Doppelpacker Marvin Ducksch tanzte ausgelassen mit seinen Bremer Teamkollegen vor der Gästekurve, doch die „Spitzenreiter, Spitzenreiter“-Rufe der Werder-Fans gingen unter. Denn am anderen Ende der erstmals seit 781 Tagen wieder ausverkauften Arena hüpfte und sang der Schalke-Anhang, als wäre der S04 schon wieder in die Bundesliga zurückgekehrt.
„Wie die Fans reagiert haben, ist unfassbar“, sagte Sportdirektor Rouven Schröder nach dem ernüchternden 1:4 (0:2) im Spitzenspiel der Absteiger, „der Verein ist so eng beieinander. Das gibt dir so viel Herzblut und Emotionalität.“
Der Wandel ist unverkennbar: Vor fast genau einem Jahr hatten Schalker Fans die Profis nach dem 0:1 in Bielefeld und dem Absturz in die 2. Liga noch rund um das Stadion gejagt.
Doch wirklich Grund zum Jubeln hatten am Samstag eigentlich nur Ducksch und Co.: Der erste Sieg nach drei 1:1 in Folge brachte Werder im spannenden Aufstiegsrennen drei Runden vor Schluss in die Pole Position.
Matchwinner Ducksch, der mit seinen Saisontoren 18 und 19 (51./53.) für die Entscheidung gesorgt hatte, sprach von einem „nahezu perfekten Tag“. Trainer Ole Werner freute sich vor allen über die frühen Treffer von Ilia Gruev (9.) und Niclas Füllkrug (26.) nach Standards, „da waren wir sehr effektiv“.
Drei Punkte beträgt jetzt der Vorsprung vor dem Relegationsplatz, den Darmstadt 98 nach dem 2:1 (2:0) beim FC St. Pauli einnimmt. Und das Restprogramm ist mit Heimspielen gegen Holstein Kiel und Jahn Regensburg sowie dem Auswärtsspiel bei Erzgebirge Aue deutlich leichter als das der Königsblauen. Die erste Niederlage nach fünf Siegen unter Interimstrainer Mike Büskens warf sie einen Zähler hinter Bremen zurück - beim SV Sandhausen, gegen St. Pauli und beim 1. FC Nürnberg entscheidet sich, ob der sofortige Wiederaufstieg gelingt.
Die Herangehensweise ist klar: so weitermachen wie in den Wochen zuvor. „Strich drunter, Kopf hoch, es ist gar nichts passiert“, sagte Schröder. Und Büskens assistierte: „Wir haben in den letzten Wochen nicht angefangen zu spinnen und gedacht, wir könnten über Wasser gehen. Auch jetzt bleiben wir klar.“
Dafür muss Schalke die eklatanten Abwehrfehler, die bei Torhüter Martin Fraisl beim 0:1 begannen, schleunigst abstellen. Und die beste Offensive der Liga muss möglichst früher als Simon Terodde gegen Bremen (88.) mit dem Toreschießen anfangen. Denn verloren ist noch nichts: „Du musst es nehmen wie ein Boxer“, meinte Schröder, „jetzt geht es in die nächste Runde.“