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Kommentar: Schalkes Managersuche wird zur Gewissensfrage
Tribut an Fans oder Tabubruch?

Der eine soll nicht, der andere will nicht Schalke-manager werden: Olaf Thon und Oliver Kahn (Foto: firo).
Der eine soll nicht, der andere will nicht Schalke-manager werden: Olaf Thon und Oliver Kahn (Foto: firo).
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Es war der 26. Mai 2000, als Schalke 04 einen der unglaublichsten Spielerwechsel der Vereinsgeschichte bekanntgab.

Ex-Ex-Manager Rudi Assauer holte Andreas Möller, den damals unter Königsblauen meist gehassten Spieler der Bundesliga, von Dortmund nach Gelsenkirchen. Ein Tabubruch sondergleichen, doch „Assi“ pfiff auf die Meinung der Fans und machte allein sportliche Argumente für die Verpflichtung geltend. Nicht erst 4:38 Minuten lang gefühlte Deutsche Meisterschaft gaben ihm später recht.

Nach der Beurlaubung von Andreas Müller als Manager der Königsblauen stehen die Verantwortlichen des Klubs vor einer ähnlichen Entscheidung. Dürfen bei der Suche nach einem Nachfolger für den „Eurofighter“ weiche Faktoren wie die Sympathie der Anhänger zum künftigen starken Mann in der sportlichen Führung eine Rolle spielen? Oder muss einzig und allein die sportliche Kompetenz entscheidend sein?

Wie in der Aufarbeitung der Schalker Geschichte in der Nazizeit ist auch hier die Wahrheit zwischen blau und weiß, nämlich grau. Müller selbst war als Spieler keiner wie Mike Büskens, der auf dem Zaun stand und mit der Kurve feierte, oder ein Ausnahmekicker wie Olaf Thon, dessen fachliche Qualitäten schon allein aus seinem begnadeten Ballgefühl wachsen müssen. Müller verkörperte ehrliche Arbeit, ehe er unter Assauer fünfeinhalb Jahre in die Lehre ging.

Einen ähnlichen Werdegang haben in Ebbe Sand und Marc Wilmots zwei ehemalige S04-Publikumslieblinge hinter sich, die eben deshalb in Fankreisen auf der Kandidatenliste für den Managerposten weit oben landeten.

Dass Aufsichtsratschef Clemens Tönnies und seine Gefolgsleute eher über den aalglatten Oliver Bierhoff oder sogar den Schalker Intimfeind Oliver Kahn nachdenken, deutet von perspektivischem Denken - losgelöst von den Stimmungsmachern auf der Tribüne.

Müller ist aber auch über sie gestolpert, nicht nur wegen seiner verfehlten Personalpolitik der letzten Jahre. Wer die Macht der Kurve unterschätzt, wird mit seinen technokratischen Entscheidungen über das Wohl und Wehe des FC Schalke nicht lange glücklich sein.

Frage nach bei Fred Rutten, der, obwohl sportlich mindestens so gescheitert wie Müller, vorerst zum Teammanager nach englischem Vorbild aufgestiegen ist. Doch die „Rutten-raus“-Rufe werden spätestens beim Heimspiel gegen Hamburg wiederkommen - wenn sich seine Mannschaft nicht doch noch um 100 Prozent steigern sollte.

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