S04

Das erwartet Schalke 04 in der 2. Liga

Am Samstag (15.30 Uhr) findet gegen Eintracht Frankfurt das vorerst letzte Heimspiel des FC Schalke 04 in der 1. Bundesliga statt. Ab der kommenden Saison heißen die Gegner in der Arena dann Erzgebirge Aue, 1. FC Heidenheim oder SV Sandhausen. Ein königsblauer Albtraum, der bis vor kurzem undenkbar war. Aber alles schon mal dagewesen. Erinnerungen an Heimspiele in der 2. Liga vor 6.000 Zuschauern, Pflastersteine in Essen und Volksfeste in der Provinz werden wach.

Schalke vor 6.000 Zuschauern? Das gibt es - außer zu Corona-Zeiten - nicht, glauben Sie? Gab es aber. Der Zuschauerschnitt der Knappen lag in der ersten Saison 1988/89 nach dem letzten Bundesliga-Abstieg bei knapp 16.000 Fans. Er steigerte sich dann bis zur Saison 1990/91, in der der Wiederaufstieg gelang, auf knapp 35.000. Es gab aber auch Heimspiele, bei denen sich bei Schnee oder Dauerregen 5.000 oder 6.000 Fans im Parkstadion verliefen. Manchmal wurden dann nach lauten Rufen aus der Nordkurve irgendwann in der zweiten Halbzeit die Eingänge zur Haupttribüne geöffnet, damit die bis auf die Haut nassen Treuesten der Treuen das Spiel im Trockenen zu Ende schauen konnten. Eine Art Anerkennung dafür, dass man seinem Verein auch als begossener Pudel in den schwersten Zeiten die Treue hielt.

Schalke als Zuschauermagnet für Provinz-Klubs

Auswärtsspiele gerieten regelmäßig zu Volksfesten. In der Provinz den großen FC Schalke 04 einmal hautnah zu erleben, lockte selbst in sonst nicht gerade als Fußball-Hotspots bekannten Vereinen wie Union Solingen, Schweinfurt 05 oder TSV Havelse die Menschen in Scharen in die Stadien. Und unter den Fans der Königsblauen entwickelte sich ein „Jetzt-erst-Recht“- Gefühl. In stattlicher Anzahl begleitete der harte Kern der S04-Fans seinen Verein auch auswärts. Jeder kannte irgendwie jeden. Voller Stolz wurden oft immer noch selbstgebastelte Fahnen und Schals getragen. Schalke gegen den Rest der Welt. Die Fans waren wie ein Teil einer Familie, die den Mythos Schalke vor dem Untergang bewahren wollte. So gerieten die Auswärtsspiele oft zu Heimspielen. Nicht verschweigen werden sollte: Dafür wurde auch schon mal zu unlauteren Mitteln gegriffen, wenn es darauf ankam. Das beruhte aber auf Gegenseitigkeit. Denn auch die Anhänger der anderen Vereine wollten es den übermächtig erscheinenden Schalkern zeigen. In Saarbrücken wurden S04-Fans Ende der 1980er Jahre schon mal durch die ganze Stadt gejagt, an der Hafenstraße in Essen mit Pflastersteinen beworfen. Ganz Schalke war erleichtert, als 1991 endlich der dritte und bis heute letzte Wiederaufstieg gelang. Es begann eine beinahe 30 Jahre andauernde Phase der sportlichen Konsolidierung und Hochphase. Wer als Knappen-Fan 1990 noch in Meppen oder Oldenburg in der Kurve stand, für den mutete der UEFA Cup-Sieg 1997 gegen Inter Mailand nur wenige Jahre später in der Tat wie ein Wunder an. Ein Halbfinale in der Champions League gegen Manchester United? Ein Sieg bei Real Madrid im selben Wettbewerb? Erschien so weit weg wie der Mond. Dazu gab es drei Pokalsiege (2001,2002, 2011), einige Vizemeisterschaften und ein „Vier-Minuten-Trauma“. Nun steht bei S04 also wieder alles auf Anfang. Damals hat der Klub die richtigen Lehren aus den drei Abstiegen in die 2. Liga gezogen. Diesmal auch?