Andere hätten vielleicht abgesagt. Aber nicht Gerald Asamoah. Geschlafen hatte der Teammanager des FC Schalke 04 nach der 1:5-Pleite in der 2. Runde des DFB-Pokals bei der TSG Hoffenheim und der Entlassung von Trainer Frank Kramer sowie der Suche nach einem neuen Coach für den FC Schalke 04 in der vergangenen Nacht nicht viel.
Dennoch ließ es sich der 44-Jährige nicht nehmen, nach einem anstrengenden Tag am Abend auf der Sportanlage Lüttinghof des SC Hassel seine neue Stelle als offizieller Botschafter zur UEFA EURO 2024 für die Host City Gelsenkirchen anzutreten.
Den Pressetermin hätte man angesichts der Turbulenzen vielleicht verschieben können, aber das gemeinsame Kurz-Training mit der F-Jugend des SC Hassel ausfallen zu lassen und die Kids zu enttäuschen, kam für Asamoah nicht infrage. Die dankten es ihm, umringten den ehemaligen Nationalspieler und löcherten ihn mit Fragen.
Botschafter der Stadt Gelsenkirchen zu sein, macht mich stolz und deswegen war ich gerne da
Gerald Asamoah
Und „Asa“ gab ihnen die Zuneigung mit seinem unnachahmlichen Lächeln und ein paar wertvollen Tipps zum Kicken zurück. „Egal, was in den letzten Tagen und am heutigen Tag passiert ist, es war mir wichtig, dass ich diesen Termin mit den Kindern wahrnehme“, sagte Asamoah. „Botschafter der Stadt Gelsenkirchen zu sein, macht mich stolz und deswegen war ich gerne da. Es hat riesig Spaß gemacht und ich konnte mich auch ein bisschen ablenken.“
Für Gelsenkirchens Oberbürgermeisterin Karin Welge war Gerald Asamoah genau deshalb die richtige Wahl. „Eigentlich war es gar keine Wahl“, erzählte sie mit einem Augenzwinkern. „Gerald hat sich ja mit seiner Fußballerfahrung, seinem Einsatz für Toleranz und gegen Rassismus und seinem strahlenden Lächeln, das einfach jeden verzaubert, quasi aufgedrängt.“
Gemeinsam wollen sie in den kommenden knapp zwei Jahren dafür sorgen, dass die Stadt Gelsenkirchen als guter Gastgeber der EM wahrgenommen wird. Und sich das eine oder andere Stereotyp verändert. „Ich habe ja schon viel erlebt, aber Botschafter für eine Stadt zu sein, obwohl ich nicht hier geboren bin, das ehrt mich sehr. Ich freue mich sehr darauf, was da auf mich zukommt.“
Er selbst wolle mit gutem Beispiel vorangehen. „Gelsenkirchen ist ja nicht nur Schalke“, meinte Asamoah. „Jeder hat eine bestimmte Meinung über Gelsenkirchen. Aber Gelsenkirchen ist sehr schön. Ich bin das beste Beispiel. Ich bin damals hierhin gezogen und bin immer noch hier.“
Welge wünscht sich für Gelsenkirchen ein Sommermärchen reloadad in einer schwierigen Zeit. „Diese WM-Atmosphäre war natürlich ganz besonders“, erinnert sich Asamoah nochmal kurz an die WM 2006. „Wir wussten gar nicht, wo wir standen und dann hat uns dieses Spiel gegen Polen zusammengeschweißt.“ Er wünsche sich wieder diese Atmosphäre mit vielen Public Viewings.
Und dann war dann doch noch der kurze Moment, der daran erinnerte, dass sich Asamoah mit seinem Verein Schalke 04 derzeit in einer schwierigen Situation und auf Trainersuche befindet. Ob Gerald Asamoah denn ein guter Trainer sei, wollte ein WDR-Reporter von einem der F-Jugendlichen wissen. „Ja“, antwortete der.
Trainer? Da war doch etwas. Aber bevor jetzt jemand auf falsche Gedanken kommt: In der Bundesliga wird das nichts. Denn „Asa“ verfügt nicht über die notwendige Lizenz und hatte zuletzt auch immer wieder betont, dass er sich als Funktionär sieht. Und nun eben auch als Botschafter der Stadt Gelsenkirchen.