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Ein Tag mit:
Dem RWO-Maskottchen "Underdog"

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Ein Tag mit: ...dem RWO-Maskottchen "Underdog"
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Michael Stiebler hat einen „40-Stunden-Bürojob“, wie er selbst sagt. Doch am Wochenende wird er zum Tier. Zum „Underdog“, dem Maskottchen von RW Oberhausen.

Platsch! Das völlig durchgeschwitzte T-Shirt macht ein unschönes Geräusch, als es auf dem gefliesten Kabinenboden landet. Leise dringen aus einiger Entfernung die Anfeuerungsrufe der RWO-Anhänger in den Umkleideraum, der nur mit dem Nötigsten ausgestattet ist.

Michael Stiebler ist jetzt in einer Halbwelt – halb Mensch, halb Tier, wenn man so will – und das Trikot mit der passenden Rückennummer 04 hat er ausgezogen, um sich für den Endspurt noch mal ein frisches Shirt überzustreifen. Denn gleich muss der Underdog noch einmal die rund 2.500 Oberhausen-Fans und natürlich auch die Mannschaft mobilisieren. „Hoffentlich bleibt‘s beim 2:1“, schnauft er, nimmt einen Schluck aus der mitgebrachten Mineralwasserflasche und schaut auf die Uhr. Kurz vor dem Verlassen der Katakomben, die in einem Nebengebäude des Niederrheinstadions untergebracht sind, setzt er sich wieder den riesigen Hundekopf auf und ist jetzt wieder der Underdog. Und nichts anderes.

Der Underdog kümmert sich um das Spielgerät (RS-Foto: Tillmann).

Im Stadionrund macht er da weiter, wo er vor einigen Minuten aufgehört hat. Rennt, so schnell wie es mit den vollkommen überdimensionierten Schuhen möglich ist, an den Tribünen entlang, seine RWO-Fahne flattert im Wind. In diese hüllt der Underdog gerne auch mal einen Ordner, die daraufhin prompt mal ihren ernsten Gesichtsausdruck ablegen und ein Lächeln zeigen. Das ist sein Element, den Menschen Spaß zu machen. „Immer positiv“, müsse sein, was er verkörpere, sagt der Animateur, der eine Promotion-Agentur mit rund 30 freien Mitarbeitern unterhält und seit 2008 unter anderem den Underdog darstellt.

Er löste den „Kleebär“ als Maskottchen des Traditionsklubs ab, die neue Figur sollte besser zum Außenseiter-Image des Vereins passen. So wurde der Underdog kreiert, Verein und Dienstleister konnten sich auch in den Details schnell einigen. Es war kein Schoßhündchen und keine furchterregende Bestie gefragt, sondern eher der Typ Promenadenmischung, ein Straßenköter. „Aber nicht zu dick“, hält Stiebler fest und ist ganz froh, dass die Auftraggeber ihre sportlichen Ambitionen auch in diesem Punkt gewahrt wissen wollten.

Zur Kinderbelustigung wird schon mal eine Glatze poliert

Am Spieltag ist er allerspätestens eine Stunde vor Anpfiff am Stadion. Noch in zivil klärt er mit der Presseabteilung, ob es Besonderes zu beachten gilt. Gibt es Ehrungen, hat ein Sponsor sich eine besondere Aktion einfallen lassen oder ist eine größere Gruppe Kinder beim Spiel? Dann ist der Underdog natürlich dabei und als Motiv der Fotografen obligatorisch. „Nie einfach nur daneben stehen, sondern immer mit Pose“, sei dabei die selbstgemachte Vorgabe. Generell sei es „Firmenphilosophie“, „Gas zu geben“, also immer in Aktion zu sein und vielleicht etwas mehr zu machen als nötig. „Der Kunde weiß das zu schätzen“, sagt Stiebler.


