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VfL: Die Einzelkritik der Hinrunde
"Mr. Zuverlässig" und ein Missverständnis

VfL: Die Einzelkritik der Hinrunde

Die Spieler des VfL Bochum in der Einzelkritik zur Hinrunde der Bundesligasaison 2008/09.

Anthar Yahia (13 Einsätze/davon 13 benotet/Durchschnittsnote: 2,92): Wie auch im letzten Jahr der beste und beständigste Spieler im VfL-Kader. Im Abwehrverhalten noch reifer geworden, klärt er viele Situationen durch sein gutes Auge und fast immer ohne Foulspiel. Die Rote Karte kam unglücklich zustande. Schaltet sich nicht nur bei Standards mit nach vorne ein. Wird immer mehr zu der Persönlichkeit in der Mannschaft und identifiziert sich voll und ganz mit dem Verein.

Daniel Fernandes (16/16/3,43): Mit dem Portugiesen sollte die Torwartfrage beim VfL dauerhaft beantwortet werden. Talent und Fleiß sind dazu vorhanden, doch die Leistungen im Stahlbad Bundesliga sind (noch) zu unterschiedlich. Manchmal reicht eine Unaufmerksamkeit, um eine ansonsten tadellose Leistung zu trüben. So in Hannover, als sein Fehler dem VfL den Sieg kostete. Und die folgenschwere Tändelei in Frankfurt wird ihm noch lange nacheilen. Eine Alternative zu ihm ist aber trotz drei weiterer Keeper im Kader nicht zu erkennen.

Marc Pfertzel (14/13/3,69): Der Franzose konnte nicht an die Leistungen der Vorsaison anknüpfen. Dabei schien zunächst der Stammplatz auf der rechten Seite reserviert. Doch Schwächen im Abwehrverhalten (nur 49% gewonnene Zweikämpfe), verbunden mit Unkonzentriertheiten hätten ihn vielleicht dauerhaft auf die Bank verbannt. Aber Matias Concha war dauerverletzt und Oliver Schröder wurde immer wieder im Mittelfeld gebraucht. Zuletzt etwas stabiler und mit viel Dynamik nach vorne. Seine 39 Flanken in der ersten Serie sind der interne Höchstwert.

Marcel Maltritz (17/17/3,35): Der Abwehrchef ließ sich häufiger als erwartet von der Unsicherheit anstecken. Ungelöst ist weiterhin das Problem der erschreckend vielen Gegentore nach Standards und Flanken. Denn Maltritz hat doch eigentlich in der Luft vor allem seine Stärken. Doch nur 50 Prozent aller Kopfballduelle im eigenen Strafraum entscheidet der VfL für sich. Auch lässt die Organisation der Abwehr bei Kontersituationen zu wünschen übrig. Der Vize-Kapitän ist selbstkritisch genug, um an diesen Schwächen akribisch zu arbeiten.

Christian Fuchs (14/12/3,25): Der österreichische Internationale ist die mit Abstand beste Neuverpflichtung. Sorgt auf der linken Seite für viel Schwung, gab die meisten Tor- und Schussvorlagen, flankt immer wieder gefährlich. Ein Gewinn sowohl in der Abwehrkette als auch ein Stück weiter vorne. Gibt in jedem Spiel von der ersten Minute an Vollgas und war in der gesamten ersten Serie ein Muster an Beständigkeit. Wenn er nicht dabei war, wie im letzten Spiel gegen Köln, fehlte er richtig.

Ließ seine Kreativität aufblitzen, muss sich noch mehr in die Offensive einbinden (Foto: firo).

Mimoun Azaouagh (16/15/3,40): Der Ex-Schalker knüpfte nur phasenweise an die gute zweite Serie der letzten Saison an. Wuselt und macht unermüdlich seine Arbeit, gibt die meisten Vorlagen und auch Schüsse ab. Doch allzu viel ist bei allem Bemühen bisher nicht herausgekommen. Dürfte dem VfL am ehesten zentral hinter den Spitzen helfen können, weil er sich auch mal auf engem Raum ein Dribbling zutraut. Doch zu oft ist er auch mit defensiven Aufgaben betraut, grätscht an der Mittellinie herum. Bei der schwach besetzten Kreativabteilung sollten diesen Job aber eher andere Spieler machen.

Christoph Dabrowski (15/15/3,40): Auch wenn nicht alles klappte, ist der Lange doch der „Mr. Zuverlässig“ im Team. Das unterstreichen auch seine bisher schon vier Treffer. Schon allein deshalb sollte er mehr offensive Spielräume erhalten. Koller gab ihm diese auf der linken Seite. Seine Routine und sein Kampfgeist müssen in der Rückrunde die Mannschaft mitreißen.

Stanislav Sestak (13/13/3,84): Nach der fantastischen ersten Saison in der Bundesliga folgte leider ein tiefer Einbruch. Nur vier Tore sind für ihn, der seine Schnelligkeit einfach nicht mehr auszuspielen vermag, viel zu wenig. Der Zehbruch tat ein übriges, um ihn niemals zu der Form auflaufen zu lassen, die der VfL vorne dringend braucht. Wenn Sestak keine Tore macht, wer dann?! Bezeichnend: Der VfL erzielte keinen einzigen Treffer aus einer Kontersituation.

Paul Freier (16/15/3,93): Vielleicht die bisher größte Enttäuschung. Vom Ex-Nationalspieler hatten sich die Fans viel erhofft: geschmeidige Flankenläufe, Torgefahr durch Distanzschüsse, pfiffige Dribblings. Leider blieb er fast alles schuldig. Sicher fehlte ihm nach Zehbruch ein Teil der Vorbereitung. Doch das kann Mitte Dezember keine Ausrede mehr sein. Denn auch gegen Köln im letzten Hinrundenspiel enttäuschte er bitter. Am Vertrauen von Coach Koller kann es nicht liegen. Das hat er in Massen. Nur die Ränge werden langsam ungeduldig.

