Der Wuppertaler SV befindet sich seit einigen Monaten in einer Art der Planinsolvenz. Trotzdem dürften die WSV-Fans frohen Mutes sein, was die kommende Saison 2020/2021 angeht. Denn die Transfers können sich für einen Klub, der sich in einem Insolvenzverfahren in Eigenverantwortung befindet, durchaus sehen lassen.
Mit Tim Wendel wurde ein Defensivspezialist von den Sportfreunden Lotte verpflichtet, der schon in der 3. Liga seine Klasse bewiesen hat. Das selbe gilt auch für Kevin Pires-Rodrigues. "Er ist ein Unterschiedsspieler", betonte WSV-Sportchef Stephan Küsters bei der offiziellen Vorstellung des 28-Jährigen, der die letzten zwei Jahre beim SC Preußen Münster verbrachte. Dass sich dieser "Unterschiedsspieler" ausgerechnet für den eigentlich klammen WSV entschied, ist für den Verein sehr positiv zu bewerten.
Klar: Es ist kein Geheimnis, dass die Wuppertaler seit geraumer Zeit wieder auf die Unterstützung des jahrzehntelangen Präsidenten Friedhelm Runge zurückgreifen können. Aber auch nicht im Übermaß, wie Küsters gegenüber RevierSport betont. "Wir stecken in der Insolvenz und müssen sehr darauf achten, was wir ausgeben. Aufgrund der fehlenden Zuschauer können wir aktuell mit keinerlei Einnahmen kalkulieren", sagt der Ex-Profi.
"... der hat einen an der Birne"
Trotzdem haben es Küsters, Sportvorstand Thomas Richter und Trainer Alexander Voigt hinbekommen, eine schlagkräftige Mannschaft auf die Beine zu stellen. Schon bei der Generalprobe gegen die SSVg Velbert, ein Spitzenteam der Oberliga Niederrhein mit Aufstiegsambitionen, zeigte der WSV seine Muskeln. 4:1 gewann das Voigt-Team.
"Das war ein starker Auftritt gegen einen sehr guten Gegner. So müssen wir weitermachen. Ich hoffe, dass wir auch positiv in die Saison starten und Rot Weiss Ahlen am Samstag bezwingen", sagt Küsters. Wie schon bei der Generalprobe wird der WSV auch gegen Ahlen auf das eigentlich Stamm-Trio Kevin Pytlik, Tolga Cokkosan und Tim Wendel (alle Muskelfaserriss) verzichten müssen. "Das ist natürlich bitter. Aber in Velbert haben es auch andere Jungs bewiesen, dass wir auf sie zählen können", betont Küsters, der sein Team auch warnt: "Ahlen hat mit Björn Mehnert einen guten Trainer, der weiß, wie man eine Mannschaft gut einstellt und motiviert. Das wird ein harter Brocken."
Trotz der starken Generalprobe und des Pires-Rodrigues-Transfers: An der Saison-Zielsetzung hält Küsters fest und wird deutlich: "Wer jetzt vielleicht denkt, dass der WSV plötzlich oben mitmischen will, der hat einen an der Birne. Für uns gilt es einfach wieder, dem Wuppertaler Fan Freude zu bereiten und so früh wie möglich den Klassenerhalt zu schaffen. Das wird in dieser Mammut-Saison bei 40 Spielen und vielleicht fünf, sechs Absteigern alles andere als einfach. Nur darauf konzentrieren wir uns."
Auf die Frage, ob der WSV personell noch einmal nachlegen wird, antwortet "Küste", wie er in der Branche genannt wird: "Wie schauen immer nach links und rechts. Das ist auch unser Job. Aber wir müssen auf jeden Euro, den wir ausgeben achten. Mal schauen, was noch passiert." Zum Glück hat der WSV da noch Friedhelm Runge als Gönner im Hintergrund.