Schalkes Vorstandsvorsitzender Bernd Schröder hat dem vereinseigenen Medium SchalkeTV ein Interview gegeben. Darin zieht der 56-Jährige, der zu Beginn des Jahres von Bayer Leverkusen zum S04 gewechselt war, eine Bilanz der ersten knapp vier Monate seiner Amtszeit.
Wechsel des Hauptsponsors, Trainerentlassung, Platzierung einer Anleihe. Die Zeit von Januar bis Ende April bei seinem neuen Arbeitgeber muss Bernd Schröder wie im Flug vergangen vorgekommen sein.
Das war ein fulminanter Crashkurs Schalke.
Bernd Schröder
Wegen der Komplexität des Vereins habe er sich eigentlich erstmal in Ruhe ein Bild von S04 machen wollen. Dazu habe er bereits viele Gespräche geführt, sei in das Innenleben des Klubs eingetaucht. Aber dieser Prozess habe durch das turbulente Tagesgeschäft immer wieder ein Stück weit hinten angestellt werden müssen, da viele Ad-hoc-Entscheidungen zu treffen waren. „Das Gute daran ist: Wir konnten jetzt viel gestalten in kurzer Zeit. Das ist ja auch eine Riesenchance, Sachen auch gestalten zu können. Und das Zweite ist: Ich konnte einfach viel kennenlernen. Dadurch, dass viel passiert ist und Druck da war, etwas zu entscheiden, musstest du auch die ganzen Entscheidungen zusammenbekommen“, sagte Schröder. Und fügte an: „Das war ein fulminanter Crashkurs Schalke“.
Emotional sei der im Münsterland lebende Schröder von den Königsblauen bereits gepackt worden. „Es heißt ja: Schalker ein Leben lang, das ist jetzt schon spürbar.“ Das gelte auch für seine Familie. Seine Frau habe noch nie so viele Fußballspiele gesehen wie in den vergangenen vier Monaten. Überrascht worden sei er nicht, von dieser wahnsinnigen Kraft in diesem Verein, aber es sei nochmal etwas ganz anderes, diese als Teil des Ganzen selbst zu spüren.
Zuvor bei Bayer Leverkusen sei es ruhiger zugegangen. „Ja, klar. Ich habe ja den Vergleich zu Leverkusen. Das ist ein ruhigeres Arbeiten als auf Schalke. Ganz klar. Aber es ist natürlich auch nicht so spannend. Das ist auch relativ klar.“ Eine seiner Hauptaufgaben sehe er darin, die Wucht, die in diesem Verein steckt, zu bündeln. „Es geht darum, die Menschen da abzuholen, wo sie stehen, mit ihrem Schalke. Abzuholen und dann auszurichten und zu sagen: Da geht es lang. Und dann auch voranzugehen.“ Deshalb werde er künftig auch etwas präsenter und wahrnehmbarer sein als in den ersten Monaten. Aber nur, sofern das für den Verein erforderlich sei.
Wenn man bedenke, wo der Verein vor einem Jahr stand, sei man schon ein ganzes Stück vorangekommen. „Wir sind schon einen Schritt gegangen, wenn man mal selbstkritisch ein Jahr zurück schaut, wo wir da standen oder noch im Sommer letzten Jahres. Das war ja nicht schön. Und vom Gefühl im letzten Sommer zum Gefühl heute sind wir ja schon die ersten fünf Stufen wieder hoch.“
Sportdirektor Rouven Schröder sowie die Vorstände Peter Knäbel und Christina Rühl-Hamers hätten einen tollen Job gemacht. „Jenseits des Gefühls, also rein faktisch, ist ja auch schon viel passiert. Die wirtschaftliche Stabilität ist noch nicht gut, aber wir haben eine wirtschaftliche Stabilität schon da. Wir wissen, wir sind handlungsfähig. Wir wissen, was wir machen.“
Wenn wir nächstes Jahr immer noch 2. Liga spielen, dann ist Schalke ja trotzdem noch ein geiler Verein, ist trotzdem eine Größe und eine Macht und eine Kraft, die auch für einen Partner gut ist
Bernd Schröder
Der Verein habe sich wieder berappelt, aber eben auch noch nichts erreicht. Bei S04 werde es auch weitergehen, wenn der Aufstieg verpasst wird. Entsprechend positioniert er sich gegenüber Sponsoren: „Ich mache in den Gesprächen keinen Unterschied, weil Schalke ist so oder so grandios. Wenn wir nächstes Jahr immer noch 2. Liga spielen, dann ist Schalke ja trotzdem noch ein geiler Verein, ist trotzdem eine Größe und eine Macht und eine Kraft, die auch für einen Partner gut ist“, erzählte Schröder. Die jetzigen Partner seien an Board, weil sie Schalke toll finden. Allerdings mache es schon einen Unterschied bei der Gewinnung von neuen Sponsoren. Denn es würde Sponsoren geben, die nur bei einem Erstligaverein investieren. Insofern würde der Aufstieg bei der Neuausrichtung natürlich vieles erleichtern.