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Imagekorrektur oder Karriere-Aus? Boateng kämpft beim BVB um seinen Ruf
Ende des Sturzfluges

BVB: Boatengs Kampf um den Ruf
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Mit festem Blick und breiten Schultern entstieg Kevin-Prince Boateng, Dortmunds neueste Attraktion, am Dienstag dem BVB-Mannschaftsbus.

Entschlossen und ohne einen Blick zurück möchte der 21-Jährige, dessen Karriere zuletzt in einer kilometerlangen Sackgasse stecken geblieben war, bei der Borussia einen Neuanfang wagen - und das Image vom „Gangster“-Fußballer mit guten Leistungen auf und anständigem Benehmen neben dem Platz korrigieren.

„Kevin wird einen Teufel tun, bei uns durch Skandale aufzufallen“, versuchte Jürgen Klopp bei der Vorstellung des „Enfant terribles“ jegliche Bedenken an der charakterlichen Festigkeit des Kickers aus dem Berliner Problemviertel Wedding beiseite zu wischen. Es ist eine schwere Aufgabe, die sich der frühere Mainzer da vorgenommen hat, eilt dem Ex-Herthaner doch ein Ruf voraus, der jeden Imageberater zur Verzweiflung treiben würde.

Schon in Berlin war der fünfmalige deutsche U21-Nationalspieler durch zahlreiche Schlagzeilen abseits des Rasens aufgefallen, dennoch wechselte er 2007 für unfassbare 7,9 Millionen Euro zum Londoner Premier-League-Klub Tottenham Hotspurs. Doch die Verlockungen der englischen Metropole waren zu viel für den Fußballer, der in Windeseile vom fast mittellosen Jugendlichen zum reichen Jungstar aufgestiegen war.

Es dauerte nicht lange, da fiel Boateng häufiger durch nächtliche Eskapaden als durch gute Leistungen in seinem Beruf auf. Es folgte die Degradierung in die zweite Mannschaft - und damit der absolute Tiefpunkt in der kurzen, aber intensiven Karriere des ehemaligen Senkrechtstarters.

Damit der Sturzflug nicht beim BVB, der bereits im Sommer heiß auf die Dienste des technisch und körperlich starken Mittelfeldspielers war, fortgesetzt wird, hat Sportdirektor Michael Zorc zunächst ein Leihgeschäft mit den Londonern ausgehandelt.

Glückt das Experiment, winkt Boateng eine langfristige Beschäftigung in Dortmund. Misslingt es, muss er zurück ins fußballerische Niemandsland.

Der Bruder von HSV-Profi Jerome scheint die Lage erkannt zu haben und setzt auf den Läuterungseffekt: „Ich hatte in London eine schwere Zeit und habe viel nachdenken können. Ich bin mittlerweile reifer geworden.“

Im Trainingslager teilt sich der Sohn einer deutschen Mutter und eines ghanaischen Vaters ein Zimmer mit Nuri Sahin, beide kennen sich aus gemeinsamen Spielen mit ihren Jugendauswahl-Teams.

„Er zeigt mir hier alles, führt mich in die Mannschaft ein und erklärt mir die Abläufe“, macht Boateng keinen Hehl daraus, dass er die Dienste des bodenständigen Ur-Borussen gerne als Hilfestellung in Anspruch nimmt.

In den letzten Jahren herrschte zwar Funkstille zwischen den beiden, doch Sahin übernahm ohne zu zögern die Aufgabe des Fremdenführers: „Ich verstehe mich privat sehr gut mit Kevin. Als ich ihn Dienstag wiedergesehen habe, war es, als wäre der Kontakt nie abgebrochen. Ich werde ihm auf jeden Fall weiterhelfen und sein erster Ansprechpartner sein.“

Klopp dürfte es begrüßen, wenn sich der ruhige Sahin auch bei der Rückkehr nach Dortmund um den ein Jahr älteren Neuzugang kümmert. Denn rein sportlich betrachtet, ist er ein echtes Schnäppchen. Jetzt muss Boateng nur zeigen, dass er das Geld wert ist - und nicht nur die Klatschspalten um spannende Geschichten bereichert.

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