Herr Schacht, Sie zählen zu den Schalkern, die [article=523336]die bislang letzte Zweitligasaison[/article] gespielt und den Wiederaufstieg in die Bundesliga geschafft haben. Wie sind Ihre Erinnerungen an die Spielzeit 1990/91? Ich habe fantastische Erinnerungen an diese Saison und bin immer noch stolz darauf, diese Mannschaft damals als Kapitän aufs Feld führen zu durften. Bei uns war es so, dass Peter Neururer als Trainer den Kader zusammengestellt hat. Im Winter musste er aber leider gehen, wo bis heute keiner weiß, wieso das so war. Das war natürlich sehr schade für Peter, aber zur Hälfte gehört ihm dieser Aufstieg mit. Dann kam Aleksandar Ristic zu uns. Wir haben eine überragende Rückserie gespielt. Am Ende stand dann der Aufstieg. Das war Wahnsinn. Die ganze Stadt stand Kopf, die Fans waren stolz und glücklich. Es war einfach nur sensationell. Sowas kann man auch nicht aus dem Gedächtnis streichen. Es gibt ja auch nichts Schöneres als aufzusteigen.
Wie war damals die Atmosphäre innerhalb der Mannschaft? Damals hatten wir noch mehr Kontakt zu den Fans. Sie haben nach jeder Trainingseinheit und jedem Spiel auf uns gewartet und mit uns geredet. Egal wann, wir waren immer da und hatten ein offenes Ohr für die Fans. Peter Neururer hat zudem sehr viel Wert darauf gelegt, dass die Mannschaft nicht nur fußballerisch stark war, sondern auch charakterlich gut zueinander gepasst hat. Wir sollten ein Team sein und das war genau der Fall. Von Jens Lehmann im Tor bis hin zu Aleksandr Borodyuk und Volodymyr Lyutyi vorne im Sturm. Wir waren eine tolle Truppe und hatten mit dem Aufstieg ein gemeinsames Ziel. Und jeder in der Mannschaft wusste, was es bedeutet, für Schalke 04 zu spielen.
Was bedeutet dieser letzte Satz konkret? Man muss sich als Spieler mit dem Verein und vor allem mit den Fans identifizieren. Die Fans geben alles für den Verein und als Spieler sollst und musst du einfach auch alles für den Verein geben. Nicht nur bei Schalke, aber bei Schalke nochmal extremer. Das haben meine Person und meine Mitspieler damals gemacht. Wenn die Fans und die Mannschaft auf Schalke eine Einheit bilden, besitzt dieser Klub ein unfassbares Potenzial.
Nach 30 Jahren Bundesliga in Folge startet Schalke nächste Saison erstmals wieder in der 2. Liga. Worauf wird es im Unterhaus für Knappen ankommen? Ganz wichtig ist, dass sich die Schalker schnell an die Spielweise gewöhnen. Neben fußballerischen Elementen müssen die Spieler auch eine gewisse Härte an den Tag legen. Außerdem müssen sie direkt wissen, um was es geht. Für jeden Verein ist das Spiel gegen Schalke das Spiel des Jahres, das war schon zu unserer Zeit damals so. Die Zuschauer, wenn sie wieder erlaubt sein werden, werden da sein und es wird eine sensationelle Stimmung in den Stadien herrschen.
Wie schätzen Sie die Aufstiegschancen der Schalker ein? Auch im Hinblick auf das weitere Teilnehmerfeld sowie einen drohenden 6-Punkte-Abzug… Ich glaube, das ist die stärkste 2. Liga, die es jemals gegeben hat. Das ist Wahnsinn, welche Vereine dort alle mit dabei sind. Zu Schalke: Da hat sich ja das Mannschaftsgefüge geändert. Man hat neue Spieler geholt, die hoffentlich schnell verinnerlichen, was es heißt, für Schalke 04 zu spielen. Und natürlich was es bedeutet, in der 2. Liga zu spielen. Mit Simon Terodde, Danny Latza und Ralf Fährmann hat Schalke eine gute Achse aus gestandenen Erst- und Zweitligaspielern zusammen. Für die jungen Spieler geht es darum, schnellstmöglich Fuß zu fassen. Dann denke ich, dass man eine gute Saison spielen wird, für den Wiederaufstieg wird es aber wahrscheinlich nicht reichen. Ich glaube, da braucht die Mannschaft eher zwei Jahre.
Inwiefern haben Ihnen die Fans damals als Mannschaft auf dem Platz geholfen, den Wiederaufstieg in die Bundesliga zu erreichen? Insbesondere bei Auswärtsspielen war die Hälfte der Zuschauer Schalker. Die Fans lieben und leben Schalke. Und das müssen die Spieler auch. Wenn die Fans spüren, dass die Spieler das machen, dann stehen sie wie eine Eins hinter der Mannschaft und verzeihen auch mal weniger gute Leistungen. Die Fans sind sicherlich das Faustpfand für die Spieler.
Im Hinblick auf die Corona-Pandemie wird in den Stadien 2021/22 aber vermutlich nur ein Teil der Zuschauer anwesend sein… Es wird sicherlich nicht so sein wie bei der EM zuletzt in Ungarn, da können wir mal von ausgehen. Ich glaube schon, dass wir hier in Deutschland ein anderes Hygienekonzept haben. Der DFB und die DFL arbeiten wahrscheinlich gerade daran. Aber selbst, wenn nur 20.000 Zuschauer im Stadion sind, glaube ich schon, dass eine sensationelle Stimmung herrschen kann. Das hat man ja auch beispielsweise bei dem EM-Spiel zwischen Kroatien und Schottland gesehen. Die Schotten haben eine Stimmung erzeugt, da hat man gedacht, da wären 60.000 Menschen. Das kann bei Schalke genauso sein.