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Bei Elgert
Takyi beginnt auf Schalke wieder von vorne

Foto: Joachim Kleine-Büning
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Der heute 34-jährige Charles Takyi holte sich in der A-Jugend des FC Schalke 04 bei Norbert Elgert das Rüstzeug, um Bundesliga-Profi zu werden. Jetzt ist er zurück bei den Königsblauen, um ein guter Trainer zu werden. 

Es sind schon 16 Jahre vergangen, seitdem Charles Takyi zum ersten Mal nach Schalke kam. Er war Jugendspieler von Tennis Borussia Berlin und hatte durch überragende Leistungen das Interesse der Königsblauen geweckt, sodass Schalkes damaliger Jugendleiter Bodo Menze und U17-Trainer Manfred Dubski anfragten, ob er nicht nach Schalke kommen möchte. Gemeinsam mit seinen Eltern und seinem Berliner Jugendtrainer Markus Schatte beratschlagte sich der heute 34-Jährige und sagte schließlich „Ja“ zu Königsblau. Es war der Beginn einer hochspannenden Karriere als Fußballspieler, die von vielen Höhen und Tiefen geprägt war.

Heute ist Charles Takyi zurück auf Schalke. Seit Anfang August hospitiert er bei der Schalker U19. Er will Trainer werden und schaut seinem ehemaligen U19-Coach, der als solcher immer noch auf Schalke arbeitet, deshalb über die Schulter: Norbert Elgert. Wenn Takyi über Elgert spricht, gerät er ins Schwärmen. Den 61-Jährigen nennt er „ein Vorbild.“ Und er siezt ihn bis heute. „Weil ich großen Respekt vor seiner Lebensleistung habe. Und das beziehe ich nicht nur auf die sportliche Ebene“, sagt Charles Takyi.

Ein besonderes Geschenk von Elgert

Derzeit sucht der ehemalige Offensivspieler mit seiner langjährigen Lebensgefährtin, der TV-Moderatorin Sophye Gassmann, und der gemeinsamen Tochter Zoe (7 Jahre alt) eine Wohnung. Aufs Land soll es gehen. Sobald das neue Domizil gefunden ist, verrät Charles Takyi, wird er wieder zu Hammer und Nagel greifen und ein Bild aufhängen. Nicht irgendein Bild, sondern das, was ihm Norbert Elgert schenkte, als er in Gelsenkirchen seine erste eigene Wohnung bezog. Zu sehen ist ein Läufer, der noch einen weiten und mühsamen Weg vor sich hat. „Motivation“ steht in großen roten Buchstaben auf dem Bild geschrieben. Etwas kleiner daneben steht geschrieben: „Der Unterschied zwischen dem Alltäglichen und dem Außerordentlichen besteht oft nur in einem bisschen mehr Einsatz.“ Ein Spruch, der für Charles Takyi zum Lebensmotto geworden ist. „Auch heute lebe ich noch danach“, sagt er.

Auf Schalke trainierte der Ghanaer zwar ein paar Mal bei den Profis mit, ein Spiel in der Arena hat er allerdings noch nicht bestritten. Und das gilt nicht nur für seine Zeit auf Schalke. Auch im Trikot des Hamburger SV und des FC St. Pauli war es ihm nicht vergönnt, in dem Stadion aufzulaufen, das seinen Ehrgeiz, Fußballprofi zu werden, so wachsen ließ. Wenn er in den Schalker Jugendmannschaften trainierte, zuerst bei Dubski, anschließen bei Elgert, dann häufig im Schatten des modernen Schalker Stadions, das 2001 eröffnet wurde.

Mit van der Vaart beim HSV gespielt

Als Gerald Asamoah seinen Kumpel und ehemaligen Mitspieler vor drei Jahren zu seinem Abschiedsspiel einlud, sagte Charles Takyi zwar sofort zu, wegen eines Kreuzbandrisses musste er aber auch diesmal zuschauen. „Es hat einfach nicht sollen sein. Aber vielleicht schaffe ich es ja mal auf die Trainerbank in der Arena“, sagt er und lacht.

