Dass Preußen Münster derart stark aus der Corona-Pause kommt, das dürfte selbst die kühnsten Optimisten im Westfalenland - und davon gibt es nicht viele - überrascht haben. Immerhin war der Klub einer der schärftsten Kritiker des Re-Starts, machte immer wieder auf die finanziellen Herausforderungen der Fortführung und den ungleichen Trainingsstand der Drittligisten aufmerksam. Das alles hat sich nicht in Luft aufgelöst.
Aber: Auf einen 4:2-Sieg gegen den Halleschen FC folgte ein 2:3 bei der spielstarken Bayern-Zweiten. Der Gegentreffer fiel kurz vor dem Schluss. Zum Abschluss der ersten von vielen Englischen Wochen siegte Münster mit 2:1 gegen die SpVgg. Unterhaching.
Schwerstarbeit - die war am Ende gegen die Gäste aus Bayern angesagt. Die Unterhachinger können aufsteigen, drückten und drückten. Ein Tor sollte den Gästen nicht gelingen. "Das tut uns verdammt gut", sagte SCP-Trainer Sascha Hildmann und atmete tief durch.
Entwicklung stimmt an der Hammer Straße
Schon am Mittwoch trifft Münster auf die SG Sonnenhof-Großaspach. Das vierte Spiel in elf Tagen, ein weiterer Kraftakt. Viel Zeit zum Trainieren bleibt nicht bei der Fahrerei quer durch Deutschland. "Der ganze Wahnsinn", so Hildmann, "geht weiter. Das ist für jeden schwer, auch für uns. Es wird keinen Spieltag geben, wo du dich zurücklehnen und Geige spielen kannst."
Beim selbsternannten Dorfklub kann das Team aus der Westfalenmetropole mit den Nichtabstiegsplätzen gleichziehen. Wenn die Konkurrenz mitspielt. Zuletzt stand Münster nach dem neunten Spieltag über dem Strich.
Seit Hildmann übernommen hat, haben die Preußen gemeinsam mit Viktoria Köln und dem Chemnitzer FC die beste Ausbeute der letzten neun Teams - alle drei holten 17 Punkte in den vergangenen zehn Spielen. Preußen steht defensiv sicherer und zeigte beispielsweise vorne gegen Unterhaching eine fast nie gekannte Effektivität. Auch scheint das Glück, das in dieser Runde oft fehlte, wieder mit Münster zu sympathisieren.
Wenn Preußens Aufholjagd eine erfolgreiche werden sollte, dann sind die Vorzeichen für die neue Saison keine allzu schlechten: Das Team ist eingespielt, die Entwicklung stimmt, zahlreiche Leistungsträger sind noch jung und der Trainer kennt die 3. Liga - im Gegensatz zu Vorgänger Sven Hübscher.
Viele Fragen offen bei einem Abstieg
Doch der Erfolg hängt auch davon ab, wie hoch der Kräfteverschleiß in den nächsten Wochen ist, ob es - wie vielerorts befürchtet - aufgrund des engen Terminplans zu Verletzungen kommt. Und überhaupt: Was passiert bei einem Abstieg?
Eine relativ neue Mannschaft müsste aufgestellt werden. Verträge laufen in weniger als 30 Tagen aus. Auch der von Sportchef Malte Metzelder. Aber logisch: Solange die Ligazugehörigkeit nicht fest steht, solange kann kaum bis gar nicht geplant werden.
Zudem reicht ein kurzer Blick nach Essen oder Aachen um zu sehen, wie schwer es ist, aus der Regionalliga aufzusteigen. RWE und die Alemannia sind übrigens Vereine, die über eine bessere Infrastruktur verfügen. Die 3. Liga ist in Münster eigentlich keine Selbstverständlichkeit. Umso schwerer würde ein Abstieg wiegen.
Schlag auf Schlag geht es in den kommenden Wochen noch gegen Teams von ganz oben und direkte Konkurrenten, ehe Münster am letzten Spieltag nach Magdeburg reist. Beim Club könnte ein echtes Endspiel steigen.