Dortmunds Bundesliga-Saison nach so mancher Krise in der Hinrunde weitgehend sorgenfrei zu Ende ging. Der Norweger versteht sich auf die Rolle des Heilsbringers. Dass er diesen aber nun für gleich zwei Klubs geben soll, ist auch für einen Ausnahmestürmer wie ihn ein bisschen viel.
Zunächst einmal muss der 20-Jährige den BVB wieder einmal aus der Winterdepression schießen. Dass er am Sonntag gegen den VfL Wolfsburg (15.30 Uhr/Sky) spielen kann, dass er seinen Muskelfaserriss überwunden hat – allein damit verknüpfen sich in Dortmund viele Hoffnungen, dass es nun deutlich besser laufen wird als im Dezember.
BVB über Meldungen aus Barcelona amüsiert
Zusätzlich aber soll Haaland noch den FC Barcelona zurück zu altem Glanz führen. Das zumindest verspricht Emili Rousaud, der am 24. Januar zum Präsidenten des spanischen Spitzenklubs gewählt werden will. Der als Sport-Vizepräsident vorgesehene Josep María Minguella sprach sogar schon von einer Einigung mit Haalands Berater Mino Raiola über einen Transfer im Sommer. „Wir kennen alle Bedingungen, und wenn wir gewinnen, werden wir am nächsten Tag Mino Raiola anrufen und die Bedingungen akzeptieren. Das haben wir ihm schon gesagt.“ So zitierte ihn die Sportzeitung „AS“.
In Dortmund nahm das mit einer Mischung aus Verwunderung und Amüsement zur Kenntnis. Weniger, weil Raiola umgehend widersprach, gegenüber dem Online-Portal „Sport 1“ gar von „Fake News“ sprach. Solche Beteuerungen, das weiß man beim BVB, haben oft eine kurze Halbwertzeit. Sie sind in diesem Fall aber auch nicht entscheidend. Denn im Sommer hätte Haaland gar keine Möglichkeit, nach Barcelona zu wechseln – zumindest nicht ohne Zustimmung seines aktuellen Arbeitgebers.
Erling Haaland hat für diesen Sommer keine Ausstiegsklausel
Haalands Vertrag in Dortmund läuft noch bis 2024. Zwar mussten sich die BVB-Chefs, ganz gegen ihre sonstige Gewohnheit, auf eine Ausstiegsklausel einlassen, um den schon vor einem Jahr von vielen Spitzenklubs umworbenen Norweger nach Dortmund lotsen zu können. Doch diese greift noch nicht im kommenden Sommer.
Ausgeschlossen ist ein Abgang des Stürmers im Sommer damit natürlich nicht, im Fußball ist ja selten etwas ausgeschlossen. Aber die Entscheidung darüber liegt beim BVB, der – wenn er tatsächlich gesprächsbereit sein sollte – auch eine erkleckliche Ablösesumme aufrufen dürfte. Im vergangenen Sommer hängte man Jadon Sancho ein Preisschild von 120 Millionen Euro um, Ousmane Dembélé verkaufte der BVB für 105 Millionen plus üppiger Nachzahlungen nach Barcelona. In diesem Bereich dürften die Vorstellungen auch dieses Mal liegen – eigentlich viel zu viel für das hochverschuldete Barca.
Youssoufa Moukoko fehlt verletzt
Sportlich ist Haaland in Dortmund ohnehin unverzichtbar. „Erling wird wieder dabei sein“, das ist die erste Antwort, die BVB-Sportdirektor Michael Zorc auf die Frage gibt, was ihm fürs neue Jahr Hoffnung macht. Als der Norweger fehlte, als die Dortmunder Unzulänglichkeiten nicht mehr mit seiner Urgewalt und seinen Toren übertüncht werden konnten, da geriet die bis dato weitgehend ordentliche Saison schnell aus den Fugen. Nur eins von vier Ligaspielen ohne ihn konnten die Schwarz-Gelben gewinnen, nur in einem schossen sie mehr als ein Tor. Der BVB rutschte in der Tabelle auf Rang fünf ab – und damit aus den Champions-League-Rängen, die das Minimalziel bleiben.
Mit einem Sieg immerhin zöge die Borussia wieder vorbei am VfL Wolfsburg, dafür braucht sie Haalands Tore. Der Norweger kehrt gerade zur rechten Zeit zurück. Denn sein Vertreter, das 16-jährige Ausnahmetalent Youssoufa Moukoko, fällt weiterhin wegen Kniebeschwerden aus. Es hängt also wieder alles am gewohnten Heilsbringer.