Lange Zeit hatten es die Spatzen von den Dächern gepfiffen: Daniel Davari stand recht früh im Fokus von Rot-Weiss Essen. Der Grund: Rot-Weiß Oberhausen war auf den Deutsch-Iraner, der 2014 zum iranischen WM-Kader gehörte, zugegangen und hatten diesem eine vorzeitige Vertragsauflösung offeriert.
"Die Verantwortlichen haben mir klar zu verstehen gegeben, dass das nichts mit meinen Leistungen zu tun hat. RWO wurde durch Corona hart getroffen und will seinen Etat etwas herunterfahren", erzählt Davari. Der 32-Jährige nahm das RWO-Angebot an und löste seinen bis zum 30. Juni 2021 datierten Vertrag vorzeitig auf. Kurze Zeit später klingelte Davaris Telefon.
Essens Sportchef Jörn Nowak, der den im hessischen Gießen geborenen Torwart einst im Januar 2019 vom MSV Duisburg nach Oberhausen holte, hatte von der Vertragsauflösung Wind bekommen und war stark an einer Davari-Verpflichtung interessiert. Schließlich haben RWE mit Robin Heller und Marcel Lenz zwei Torhüter verlassen - sodass nur Jakob Golz unter Vertrag stand und Rot-Weiss auf dieser Position großen Handlungsbedarf hatte.
Fan-Rivalität spielte beim Wechsel keine Rolle
"Ich kenne Jörn ja schon aus Oberhausen. Wir haben immer ein super Verhältnis gehabt. Auch jetzt waren die Unterhaltungen hervorragend. Er hat mir klar aufgezeigt, wo RWE in der nächsten Saison hin will. Diese großen Ziele decken sich auch mit meinen Ambitionen. Ich bin 32 Jahre alt und will noch einmal aufsteigen. Ich glaube, dass ich dazu mit Rot-Weiss Essen gute Chancen besitze. Ich musste nicht lange überlegen, um das Angebot der Essener anzunehmen", erklärt Davari.
Dass zwischen RWO und RWE eine große Fan-Rivalität herrscht, interessierte den in Deutschland geborenen Sohn eines Iraners und einer Polin nur am Rande. "Natürlich respektiere ich die Fans. Aber als Profifußballer muss man auch Entscheidungen treffen. Derbys gibt es überall auf der Welt. Trotzdem wechseln die Spieler zwischen den Klubs. Da gibt es keine Tabus. Ich habe die Entscheidung ganz bewusst für Rot-Weiss Essen getroffen", betont er.
Saison 2008/2009: Als Sascha Mölders Daniel Davari fünf Stück einschenkte
18 Monate spielte der ehemalige Duisburger, Bielefelder, Mainzer, Züricher und Braunschweiger Davari für Rot-Weiß Oberhausen. Da waren auch einige Derbys gegen RWE mit dabei. "Das waren immer Festtage. Vor allem die Spiele an der Hafenstraße waren natürlich ganz besonders. Das Ganze hat nichts mit der Regionalliga zu tun. Jetzt freue ich mich, dass ich die Westkurve hinter mir haben werde", sagt der Keeper, der nicht nur zu den besten Schlussmännern der Regionalliga West zählt, sondern auch auf 75 Zweitliga-Spiele und 29 Einsätze in der 1. Bundesliga zurückblicken kann.
Einst bestritt Davari auch 24 Begegnungen für den FSV Mainz 05 II. In der Saison 2008/2009 stand ein Spiel am 1. November 2008 an der Essener Hafenstraße an. Vor 7.736 Zuschauern im Georg-Melches Stadion empfing RWE die Mainzer Zweitvertretung - mit Davari im Kasten. Der Endstand: 5:0 oder aus Sicht von Davari: 0:5. "Ja, das war ein ganzer schlimmer Tag. Sascha Mölders hat mir vier Dinger eingeschenkt. Ich war 21 oder 22 Jahre alt. Auch wenn das Spiel sehr negativ für uns und mich ausging, erinnere ich mich noch sehr gut daran. Das waren meine ersten Erfahrungen mit der Hafenstraße. Ein tolles Erlebnis für einen U23-Spieler. Essen war schon immer ein ganz besonderes Pflaster."
Im Rückspiel, im Mai 2009, revanchierte sich Mainz zwar mit 2:1 gegen RWE, doch Mölders knipste erneut gegen Davari. Der neue Essener Schlussmann hat nicht gerade die besten Erinnerungen an den einstigen Essener Stürmer Mölders. "Das ist auch lange her. Ich bin jetzt viel erfahrener. Sascha würde keine Tore mehr gegen mich schießen", sagt Davari mit einem Augenzwinkern.
RWE darf sich mit Jakob Golz und Daniel Davari über zwei hervorragende Torhüter freuen, die sich um den Platz im Essener Tor streiten werden. Davaris Kampfansage: "Ich respektiere jeden meiner Kontrahenten. Klar ist aber auch, dass ich nach Essen gekommen bin, um der Mannschaft bei ihren Zielen zu helfen. Und das auf dem Rasen und nicht der Bank."