Rot-Weiss Essen spielt eine Saison, die die RWE-Fans schon seit Jahren nicht mehr erlebt haben. Geht es nur nach dem Tabellenstand, dann muss man wohl noch an Zeiten denken, als Marc Fascher Cheftrainer an der Hafenstraße war. In der Saison 2014/2015 ging RWE nämlich als Herbstmeister in die Winterpause. Die Rückrunde war jedoch eine Serie zum Vergessen.
Wie lange große RWE-Erfolge schon her sind, beweist auch Torjäger Simon Engelmann. 16 Spiele, 14 Buden: so einen torgefährlichen Stürmer hatte Rot-Weiss zuletzt vor gut zehn Jahren. Sascha Mölders, heute noch mit 35 Jahren in Diensten des TSV 1860 München, verabschiedete sich nach zweieinhalb Jahren und 42 Treffern in 52 Partien im Winter 2010 aus Essen Richtung FSV Frankfurt.
Dass die Saison 2020/2021 an Personen wie Fascher oder Mölders erinnert, zeigt einfach, wie lange der Deutsche Meister von 1955 den Erfolgen von einst hinterherhängt. Aktuell scheint für RWE der Aufstiegstraum von der Rückkehr in den bezahlten Fußball so lange wie schon ewig nicht mehr realistisch zu sein.
RWE liegt nach 16 Spielen immer noch ungeschlagen (!) mit 38 Punkten an der Tabellenspitze der Regionalliga West.
RevierSport nutzte die Zeit vor den noch vier anstehenden Ligaspielen im Jahr 2020, um mit RWE-Vorstand Marcus Uhlig ein Zwischen-Resümee zu ziehen. Der 49-Jährige geht in dem Gespräch auch [article=506601]auf die jüngsten Sticheleien aus Oberhausen[/article] ein.
Marcus Uhlig über...
das Aachen-Spiel: "Wir haben 1:1-Unentschieden auf dem Tivoli gespielt. Einerseits hat sich das direkt nach dem Spiel etwas enttäuschend angefühlt, weil ich nach dem 1:0 – wie wahrscheinlich alle – gedacht habe, dass wir das Ding bis zum Ende durchziehen. Auf der anderen Seite ist es sicher kein Verbrechen, wenn wir in einem schwierigen Auswärtsspiel einen Punkt mitnehmen. Ich betone: Wir dürfen keine selbstverständliche Erwartungshaltung an den Tag legen, dass wir jedes Spiel gewinnen. Aber wir werden es in jedem Spiel versuchen. 38 Punkte aus 16 Partien: "Das fühlt sich richtig, richtig gut an. Wenn mir das jemand vor der Saison gesagt hätte, dann wäre ich absolut einverstanden gewesen (lacht). die Sticheleien aus Oberhausen: "Es ist bekannt, dass Jörn Nowak und ich mit RWO und mit der Vereinsspitze um Hajo Sommers, Thorsten Binder und Patrick Bauder ein gutes Verhältnis und einen regelmäßigen Austausch pflegen. Ich mag Hajo wirklich, das ist total ernst gemeint. Er ist ein toller Typ. Trotzdem finde ich es nicht in Ordnung, wie sich Hajo jetzt über RWE geäußert hat. Es ist einfach falsch, wenn er sagt, dass wir im Sommer mehr Geld in die Hand genommen haben. Wir haben uns minutiös hinterfragt, wie wir Rot-Weiss Essen auf ein höheres Niveau bekommen, ohne unser Budget zu erhöhen oder zu sprengen. Wir haben das Budget nicht um einen Euro erhöht! Das ist also schlichtweg eine falsche Behauptung." die Situation ohne Fans im Stadion: "Ich finde die Diskussion, ob die Heimspiele ohne Fans unserer Mannschaft zugutekommen oder nicht, einfach überflüssig. Wie haben unsere vielleicht beste Saisonleistung gegen Düsseldorf II beim 2:0-Sieg abgeliefert. Da haben wir vor 5000 Zuschauern gespielt. Ich kann und will das einfach nicht als normal hinnehmen, dass wir ohne Fans spielen. Es fühlt sich gut an, wenn wir gewinnen, aber es würde sich mit Fans noch besser anfühlen. Die Fans machen RWE aus. Wir können es nicht erwarten, bis die Leute wieder ins Stadion kommen dürfen." die Auswirkungen der Corona-Pandemie: "Unser Corona-Krisenmanagement funktioniert nicht zuletzt aufgrund der ungebrochenen und großen Unterstützung von Fans, Partnern und Sponsoren. Corona hat RWE natürlich sehr viel Geld gekostet. Detaillierte Angaben werde ich noch vor Weihnachten unseren Mitgliedern offenlegen." die Möglichkeit wieder vor Zuschauern zu spielen: "Es ist natürlich ein Blick in die Glaskugel. Ein Stochern im Nebel. Ich bin aber nicht so negativ wie mein Kollege Hajo Sommers, der nicht mehr an volle Stadion vor dem Jahr 2022 glaubt. Ich habe schon die Hoffnung, dass im Frühjahr die Dinge langsam wieder Richtung Öffnung gehen werden. Ich baue schon darauf, dass wir es als Gesellschaft schaffen, sukzessive wieder Normalität in unser Leben zu bringen. Natürlich ist da der Impfstoff die große Hoffnung. Mein Traum ist es, vielleicht noch im Frühjahr die letzten Heimspiele vor einer tollen Kulisse an der Hafenstraße zu bestreiten und am Ende den ersehnten Aufstieg in die 3. Liga mit unseren Fans im Stadion und der Stadt zu feiern."