Die Formulierung ist bekannt. „Keine Wasserstandsmeldungen“ will Nina Vogt abgeben. Anders als so oft aber geht es nicht um den Einkauf eines ecuadorianischen Linksverteidigers oder die Vertragsverlängerung mit dem Torjäger. Vogt arbeitet nicht im Fußballgeschäft, sondern ist Pressesprecherin bei der Dortmunder Polizei. Und ihr Satz bezieht sich auf die Vorfälle rund um das Bundesligaspiel von RB Leipzig bei Borussia Dortmund, als bei Ausschreitungen vor dem Stadion zehn Menschen verletzt und auf der Südtribüne beleidigende Banner präsentiert wurden. Man wolle nicht jeden Tag neue Zahlen an Verdächtigen und Verfahren präsentieren, sondern die Kollegen in Ruhe ihre Arbeit machen lassen, erklärt Vogt auf Anfrage dieser Zeitung.
Ein Teil dieser Arbeit besteht aus der Auswertung des umfangreichen Videomaterials von der Südtribüne, das der BVB der Polizei vor einigen Tagen übergeben hat. Man habe 61 Tatverdächtige identifiziert, teilte der Klub damals mit.
„Das klang für viele so, als seien uns die Personalien übermittelt worden, und wir könnten jetzt wunderbar ermitteln. Dem ist aber nicht so“, sagt Vogt. Denn Namen übermittelte der BVB nicht. Ein Vorwurf an den Verein, das betont Vogt, sei das aber ausdrücklich nicht. Der BVB hält sich seinerseits bedeckt: „Wir arbeiten mit der Polizei intensiv und vertrauensvoll zusammen“, heißt es.
Über mögliche Konsequenzen mag der Klub noch nicht sprechen, was zwei Gründe hat: Erstens will man abwarten, was die Ermittlungen geben; welcher Person und möglicherweise welcher Ultragruppierung konkretes Fehlverhalten zugeordnet werden kann. Zweitens soll der Dialog mit der Ultra-Szene nicht abreißen – sonst, so fürchten sie in Dortmund, würden sich auch die gemäßigten Kräfte radikalisieren. Dennoch könnten am Ende 100 bis 150 Stadionverbote stehen, wie BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den Ruhr Nachrichten sagte.