Nico Schlotterbeck weiß, was die Menschen hören wollen - das wird schon nach wenigen Minuten im Westfalenpark klar. Der im Sommer für rund 20 Millionen Euro vom SC Freiburg gekommene Innenverteidiger ist eingeladen zu "Brinkhoffs Ballgeflüster", einer Talksendung des Klubfernsehens von Borussia Dortmund. Und irgendwann kommt die Rede auch auf den Revierrivalen Schalke 04 - und Schlotterbeck nutzt die Gelegenheit, ähnlich dazwischen zu hauen, wie er es auf dem Platz gerne tut.
TV-Moderator Sebastian Hellmann, ebenfalls zu Gast, hat gerade erzählt, dass er am kommenden Samstag das Bundesliga-Topspiel auf Schalke gegen Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr/live in unserem Ticker) begleiten wird. Da fragt Schlotterbeck mit einem Grinsen: "Es gibt Topspiele auf Schalke?" Vom Publikum wird der Einwurf mit Gelächter, Gejohle und tosendem Applaus quittiert.
Verbale Duelle mit Salih Özcan
Dass er das Zeug zum Publikumsliebling hat, hat der 22-Jährige schon vorher unter Beweis gestellt und tut es am Dienstagabend noch weitere Male. Der junge Mann, der nach eigener Aussage "ein relativ lockeres Mundwerk" hat, liefert sich immer wieder verbale Scharmützel mit dem zweiten Zugang Salih Özcan, der ebenfalls auf dem Podium sitzt. Als Özcan etwa dafür gelobt wird, dass er beim Leistungstest zu Beginn der Vorbereitung 21 Klimmzüge schaffte - und Schlotterbeck 12 -, kontert der: "Zwei Tage später war Salih verletzt."
Schlotterbeck ist ja selbst einer, der gerne zulangt, seine kompromisslosen Grätschen kommen gut an beim Publikum im Stadion. Und seine lockere, selbstbewusste Art gefällt den Zuschauern bei der TV-Aufzeichnung an der Seebühne. Etwa mit Sätzen wie: "Ich werde alles geben für diesen Verein" - so überzeugt man ein Dortmunder Publikum.
Zum lockeren Mundwerk kommt allerdings auch ein großes Selbstbewusstsein "Wir haben vorne brutal viel Qualität", sagt Schlotterbeck etwa. "Im Defensivverhalten haben wir vielleicht vorne nicht die Qualität, aber aber dafür bin ich ja gekommen - um den Leuten vorne etwas auszuhelfen." Dabei weiß er auch, dass er noch Luft nach oben hat - etwa bei der Konzentration über 90 Minuten: "Fehler wie mein Fehlpass gegen Leverkusen, als mich Mo Dahoud gerettet hat, passieren mir noch zu oft", sagt er.
Aber er ist sich sicher, dass er das hinbekommt - wie er auch sicher ist, dass er mit dem BVB Erfolg haben kann. "Wir müssen als Mannschaft gesund bleiben", sagt er über die anstehende Saison. "Wenn wir das hinkriegen, probieren wir auch, ein paar Pokale zu holen." Noch so eine Aussage, mit der man gut ankommt in Dortmund.