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Tagebuch aus dem Dortmunder Trainingslager
Tag 1, Freitag, 11. Januar 2008

Tagebuch aus dem Dortmunder Trainingslager
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Während Kollege Heiko Buschmann im türkischen Belek am gestrigen Donnerstag zum ersten Mal in fünf Tagen den harten Kampf gegen den Wecker gewonnen hat, muss ich gestehen: ich habe ihn heute verloren. Zu verlockend war die Versuchung, noch ein paar Minuten liegenzubleiben. Nicht ganz unschuldig daran waren die Ereignisse vom Vortag.

Denn schon in der Luft wurde der strikten Anreise-Planung per Flieger, Bus und Taxi ein dicker Strich durch die Rechnung gemacht. Der Wind stand ungünstig, und so sah ich, trotz eines kräftigen Schlusssprints, nur die Rücklichter meines Busses.

2 ½ Stunden Wartezeit galt es nun zu überbrücken, als erster Anlaufpunkt wurde schließlich die örtliche Filiale eines amerikanisches Fastfood-Restaurants ausgewählt. Doch es folgte direkt der nächste Schock: der Laden hatte geschlossen.

Mit leerem Magen verging die Zeit natürlich noch langsamer, und so kam es mir wie eine halbe Ewigkeit vor, bis ich dann endlich im Bus Richtung Marbella saß. Knapp drei Stunden, einen Bus und ein Taxi später, checkte ich völlig ausgehungert (sie merken vielleicht, ich neige zuweilen zu Übertreibungen) im Hotel „Atalaya Park“ ein. Doch anstatt einer freundlichen Begrüßung wurde ich dort mit folgenden Worten empfangen: „Das Buffet hat seit einer Minute geschlossen.“ Das anschließende Lächeln der Empfangsdame konnte man durchaus als sarkastisch bezeichnen. Home is where my heart is? – hier sicher nicht!

Aber jetzt mal Schluss mit dem Gejammer, so ein Trainingslager hat ja auch eine Vielzahl von guten Seiten. Perfektes Beispiel dafür ist die Freude, die meine Zimmernachbarn, die Spieler der nigerianischen Nationalmannschaft, ausstrahlen. Morgens um acht (ich muss hier leider eine vertrauliche Quelle zitieren, da ich selbst nicht vor Ort, sondern noch im Bett war) ziehen sie schon singend durch die Gänge. Von mieser Stimmung oder Morgenmuffeligkeit - trotz Trainingsqual vom "Terrier" Berti Vogts - keine Spur.

Weniger Frohsinn verbreiten dagegen derzeit die Verantwortlichen des BVB, denen heute ein weiterer Transfer geplatzt ist. Mein gestriges Suchen nach Jens Lehmann am Flughafen (ich hatte ja Zeit) blieb also nicht ohne Grund erfolglos. Private Gründe haben ihn veranlasst, in England zu bleiben.

Britisch war heute auch das Wetter in Marbella, abergläubische Menschen sprechen da wohl von einem schlechten Omen. Als Dortmunds Pressesprecher Josef Schneck die Entscheidung der deutschen Nummer eins verkündete, hingen dunkle Wolken über dem Trainingsgelände, der zuvor am Himmel stehende, so etwas wie Hoffnung vermittelnde Regenbogen, war verschwunden. Jeder ahnte wohl, welche Kunde da auf uns zu kam.

Und so dürfte es morgen wieder beschaulicher zu gehen, wenn die BVB-Kicker ihre Runden drehen oder albern aussehende Schlitten über den Rasen ziehen. Die Seifenblase Lehmann ist zerplatzt und die über der Anlage kreisenden Presse-Hubschrauber (nun gut, ganz so war es nicht) können noch einmal in die Garage, bevor der Trubel am Sonntag von Neuem beginnt. Dann besuchen nämlich die Bayern das „Marbella Paradise of Football and Sports“. Vielleicht ja sogar mit Jens Lehmann…

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