Thomas Zdebel (12/8/2,75): Der Kapitän war lange weg vom Fenster. Ein Blick auf seinen Geburtsschein zeigt, dass der VfL sich sowieso auf der Sechser-Position mittelfristig neu orientieren muss. Doch als er gebraucht wurde, war er sofort zur Stelle, füllte die Rolle vor der Abwehr mit viel Herzblut, Kampfgeist und Routine aus. Dazu das schöne Führungstor in Dortmund. Vielleicht reicht es nur noch für eine gute Stunde pro Spiel. Aber in dieser Zeit kann er noch viel bewegen.

Oliver Schröder (9/8/3,57): Als er nach langer Verletzungspause die Fitness wieder 90 Minuten hatte, war er gleich wieder ein Thema für die Startelf. Dabei vielseitig verwendbar. Sehr bemüht, dabei aber immer wieder mit Stockfehlern und leichten Ballverlusten, wodurch er das Publikum wohl nie auf seine Seite bekommt. Trotzdem ein Kandidat für die erste Elf, entweder auf der rechten Seite oder im defensiven Mittelfeld. Müsste einfach mal über einen längeren Zeitraum gesund bleiben, dabei Spielpraxis und Selbstvertrauen tanken.

Ist bei den Fans noch nicht angekommen: Oliver Schröder (Foto: firo).

Marcin Mieciel (10/8/3,62): Der Pole kann immer mal wieder beweisen, dass er die Klasse für die Liga hat. Doch fast postwendend fällt er dann wieder in ein Loch. Er kann den Ball halten, ist technisch stark und mit einem guten Spielverständnis ausgestattet. Ihm fehlt aber sichtlich die Schnelligkeit und die Kaltschnäuzigkeit vor dem Tor.

Sinan Kaloglu (12/8/3,62): Kam ohne Spielpraxis nach Bochum und brauchte mehr als nur die Vorbereitung, um körperlich den Anforderungen der Bundesliga gerecht zu werden. Doch mit seinem kraftvollen Spiel und einem guten Torinstinkt konnte er schon mehrfach seine Verpflichtung rechtfertigen. Drei Tore in zwölf Spielen sind auch keine so schlechte Quote. Koller sollte ihm in der Rückrunde mehr Chancen geben. Philipp Bönig (8/7/3,42): Eigentlich mit einer unveränderten Leistung wie in all den Jahren. Fleißig, ohne große Ausreißer nach oben oder unten, zuverlässig im Rahmen seiner Möglichkeiten. Aber nach vorne läuft nichts, keine Flanke, kein Torschuss. Das reicht nicht. Christian Fuchs hat ihm da einiges voraus.

Auf weniger als die Hälfte aller benoteten Einsätze kamen:

Joel Epalle (6/4/2,25): Vielleicht der Hoffnungsträger schlechthin für die Rückrunde. War mit seiner ewigen Zehverletzung für viele schon abgeschrieben. Als er wieder fit war, konnte er mit seiner Dynamik, Schnelligkeit und Spielintelligenz das VfL-Spiel stark inspirieren. Einziges Manko: Das Tor trifft der Kameruner auch nur selten. Daniel Imhof (7/4/3,25): Verlor seinen Stammplatz nur aufgrund gleich mehrerer hartnäckiger Verletzungen, die ihn zum Ende nicht mehr auf die Beine kommen ließen. Ist er körperlich wieder bei 100 Prozent, dürfte er aufgrund seiner unauffälligen aber sehr effektiven Spielweise der erste Kandidat auf der "Sechser"-Position sein. Shinji Ono (3/2/4,50): Der eigentlich dauerverletzte Japaner konnte in keiner Phase die Hoffnungen rechtfertigen, die er in der Vorbereitung durchaus weckte. Dem Tempo und der Härte in der deutschen Liga zumindest in der bisherigen körperlichen Verfassung nicht gewachsen. Wenn er mal spielt, dann ist der läuferische Einsatz okay, aber zu Ballkontakten kommt es nur selten.

Vahid Hashemian (8/5/4,40): War die Rückholaktion ein Missverständnis? Als Koller den Iraner vorzeitig in den Heimaturlaub schickte, musste dieses Urteil gefallen sein. Obwohl dem VfL gerade vorne so der Schuh drückt, scheinen die Verantwortlichen nicht zu glauben, dass Hashemian helfen kann. Nahezu durchweg verletzt, kurzzeitig fit, dann ging es zur Nationalmannschaft, von der er krank zurück kam. Eigentlich eine Frechheit, denn nicht der Iran bezahlt ihn, sondern der VfL Bochum.

Dennis Grote (8/2/4,50): Schoss in seinen, überwiegend kurzen, acht Einsätzen immerhin zwei Tore, darunter den wichtigen Ausgleich zum 3:3 bei den Bayern. Weiterhin zu unbeständig, wie zum Beispiel gegen Hoffenheim, als er die Führung schoss und dann unnötig einen Elfer verursachte. Hat starke Konkurrenz auf der linken Offensivposition. Drängt sich zu wenig für einen Einsatz auf.

Mergim Mavraj (9/5/3,60): Musste schon einige Male Yahia in der zentralen Defensive ersetzen, was er durchaus mit Geschick bewerkstelligte. Im Zweikampf, sowohl am Boden wie in der Luft, durchaus bundesligatauglich, muss er in der schnellen Spieleröffnung noch Erfahrungen sammeln. Doch auf ihn kann sich Koller verlassen.

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