Im Sommer 2004 holte ihn Thomas Doll zum Hamburger SV, Charles Takyi spielte bei den Profis zwar nur selten, gehörte aber zur vielleicht besten HSV-Mannschaft der vergangenen Jahre. In der Abwehr spielte Daniel van Buyten, im Mittelfeld Raphael van der Vaart. In der Saison 2005/06 wurde der HSV Tabellendritter. Über van der Vaart sagt Charles Takyi: „Er ist der beste Spieler, mit dem ich je zusammenspielen durfte.“ Weil es kaum möglich war, den Niederländer zu verdrängen, wechselte Charles Takyi 2006 zum FC St. Pauli.

Trainer Holger Stanislawski wollte den technisch starken offensiven Mittelfeldspieler unbedingt in seinem Team haben. Eine gute Entscheidung, denn trotz seiner HSV-Vergangenheit wurde Charles Takyi Publikumsliebling am Millerntor und feierte zwei Aufstiege. Erst ging's in die 2. Liga, dann in die Bundesliga. 2011 erhielt er eine Einladung zur Nationalmannschaft Ghanas und stand im Kader für den Afrika-Cup.

Über die Stationen AC Horsens (Dänemark), Energie Cottbus, Dibba Al-Fujairah (Vereinigte Arabischen Emirate) und Viktoria Berlin landete der ehemalige deutsche Jugendnationalspieler vor zwei Jahren beim KFC Uerdingen. Seine Lebensgefährtin hatte ein Jobangebot des Home-Shopping-Senders QVC in Düsseldorf erhalten und nach Rücksprache mit ihrem Gatten zugesagt. „Sophye hat so viele Jahre Rücksicht auf meinen Job genommen, da war es höchste Zeit, dass ich Rücksicht auf sie nehme.“

Takyi hat die Trainer-A-Lizenz

Nach einer weiteren schweren Verletzung war klar, dass es im Alter von über 30 schwer werden würde, auf dem Platz nochmal den Anschluss zu finden. Zudem wuchs die Lust, als Trainer zu arbeiten, ohnehin mehr und mehr an. Im Mai dieses Jahres erwarb Charles Takyi die A-Lizenz, die Lizenz als Elite-Jugendtrainer besitzt er seit 2017.

Im Sommer kam ihm die Idee, bei Norbert Elgert anzufragen, ob er bei seinem Ex-Coach hospitieren kann. Elgerts Antwort: „Du gehörst zur Schalker Familie und darfst so lange bleiben, wie du möchtest.“ In erster Linie beobachtet Charles Takyi den Trainingsbetrieb, ab und zu suchen die Spieler das Gespräch mit ihm, oder er erklärt Übungsformen.

Der Umgang, den Norbert Elgert zu seinen Spielern pflegt, habe sich nicht verändert. „Wie Herr Elgert sich mit seinen Spielern befasst, ist unvergleichlich. Auch sein mentales Coaching ist einzigartig“, sagt Charles Takyi, der sich noch sehr gut daran erinnern kann, als Norbert Elgert ihm vor vielen Jahren folgende Frage stellte: „Aber Profi willst Du werden, oder?“ Takyi sagt, dass er zu dieser Zeit nicht unbedingt die allergrößte Spielfreude auf dem Rasen versprühte. Das änderte sich nach Elgerts Ansage wieder.

Für ihn ist klar: „Ein Trainer muss authentisch sein.“ Norbert Elgert zu kopieren, wäre deshalb der falsche Ansatz. Das schließt aber nicht aus, dass er einige Methoden, die er sich derzeit abschaut, auch bei seinen künftigen Mannschaften anwenden will. Ob er wie Elgert als Ausbilder im Jugendbereich, oder doch lieber als Trainer bei den Senioren arbeiten will, kann er noch nicht beantworten. Da will sich Takyi auch nicht festlegen. Was er dank Norbert Elgert aber ganz genau weiß: „Der Unterschied zwischen dem Alltäglichen und dem Außerordentlichen besteht oft nur in einem bisschen mehr Einsatz.“

Autor: Christoph Winkel

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