Lucien Favre musste lachen, als die Frage kam. Ob denn der 3:2 (1:0)-Sieg von Borussia Dortmund im Testspiel beim Drittligisten Sportfreunde Lotte verdient gewesen sei? „Natürlich“, sagte der BVB-Trainer. Dann grinste er. Favre wusste ja selbst, dass sich seine Profis schwer getan hatten, dass der knappe Sieg eher schmeichelhaft zustande gekommen war. Der BVB nutzte zwei späte Chancen, um das Spiel zu drehen, während die Gastgeber beste Gelegenheiten ausließen.
Es war ein Spiel, wie es eben vorkommt, wenn ein Bundesligist in der Länderspielpause bei einem hochmotivierten Drittligisten antritt. Selten kommt dabei ein Hochgenuss heraus - und genauso war es in Lotte. Favre aber kümmerte das Ergebnis nicht, ihn kümmerte auch die Zahl der Chancen nicht. „Es ist wichtig, dass viele Spieler 90 Minuten in den Beinen haben und dass ich auch ein paar U19-Spieler sehen konnte“, erklärte der 61-Jährige. „Das war das Ziel – nur das.“
In Abwesenheit der Nationalspieler und angeschlagener Kräfte wie Roman Bürki, Marwin Hitz, Manuel Akanji, Jacob Bruun Larsen und Marcel Schmelzer konnte eine ganze Reihe an Spielern, die zuletzt nur selten zu Einsatz kamen, Spielminuten sammeln, hinzu kamen Nachwuchskräfte aus der U23 und der U19. Jeremy Toljan lief als Linksverteidiger auf, Marius Wolf gegenüber auf der rechten Defensivseite. Julian Weigl spielte im Mittelfeld, Sergio Gomez als Rechtsaußen und Shinji Kagawa als Spielmacher. Der Japaner bereitete alle drei Treffer vor, Toljan erzielte den entscheidenden dritten Treffer (88.), der eingewechselte Alexander Isak hatte den Ausgleich beigesteuert (81.). Die Führung hatte Paco Alcácer besorgt (45.), der allerdings keine Argumente für einen Startelf-Einsatz sammeln muss – ist er gesund, ist der Spanier im Sturmzentrum gesetzt.
Lotte hatte mehr Chancen als der BVB
Von den Spielern aus der zweiten Reihe konnte sich auch trotz der Torbeteiligungen niemand recht aufdrängen. Zu zäh geriet die Partie, zu selten versprühte der Bundesliga-Spitzenreiter gegen den 15. der 3. Liga Esprit im Angriffsspiel, zu selten ging es schnell und direkt nach vorne. Lotte hatte mehr und tendenziell die besseren Chancen – nutzte dies aber nur zu zwei Treffern durch Alxander Langlitz (49.) und Gerrit Wegkamp (63.).
„Wir haben gestern zweimal trainiert, und heute Morgen ein weiteres Mal“, verteidigte Favre seine Spieler. Schwere Beine waren also der Grund für den teils behäbigen Auftritt seiner Spieler und den schmeichelhaften Charakter des Siegs – aber das war Favre ja ohnehin nicht so wichtig.
Autor: Sebastian Weßling