Marcel Lenz erlebt gerade seinen ganz persönlichen Traum. „Mehr Identifikation geht gar nicht. Ich stand früher im MSV-Fanblock, spiele jetzt vor den Anhängern, von denen ich viele persönlich kenne. Für mich ist das eine wunderbare Sache.“ Allerdings mit einem kleinen Haken: Der Grat zwischen Traum und Albtraum ist für den 25-Jährigen äußerst schmal.
Der MSV Duisburg steht vor dem Relegations-Rückspiel gegen Herausforderer Würzburger Kickers mit mehr als einem Bein in der 3. Liga. Lenz lächelt den drohenden Super-GAU weg. „Ich bin fest davon überzeugt, dass wir es packen. Unsere Köpfe sind nach dem 0:2 im Hinspiel nicht leer. Ich spüre, dass bei uns alle voller Tatendrang sind. Wenn Würzburg uns schlägt, dann können wir sie umgekehrt auch bezwingen.“ Zur besonderen Motivation stehen etliche Fans ab 17 Uhr bei der Anfahrt zum Stadion Spalier für die Duisburger Spieler.
Für den MSV muss eine Energieleistung – und am Ende ein Sieg mit drei Toren Differenz – her. Lenz: „Wir hatten schon viele wichtige Spiele in den vergangenen Wochen, sind nach Rückschlägen ganz oft zurückgekommen. Jetzt ist das wirklich ein absolutes Endspiel. Am Abend fällt eine Entscheidung. Entweder bleiben wir drin oder nicht. Es gibt nur noch diese eine Begegnung. Wir werden alles geben.“
Sollte es kurz vor Schluss 1:0 für die Zebras stehen, mutiert Marcel Lenz zum zusätzlichen Feldspieler. Taktieren gibt es dann nicht mehr, es gibt nur noch Sekt oder Selters, Absturz oder Rettung. Lenz: „Wenn es so kommen sollte, dass uns ein Tor kurz vor Schluss fehlt, wird das Signal von unserer Trainerbank gegeben. Ich schalte mich dann mit nach vorne ein. Du musst dann wirklich alles versuchen.“
Die Nacht vor dem wichtigsten Spiel der gesamten Saison lief für Marcel Lenz gewohnt entspannt. „Nach den Spielen ist es schlimmer, weil dann noch einmal alle Szenen im Kopf ablaufen. Im Anschluss an das 1:0 gegen Leipzig hatte ich mich relativ früh ins Bett gelegt, bin aber erst um 1 Uhr oder 2 Uhr eingeschlafen.“ Wenn der Blondschopf den Rasen betritt, ist er komplett fokussiert. „Dann schalte ich den Autopiloten ein. Ich bin dann im Tunnel und kriege nur mit, was vor mir im Spiel passiert.“ Nach dem Abpfiff will Lenz den Autopiloten abschalten – und in eine Jubelmenge eintauchen...