Ausgangslage: In den Tagen vor dem Gastspiel im Münchener Olympiastadion rumorte es beim MSV Duisburg – nach der vierten Saisonniederlage im achten Spiel am Montagabend (1:3 gegen Viktoria Köln) und dem Fall auf Abstiegsplatz 17 zog die Vereinsführung die Reißleine und entließ Trainer Torsten Lieberknecht. Als Nachfolger wurde am Donnerstag der neue alte Coach präsentiert: Gino Lettieri wird ab sofort die Geschicke an der Wedau leiten. Da der 53-Jährige zunächst einen zweiten negativen Corona-Test vorweisen muss, wird er erst am Sonntag zur Mannschaft stoßen. Für das Türkgücü-Spiel übernahmen somit die Ex-MSV-Profis Marvin Compper, Branimir Bajic und Sven Beuckert übergangsweise das Kommando an der Seitenline. Ziel des MSV war es natürlich, mit einem Sieg die Abstiegsränge wieder zu verlassen und somit den Weg für eine erfolgreiche Zusammenarbeit mit Lettieri zu ebnen.
Personal: Insgesamt sieben Ausfälle galt es für die Partie zu kompensieren. Im Vergleich zum Köln-Spiel nahmen die Interimstrainer um Compper drei Änderungen vor: Arne Sicker kehrte nach seiner fragwürdigen Roten Karte auf die Linksverteidigerposition zurück, er ersetzte den gesperrten Scepanik. Für Jansen rückte Connor Krempicki im Mittelfeld in die Startelf, Ahmet Engin ersetzte Orhan Ademi in der Doppelspitze neben Vincent Vermeij. Auf der Sechserposition agierte diesmal lediglich Wilson Kamavuaka, während Krempicki die linke Außenbahn beackerte. Auf der Bank nahm U19-Spieler Julian Hettwer Platz, der somit erstmals im Duisburger Drittligakader stand.
Beim Gegner stand Ex-MSV-Stürmer Petar Sliskovic im Fokus – der 29-Jährige wechselte erst im August von der Wedau in die bayrische Landeshauptstadt. Während es bei den Zebras nicht so recht lief, erzielte der Kroate vor dem Duell mit seinem Ex-Klub sechs Tore in acht Spielen. Auch gegen Duisburg stürmte Sliskovic gemeinsam mit Sercan Sararer von Beginn an.
Budimbus Monsterchance: Im Spiel eins nach der Ära Lieberknecht begann der MSV Duisburg konzentriert – eine kurze Drangphase der Gastgeber wurde unbeschadet überstanden, bevor nach knapp zehn Minuten selbst offensive Akzente gesetzt wurden: Arnold Budimbu mit einer Riesenchance und Moritz Stoppelkamp, der phasenweise wieder kurz aufblitzen ließ, warum er den Unterschied machen kann, konnten jedoch zwei gute Möglichkeiten nicht verwerten.
Ideenlosigkeit: Mit fortlaufender Spieldauer gingen der Compper-Elf jedoch die Ideen aus – fehlende Anspielpartner im Aufbau, vorne kaum Durchschlagskraft. Die Gastgeber witterten ihre Chance, kamen aber nur zu einem Abseitstor durch Innenverteidiger Berzel kurz vor der Pause. Fazit nach der ersten Hälfte: Der MSV hatte zwar die besseren Chancen, ließ aber zunehmend Präsenz im letzten Drittel vermissen und konnte sich vor allem nach 25 Minuten zu selten frei spielen.
Ausgerechnet Sliskovic: Kaum war die zweite Halbzeit im Gange, war es passiert: Nach einem Ballverlust des unglücklich wirkenden Arne Sicker ging es für die Gäste etwas zu schnell: Türkgücü schaltete schnell, Routinier Sararer bediente Sliskovic von rechts in der Mitte, der musste nur noch einschieben – 1:0 (47.). Eine kalte Dusche für die Zebras, die zu Beginn der zweiten Hälfte klar zu unkonzentriert agierten. Ein paar Minuten später musste Leo Weinkauf in höchster Not wiederum gegen Sliskovic retten.
Sliskovic zum Zweiten: Das ehemalige Zebra avancierte zum MSV-Schreck – und Duisburg war einmal mehr nicht auf der Höhe. Einen Freistoß führte Sararer in der 66. Minute schnell aus und schickte Ünal Tosun. Der legte von links in die Mitte auf, wieder stand Sliskovic in goldrichtig und schob zum 2:0 und seinem achten Saisontor ein – quasi eine Spiegelung des ersten Gegentores.
Erfolgreiche Premiere: Hettwer kam schließlich in der 77. Minute zu seinem ersten Profieinsatz. Der 17-Jährige wurde für einen frustrierten Moritz Stoppelkamp eingetauscht. Auch dieser konnte die Pleite im Olympiastadion nicht abwenden und blieb bis auf die ersten Minuten ziemlich unauffällig. In der Schlussphase der Partie bäumte sich der MSV zumindest auf und kam noch das ein oder andere Mal vor das Türkgücü-Tor – schließlich belohnte sich Youngster Hettwer selbst und holte einen Elfmeter raus, den Vermeij zum 2:1 verwandelte (89.). Ein Mutmacher für die nächsten Aufgaben.
Ausblick: Duisburg muss nach der dritten Pleite in Folge jetzt liefern – auf den kritisch beäugten Neu-Coach Gino Lettieri, der am Sonntag dazustoßen wird, wartet eine Menge Arbeit. Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt dem neuen Tabellenachzehnten dabei nicht: Bereits am Dienstagabend kommt der Hallesche FC zum Nachholspiel in die Schauinsland Reisen-Arena. Das schwache Punktekonto – acht Punkte aus neun Spielen – sollte dann schleunigst aufgestockt werden. Die Schlussphase in München soll und muss frischen Wind geben.