Die Offensive
Wohl dem, der so viel Qualität von der Bank bringen kann. Im Auswärtsspiel bei der TSG 1899 Hoffenheim (1:0) wechselte BVB-Trainer Lucien Favre Marco Reus ein - der prompt den Siegtreffer für sein Team erzielte. Der Kapitän bewies damit, dass er es auch als Joker kann und damit die ohnehin schon mit brutaler Qualität ausgestattete Offensive der Schwarz-Gelben noch mehr bereichern kann. Dabei war es bezeichnend, dass ausgerechnet der gefürchtete Torjäger Erling Haaland den Treffer für seinen Teamkollegen auflegte. Der Norweger gilt für gewöhnlich als eiskalter Vollstrecker - auch in Situationen, in denen andere Stürmer wohl keinen Stich sehen würden.
84 Tore erzielte der BVB in der vergangenen Saison, nur die Bayern trafen häufiger (100). Dagegen präsentiert sich die Schalker Abwehr in dieser Spielzeit anfällig, kassierte bereits 16 Gegentore. Das ist der Höchstwert aller Bundesligisten, wenngleich die Hälfte bereits am ersten Spieltag gegen den FC Bayern (0:8) fiel. Fazit: In Dortmund treffen David und Goliath aufeinander.
Raphael Guerreiro
Der Portugiese ist für gewöhnlich unauffällig. Meist erledigt er die harte Arbeit hinter den Kulissen, ackert für seine Nebenleute, erobert Bälle, spielt gefährliche Pässe. Doch zur Wahrheit gehört auch: Der Europameister ist aktuell bester Dortmunder Derby-Torschütze. Der 26-Jährige traf bereits dreimal gegen Königsblau. Ein Vergleich: Schalkes Amine Harit und Salif Sane sind die einzigen im Kader stehenden Akteure, die jeweils in einem Derby getroffen haben. Beiden gelang ein Tor.
Der bessere Saisonstart
Während die Liga über Schalkes Katastrophen-Start beim FC Bayern (0:8) lachte, landete der BVB einen Achtungserfolg gegen Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach (3:0). Die Schwarz-Gelben erlaubten sich danach zwar einen Ausrutscher beim FC Augsburg (0:2), fanden aber unmittelbar danach wieder die Spur. Dem 4:0 gegen Freiburg folgte der Erfolg im Kraichgau, während sich Schalke daheim gegen Beinahe-Absteiger SV Werder (1:3) und bei RB Leipzig (0:4) die nächsten Packungen abholte. Das 1:1 gegen Union Berlin war der erste Punktgewinn der Mannschaft von Manuel Baum, der nach zwei Spieltagen für David Wagner kam.
Ruhe im Umfeld
Ja, Lucien Favre zählt in Dortmund als streitbare Person, doch der Schweizer steht für etwas, das zum Beispiel den Schalkern bislang abgeht: Souveränität und Ruhe. Das schlägt sich auf das Dortmunder Umfeld aus, in dem sich eine gewisse Selbstsicherheit breit gemacht hat. Während Schalkes Siegeswillen auf dem Wunsch fußt, nicht sang- und klanglos unterzugehen, kann sich der BVB mit einem Sieg in der Spitzengruppe halten. Eine deutlich freundlichere, beruhigende Aussicht.