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Marvin Knoll über Abstiegskampf, Social-Media-Hate und einen Traum

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MSV Duisburg: Marvin Knoll über Abstiegskampf, Social-Media-Hate und einen Traum
Foto: firo

Knapp drei Monate nach seinem Wechsel zum MSV Duisburg spricht Marvin Knoll im ausführlichen RS-Interview über die sportliche Lage der Zebras und lobt Trainer Hagen Schmidt.

Marvin Knoll kommt direkt vom Training zum Interview. Nach dem spielfreien Wochenende bereitet sich der Defensivspezialist mit dem MSV Duisburg auf die schwere Auswärtsaufgabe beim 1. FC Kaiserslautern am Samstag (14 Uhr, RS-Liveticker) vor. Sollte nichts außergewöhnliches mehr passieren, wird Knoll von Beginn an auf dem Feld stehen.

Seit seinem Winter-Transfer vom FC St. Pauli an die Wedau ist er gesetzt, stand in jedem Spiel in der Startelf. Warum sich der 31 Jahre alte Berliner für einen Wechsel zu den Zebras entschied, wie er die Krise rund um den Rücktritt von Sportdirektor Ivica Grlic erlebte und welchen Traum er mit dem MSV verfolgt, erzählt Knoll im Gespräch mit RS.

Wir haben mittlerweile eine gute Siegermentalität entwickelt. (...) Wichtig ist aber, dass wir uns nicht blenden lassen. Es kann schnell wieder nach unten gehen.

Marvin Knoll

Marvin Knoll, konnten Sie während der Länderspielpause etwas Abstand vom Liga-Alltag gewinnen?

Ja, nach einer harten Trainingswoche konnten wir am Wochenende etwas durchschnaufen. Ein bisschen Freizeit mit der Familie, das gute Wetter genießen. Das war sehr angenehm.

Haben Sie sich nach dreieinhalb Jahren in Hamburg gut eingelebt im Ruhrgebiet?

Ich wohne derzeit noch im Hotel, fühle mich aber sehr wohl. Ich kann mich nicht beklagen. Die Umstellung habe ich sehr gut verkraftet. Ich bin in meiner Karriere schon etwas rumgekommen und habe eigentlich nie Probleme mit der Eingewöhnung.

Auch für die Zeit nach der Karriere hat Marvin Knoll bereits einen Plan. „Ich würde gerne eine Trainerlaufbahn einschlagen und im Fußball bleiben. Hier habe ich die meiste Ahnung und Erfahrung. Aber zunächst möchte ich noch ein paar Jahre spielen.“

Wie blicken Sie in sportlicher Hinsicht auf Ihre ersten knapp drei Monate in Duisburg?

Wir haben als Mannschaft einen guten Weg eingeschlagen. Wir sind hinten stabiler geworden, haben uns mit dem System angefreundet, wackeln nicht mehr so. Ich glaube, dass wir insgesamt eine gute Rückrunde spielen. Aber wir wollen natürlich weiter unsere Punkte holen und den Abstand nach unten vergrößern.

Wo sehen Sie derzeit die größten Baustellen beim MSV?

Wir müssen die Spiele fußballerisch mehr dominieren. Defensiv machen wir es mittlerweile sehr gut. Aber es gibt noch viele Phasen, in denen wir das Tempo mal rausnehmen und den Ball laufen lassen müssten.

Aus welchen Gründen schafft der MSV den Klassenerhalt?

Wir haben mittlerweile eine gute Siegermentalität entwickelt. Wir wissen, wie wir die Spiele gewinnen können, auch wenn wir mal nicht unseren besten Tag erwischt haben. Wir halten gut dagegen und kämpfen bis zum Schluss. Im Abstiegskampf kommt es auf die Basics an, die haben wir zuletzt gut auf den Platz bekommen. Und je breiter unsere Brust wird, desto besser wird es auch fußballerisch mit unseren guten Spielern laufen. Wichtig ist aber, dass wir uns nicht blenden lassen. Es kann schnell wieder nach unten gehen.

Nach Ihrem Wechsel standen Sie in jedem Spiel in der Startelf. Wie beurteilen Sie Ihre eigenen Leistungen?

Ich hatte gute Spiele, aber auch Spiele, die scheiße waren. Das muss man mir aber zugestehen, denn ich hatte ein Jahr lang keine Spielpraxis. Aber solange ich alles gebe und wir unsere Punkte holen, ist meine Perfomance zweitrangig. Ich glaube, dass auch ich mich in den letzten Wochen mit zunehmender Fitness und Spielpraxis verbessert habe und weiter verbessern werde.

Warum sind Sie im Winter trotz anderer Optionen zum MSV gewechselt?

Ich bin in meiner Karriere oft zu Vereinen gewechselt, bei denen es nicht gut lief. Mit Regensburg bin ich in die Regionalliga abgestiegen und habe danach zwei Aufstiege in Serie gefeiert. Zu St. Pauli kam ich im Abstiegskampf und habe den Verein auf dem Weg in Richtung Aufstieg verlassen. Ich denke, es ist der richtige Ort und die richtige Zeit für mich in Duisburg. Mein Bauchgefühl hat mir gesagt, dass wir hier etwas aufbauen können. Das Umfeld, die Mitarbeiter, das Team, die Fans – wenn wir all das bündeln, dann ist einiges möglich. In Ihren ersten Wochen haben Sie den MSV aber auch von seiner chaotischen Seite kennengelernt. Negativserie, Fanproteste und der Rücktritt von Ivo Grlic. Wie haben Sie diese Krise erlebt?