Und die Fans erst! Der Underdog erfüllt jeden Fotowunsch, zeigt dem Linienrichter an, wer Einwurf hat, fällt beim Gegentor hintenrüber, herzt die Oma, poliert - sehr zur Freude der restlichen Familie – mit einem RWO-Schal die Glatze des Vaters und steigt dann wieder auf seinen mitgebrachten Roller. Der ist zum Markenzeichen des Maskottchens geworden und mit ihm saust er über die Tartanbahn, um immer sofort dort zu sein, wo etwas los ist. Er scherzt mit den Sanitätern und legt sich der Länge nach auf ihre Schöße. Weder Mario Basler, der noch relativ neue Trainer ist vor ihm sicher, noch Claus Lufen, WDR-Reporter. Der Underdog dreht den Spieß um, klaut Lufen das Mikrofon und hält es dem Journalisten unter die Nase. Der nimmt es mit Humor, der Underdog darf das – und wer könnte ihm schön böse sein? „Ich genieße Immunität“, sagt Stiebler und meint damit eigentlich „ihn“, denn auf die strikte Trennung von der verkörperten Figur und dem Menschen, der im Kostüm steckt, legt er größten Wert. Darum sagt der Underdog auch kein Wort – und deshalb bringt Stiebler das Kostüm auch nicht einfach unter dem Arm, sondern vor Blicken geschützt in einer großen, schwarzen Reisetasche mit.

Einen verschwitzten jungen Mann mit Hundekopf unter dem Arm bekommt aus diesem Grund auch keiner zu Gesicht – nur in „absoluten Ausnahmefällen“. Die kleine Carlotta stellt so einen dar. Ihr Papa arbeitet bei RWO und hat sein Vitamin B für einen kurzen Blick hinter die Kulissen eingesetzt. Jetzt weiß Carlotta, das ein Mensch im Underdog steckt,und seine Nachfrage, ob sie denn jetzt auch keine Angst mehr vor ihm habe beantwortet sie mit einem niedlichen „Nur noch ein bisschen.“

Der Underdog mag Malzbier und ein Stück Bienenstich

Auf dem Roller dreht der Underdog seine Runden im Stadion (RS-Foto: Redemann).

Jene Episode spielte sich in der Pause ab, die sich der Underdog aber schon nach etwa 30 Minuten Spielzeit gönnt. Ein Stück Bienenstich und eine Flasche Malzbier gibt es als Stärkung, die Mitarbeiterin weiß, was dem Underdog schmeckt. In der eigentlichen Halbzeit-Unterbrechung steht der Liebling aller Kinder schon auf dem Platz und versucht sich als Torwart. Die Knirpse treten im Elfmeterschießen, das eher ein Sechsmeterschießen ist, gegen das haarige Wesen an. Einiges spielt dabei den Schützen in die Karten. Das Blickfeld des Underdogs ist extrem eingeschränkt, die Schuhe für einen Fußballplatz denkbar ungeeignet. Und wenn sich der tapsige Keeper erstmal für die falsche Ecke entschieden hat, ist nichts mehr zu machen, Stichwort Gewichtsverlagerung. Allein der Kopf wiegt drei Kilogramm, was Stiebler aber als „absolut angenehm“ empfindet. Als Hobby-Basketballer ist er selbst Sportler, anstrengender als ein 90 minütiger Underdog-Auftritt kann aber auch ein Basketballspiel kaum sein. Der Underdog jedenfalls schenkt den Kindern nichts, wenn er mal einen Ball parieren kann, dann schnappt er auch zu. Einmal wurde ihm dieser Ehrgeiz zum Verhängnis: Beim Pausenfüller vom Punkt holte sich Stiebler einen Bänderanriss im Knie, eine vierwöchige Zwangspause und amüsiertes Personal im Krankenhaus war die Folge. „Wobei haben Sie sich das denn geholt“, habe die Schwester gefragt. „Bei der Arbeit. Ich bin Maskottchen“, war die Antwort.

Beim Heimspiel gegen Wehen-Wiesbaden geht aber alles gut, Rot-Weiß Oberhausen gelingt nach langer Durststrecke sogar mal wieder ein Dreier. Die Ehrenrunde dreht der Underdog gerne, und vor der Dusche und dem Gang zum Buffet, das den Feierabend markiert, kommt er so noch einmal in einen besonderen Genuss: Coach Mario Basler versammelt die Mannschaft am Mittelkreis und hält eine zum Arbeitssieg passende Ansprache. Die Führung hat gehalten, der Underdog hat endlich mal wieder Biss gezeigt.

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