Alemannia Aachen hat sich mit 26 Punkten nach 17 Spielen in die kurze Winterpause - für Aachen geht es schon am 9. Januar 2021 gegen SV Straelen weiter - verabschiedet. Keine der 21 Regionalliga-West-Mannschaften hat so wenige Spiele wie die Alemannia absolviert. Sieben Mannschaften haben 19 Partien, 13 Teams 20 Spiele und eben Aachen nur 17 Begegnungen absolviert. Auch in der Rückrunde wird Aachen ein Mammutprogramm absolvieren.
RevierSport hat sich nach dem 0:0 in Rödinghausen mit Aachen-Sportchef Thomas Hengen (46) über die Hinrunde und das Rödinghausen-Spiel, das die Aachener eigentlich verlegen wollten, unterhalten. Für die Verlegung hatten die Kaiserstädter gleich zwei Gründe: Zum einen 13 nicht einsatzfähige Spieler - Aachen reiste nach Ostwestfalen mit 13 Akteuren aus dem Regionalliga- und drei Talenten aus dem U19-Kader an - und zum anderen, die Empfehlung der Bundeskanzlerin Angela Merkel. Diese hatte empfohlen sieben Tage vor Weihnachten in Selbstisolation zu gehen, um seine Familienmitglieder beim Fest nicht anzustecken. Der Verband lehnte den Wunsch der Aachener ab.
Thomas Hengen, am 1. März 2020 haben Sie den Vertrag als Sportchef in Aachen unterschrieben - und schon bereut? Nein, warum auch? Klar, niemand konnte ja wissen, dass eine Woche später die Corona-Pandemie in Deutschland ausbricht. Natürlich hat das allen das Arbeiten nicht erleichtert. Es waren bisher sehr, sehr intensive zehn Monate. Aber es macht auch weiterhin großen Spaß. Der Verein ist zwar nicht auf Rosen gebettet, aber auch nicht in der Situation, dass man die Saison nicht zu Ende spielen könnte. Da leistet der Vorstand wirklich tolle Arbeit. Überhaupt habe ich in den Monaten gemerkt, wie sehr die Menschen hier für die Alemannia einstehen und wie gerne sie den Klub unterstützen. Das ist schon toll und ehrt mich auch, ein Teil dieses großen Vereins zu sein.
26 Punkte nach 17 Spielen: Wie fällt Ihr Fazit aus? Das kann man an den blanken Zahlen gar nicht bewerten. Denn das alles, was wir in der Hinrunde erlebt haben, ist der Wahnsinn. Wir waren die erste Mannschaft, die in Quarantäne musste. So war es eigentlich klar, dass wir mit den Spielen immer wieder hinterherhinken würden. Wir hatten mehrere Englische Wochen am Stück und immer eine Vielzahl von verletzten Spielern. Aber weder das Trainerteam, noch die Mannschaft haben gejammert. Sie haben sich alle reingehauen. Und das macht mich auch stolz. Trainer und Mannschaft haben unter diesen Bedingungen eine hervorragende Arbeit geleistet.
Hand aufs Herz: Hätten Sie noch im September geglaubt, dass 13 von 21 Mannschaften Ende Dezember alle 20 Hinrundenspiele absolviert haben? Nein, niemals. Ich dachte, dass wir gar nicht mehr in die normale Spielform kommen werden. Der Verband hat da wirklich gute Arbeit geleistet. Das muss man so sagen und anerkennen.
Stichwort Verband: Zuletzt haben Sie in der Aachener Presse den Verband nicht gerade gelobt. Sie haben ihm vorgeworfen die Saison "durchpeitschen zu wollen". Wie meinten Sie das? Da wurde ich vielleicht missverstanden. Man muss alles immer separat bewerten. Wir als Verein müssen ja auch immer flexibel sein. Es ging in meiner Aussage nur um das Spiel in Rödinghausen am 22. Dezember. Unsere Bundeskanzlerin hat vor Weihnachten zu einer siebtägigen Selbstisolation geraten, um das Risiko einer Covid19-Ansteckung in den Familien zu minimieren. Das hatte uns Verantwortliche und unsere Mannschaft dazu bewogen beim Verband anzufragen, um dieses Spiel aus den Gründen des neuen Lockdowns der Bundesregierung zu verlegen. Der Verband hat es mit Hinweis auf bestimmte Paragraphen und Fristen, die wir hier nicht eingehalten haben, begründet. Doch Fristen in Zeiten von Corona einzuhalten, ist nicht einfach. Täglich kann sich etwas ändern. Wir haben die Entscheidung des Verbandes so zur Kenntnis genommen und haben es akzeptiert. Die Konsequenzen muss natürlich dann jeder Beteiligte, der in Rödinghausen war, selbst treffen, ob man Weihnachten zur Familie fährt oder digital feiert. .
Wie verbringen Sie die Feststage? Ich werde nicht zu meinen Eltern in die Pfalz reisen. Auch sie sind schon Risiko-Patienten und da wollen wir nichts riskieren. Es wird ein digitales Weihnachten mit einer Facetime. In solchen Zeiten leben wir aktuell leider.
Werden Sie im neuen Jahr den Alemannia-Fans neue Spieler präsentieren? Das wissen wir noch nicht. Natürlich beobachten wir den Markt. Wir hoffen aber auch, dass einige Jungs die nur knapp zwei Wochen dafür nutzen, um wieder fit zu werden. Wir hatten ja auch einige angeschlagene Spieler. Andere wie Mario Zelic oder Peter Hackenberg mussten wiederum operiert werden. Unser Budget ist auch nicht üppig, wir müssen einfach schauen, was für uns im Winter auf dem Transfermarkt geht.