Das hat mich natürlich beschäftigt und traurig gemacht. Der Abschied von Ivo Grlic war natürlich nicht schön – er hatte mich ja kurz zuvor erst zum MSV geholt. Hätten wir als Team bessere Ergebnisse geholt, wäre es vielleicht gar nicht erst soweit gekommen. Aber danach haben wir die richtige Reaktion gezeigt.

Beleidigungen auf Social Media sind leider Normalität geworden. Wie war das in dieser Phase?

Da haben wir einiges abbekommen. Bei Siegen sind wir die Helden, bei Niederlagen die Deppen. Das muss man richtig einordnen und ertragen können. Leider gehört das in unserem Beruf dazu. Meistens sind es Fake Accounts, die sich besonders negativ äußern. Die Beleidigungen haben über die Jahre zugenommen. Diese Entwicklung macht mich sehr traurig, denn wir sind Menschen und machen die Fehler sicher nicht mit Absicht.

Wie reagieren Sie darauf?

Eigentlich gar nicht. Nur einmal, als meine Familie angefeindet wurde. Da war eine Grenze erreicht. Ich habe kein Verständnis für solche Menschen. Leider können wir es nicht ändern. Ich möchte mich dem auch nicht beugen und mein Profil löschen.

Über mehrere Wochen war die Sportdirektor-Stelle beim MSV vakant. Sorgen Sie sich, dass der Verein Probleme bei der Kaderzusammenstellung für die nächste Saison bekommen könnte?

Absolut nicht. Hier hat ja niemand die Beine hochgelegt, nur weil kein Sportdirektor da war. Die Scouting-Abteilung hat weiterhin ihre Arbeit gemacht. Die heiße Phase auf dem Transfermarkt steht noch aus. Dann werden noch viele gute Spieler auf dem Markt sein.

Für mich war es eine absolut richtige Entscheidung, an ihm festzuhalten. Unsere Entwicklung bestätigt das.

Marvin Knoll über Trainer Hagen Schmidt

Trainer Hagen Schmidt stand nach dem Grlic-Rücktritt ebenfalls zur Disposition. Die Mannschaft hat sich für ihn ausgesprochen. Was zeichnet ihn aus?

Er ist ein Typ, der immer gewinnen will. Er ist ein moderner Trainer, sehr variabel in der Trainingsgestaltung und direkt in seinen Ansprachen. Er hat immer einen klaren Plan. Er ist menschlich ein guter Typ und passt zur Mannschaft. Einerseits hat er immer ein offenes Ohr, andererseits lässt er dich aber auch spüren, wenn du nicht genügend Gas gibst. Für mich war es eine absolut richtige Entscheidung, an ihm festzuhalten. Unsere Entwicklung bestätigt das.

Viele Jahre hat Marvin Knoll in der 2. Bundesliga verbracht. Für Hertha BSC, Dynamo Dresden, den SV Sandhausen, Jahn Regensburg und FC St. Pauli bestritt er 129 Zweitliga-Einsätze.

Sein Tipp im engen Aufstiegsrennen? "St. Pauli steigt auf, das habe ich schon vor der Saison gesagt. Werder Bremen auch, sie sind sehr gut drauf. Schalke geht in die Relegation."

Beim MSV sind zuletzt Talente wie John Yeboah, Alaa Bakir oder Julian Hettwer positiv aufgefallen. Wie beurteilen Sie als erfahrener Spieler deren Entwicklung?

Das sind richtig gute Spieler, die vor allem auch zuhören und lernen wollen. Ich habe schon mit vielen Talenten zusammengespielt, die aus dem NLZ kamen und sich für gestandene Profis hielten – und dann waren sie ganz schnell wieder weg. Unsere Jungs geben Gas, schieben sogar Extra-Schichten. Wenn sie so weitermachen, wird der MSV noch viel Freude an ihnen haben. Was können sie noch von den routinierten Kräften lernen?

Ich habe früher die älteren Spieler beobachtet und versucht, mir das Beste von ihnen abzuschauen – was sie vor und nach dem Training machen, wie sie regenerieren. Das sind Dinge, die sie lernen müssen. Und falls sie sich im Training mal hängen lassen, dann bekommen sie natürlich Feuer von uns erfahrenen Spielern. Aber ich muss ihnen nicht erklären, wie sie den Ball hochhalten müssen. Dafür sind sie technisch eh schon besser als ich (lacht).

Bleiben Sie auch im Abstiegsfall auf jeden Fall beim MSV?

Wir steigen auf keinen Fall ab – da denke ich Nullkommanull dran.

Angenommen Sie bleiben bis zu Ihrem Vertragsende 2024. Wo sehen Sie den MSV dann bestenfalls?

Als Fußballer strebe ich immer nach dem maximalen Erfolg. Ich bin in meiner Karriere viermal aufgestiegen. Mein Traum ist es, die eine Hand voll zu machen. Ob es klappt, weiß ich nicht. Aber da würde der MSV jedenfalls hingehören. Und ich werde alles dafür geben.

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