Die Streitigkeiten zwischen dem MSV Duisburg und Hauptsponsor Schauinsland-Reisen werden immer extremer. Um nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, hatte sich Ingo Wald bisher mit öffentlichen Stellungnahmen zurückgehalten – bis zum Wochenende.
Am Samstag sprach der MSV-Präsident zunächst am Mikrofon von Magenta Sport, nach der Niederlage gegen Ingolstadt (0:1) ging er noch mehr in die Tiefe und erklärte, dass die Unruhen im Worst Case die Existenz des finanziell ohnehin nicht auf Rosen gebetteten Vereins gefährden könnten.
Der MSV-Präsident bedauere auch die von Schauinsland-Reisen getätigten Aussagen und möchte schon bald das Gespräch mit der SLR-Leitung um Gerald Kassner und Andreas Rüttgers suchen. Mit Blick auf die Causa Ralf Heskamp lässt sich der 64-Jährige nicht unter Druck setzen. „Es gibt keine Gründe sich zu trennen. Er steht nicht zur Disposition und wird auch über das Jahresende hinaus unser Geschäftsführer Sport sein“, stellte Wald mit Blick auf die Rüttgers-Drohung in den von den Fans verteilten Flugblättern klar.
Wald: „Der Verein ist angreifbar!“
Wald ist bewusst, dass der MSV Duisburg im Falle eines Rückzugs von Schauinsland-Reisen als Hauptsponsor in eine finanzielle Schieflage geraten würde. „Es gibt sicher unterschiedliche Optionen, die man dann noch hat. Jede davon hat extrem unterschiedliche Konsequenzen. Es gilt das Beste für den Verein herauszuholen. Es geht nur um den Verein, nicht um Personen.“
Die Besonderheit: Schauinsland-Reisen hat dem eingetragenen Verein beginnend mit der Kapitalerhöhung im Jahr 2013 ein Darlehen in Höhe von 3,3 Millionen Euro gewährt, das der MSV in den zurückliegenden Jahren nicht bedienen konnte und das immer wieder jährlich gestundet worden ist. „Dadurch ist der Verein natürlich angreifbar“, äußerte Wald. Durch die Zinslast in den vergangenen neun Jahren hat sich die Verbindlichkeit erhöht, sodass das Darlehen nach Aussage Walds nun „deutlich oberhalb von vier Millionen“ liegt.
Insolvenz gilt im schlimmsten Fall als mögliches Szenario
Der MSV Duisburg steht nun vor der schwierigen Aufgabe, eine Lösung zu finden, in welcher Form eine Rückzahlung erfolgen soll. Schauinsland-Reisen könnte die Summe auf einen Schlag zurückfordern. „Es ist bis zum 30. Juni 2023 gestundet worden. Wenn die Prolongation [Verlängerung der Laufzeit; Anm. d. Red.] nicht kommt, ist es in voller Höhe fällig. Dann kommt es darauf an, dass man davor eine Lösung gefunden hat und die Summe bereitgestellt werden kann“, sagte Wald.
Das Wort Insolvenz wollte der 64-Jährige zwar nicht direkt aussprechen. Ganz auszuschließen ist dieses Szenario im schlimmsten Falle aber nicht. Obwohl der Präsident sportlich auf eine zufriedenstellende erste Jahreshälfte zurückblicken kann, wird das Chaos um die Existenz des Vereins auch in der Winterpause noch für jede Menge Gesprächsstoff sorgen.