„Mit dem Namen Otto Rehhagel konnten die meisten unserer Kinder zunächst gar nichts anfangen, dafür sind sie einfach zu jung“, sagt Sebastian Keil, eigentlich Trainer der U13 von ETB Schwarz-Weiß Essen, im Interview mit „Fussball.de“. Er fügt hinzu: „Wenn man dann aber erzählt, dass dieser Herr sensationell die Europameisterschaft geholt hat und mehrfacher Deutscher Meister ist, bekommen auch die ganz Kleinen große Augen.“ Dank des Jugendvorstands von ETB, Dr. Martin Annen, der, nachdem Rehhagel schon einmal eine Einheit bei einer Jugendmannschaft des Vereins geleitet hatte, vorsichtig nachfragte, ob dies wiederholbar sei, räumte Keil seinen Platz für einen Trainingstag – an seine Stelle trat der Mann, der sich 2004 in Griechenland unsterblich machte.
Beherzte Zweikämpfe des früheren kompromisslosen RWE-Verteidigers mit den ETB-Kids konnte man nicht beobachten, den praktischen Teil überließ Rehhagel Keil und dessen Trainerkollegen Joscha Peter. „Er hatte zwar eine Trainingsjacke an, aber während der Einheit hat er sich an den Spielfeldrand zurückgezogen und nur gelegentlich einige Anmerkungen von außen gegeben“, berichtet Keil. Genau so sei das aber auch gedacht gewesen. „Die Kinder haben die verschiedenen Zweikampfübungen sehr gut absolviert und ein Sonderlob vom Trainer-Urgestein bekommen“, freut sich Keil über die gelungene Trainingseinheit. Ein besonderer Anreiz sei zudem die Tatsache gewesen, dass das Training extra im großen Stadion Uhlenkrug, statt sonst wie üblich auf dem einfachen Trainingsplatz stattgefunden habe.
Anekdoten vom EM-Titel
Der Altersunterschied zwischen dem inzwischen 82-jährigen Rehhagel und den Spielern der schwarz-weißen U13 sei, so Keil, von Anfang an kein Problem gewesen: „Otto Rehhagel war total aufgeräumt und charmant, kam aber auch sehr bodenständig rüber. Er hat den Jungs gesagt, dass sie zwar fleißig trainieren müssen, aber nicht nur Fußball im Kopf haben dürfen. Viel wichtiger wäre nämlich, dass sie die Schule nicht vernachlässigen“, erklärt Keil, der selbst Lehrer ist und diesen Rat daher sehr begrüßte. Auch er und Kollege Peter konnten von der Trainingseinheit mit „König Otto“ etwas mitnehmen: „Er hat ja in seiner Karriere alles erreicht, da kann man eine Menge lernen“, so Keil.
Garniert wurde der Tag mit ein paar Anekdoten Rehhagels vom Gewinn der Europameisterschaft mit Griechenland, durch den dieser in Athen als Held gefeiert wurde. „Er fügte aber hinzu, dass es immer um die Mannschaft gehe und nicht der Einzelne im Mittelpunkt stehen sollte“, lobt Keil. Auch dies sei ein wichtiger Tipp, den die U13 von ETB in die Saison mitnehmen wird. Keil ist von einer erfolgreichen Spielzeit überzeugt: „Wir haben eine gute Mannschaft beisammen und gegen den MSV Duisburg 2:1 gewonnen sowie gegen Rot-Weiss Essen 4:4 gespielt. Wir betreiben am Uhlenkrug eine gute Jugendarbeit und wollen unseren Jungs eine gute Basis geben.“
Otto Rehhagel wohnt heute wieder dort, wo er am 9. August 1938 das Licht der Welt erblickte: In Essen. Er absolvierte von 1960 bis 1963 30 Spiele im RWE-Trikot, bevor es ihn zu Hertha BSC und später zum 1. FC Kaiserslautern zog. Als Trainer holte „Rehhakles“ neben dem EM-Titel unter anderem drei Mal die Deutsche Meisterschaft und wurde zudem drei Mal Pokalsieger.
Autor: Leon Peters