Trainer Huub Stevens scherzte über die Aufstellung, Kapitän Benedikt Höwedes sprach von "tierischer" Vorfreude, und Manager Horst Heldt beendete das "Jammern auf hohem Niveau": Vor dem ersten Heimspiel in der Champions League bemühten sich bei Schalke 04 alle nach Kräften, die jüngsten Enttäuschungen zu verdrängen. "Wir haben keine Minikrise", sagte Heldt vor dem Duell am Mittwoch (20.45 Uhr/Sky) mit dem französischen Meister HSC Montpellier, "deshalb ist auch nicht Katzenjammer angesagt, sondern eine positive Grundstimmung."
Der Sportvorstand selbst hatte nach dem unnötigen 2:2 beim Aufsteiger Fortuna Düsseldorf aus seiner Wut keinen Hehl gemacht und die Mannschaft in der Kabine ins Gebet genommen. "Es geht nicht darum, irgendjemanden an den Pranger zu stellen", erklärte Heldt, "sondern darum, es beim nächsten Mal besser zu machen."
Man habe miteinander diskutiert, "aber das spielt jetzt keine Rolle mehr. Das ist ja das Gute an englischen Wochen: Abgehakt ist abgehakt." Diese Botschaft ist angekommen. "Für uns ist Spiel gegen Düsseldorf abgehakt", sagte Kapitän Höwedes: "Jetzt freuen wir uns tierisch auf die Champions League, die haben wir uns im letzten Jahr hart erarbeitet."
Und auch Trainer Stevens, der in Düsseldorf noch den "Knurrer" gegeben hatte, bemühte sich um gute Laune. "Es werden elf auflaufen, und einer hat Handschuhe an", antwortete der Niederländer auf die Frage nach der Aufstellung und fügte breit grinsend an: "Ich hoffe, dass nicht noch einer Handschuhe anhat. So kalt ist es nicht."
Dennoch gilt für Mittwoch: Wiedergutmachung ist angesagt - nicht zum ersten Mal. Zuletzt gab es trotz des 3:0 gegen den FSV Mainz 05 drei Tage nach dem ernüchternden 0:2 gegen Bayern München Pfiffe von den Rängen. Diesmal könnte ein großer Schritt Richtung Achtelfinale in der Königsklasse die Fans versöhnlicher stimmen.
Denn nach dem 2:1 zum Auftakt bei Olympiakos Piräus wäre der zweite Sieg in der Gruppe B schon vorentscheidend. "Wir wollen gegen Montpellier den ersten Heimsieg, dafür müssen wir es besser machen als in der zweiten Halbzeit in Düsseldorf", sagte Torjäger Klaas-Jan Huntelaar.
Gegen Montpellier können die Königsblauen zeigen, dass sie aus ihren Fehlern gelernt haben. Der Überraschungsmeister aus Frankreich, der zum Auftakt zu Hause 1:2 gegen den FC Arsenal verlor und in der Ligue 1 nur auf Platz 13 liegt, gilt als schwächstes Team der Gruppe. "Ich sehe einige sehr gute Spieler da rumlaufen. Dass das in Deutschland nicht so bekannt ist, weiß ich", sagte Stevens.
Wie der Trainer personell reagiert, ist noch offen. Denn es ist fraglich, ob Mittelfeldspieler Jermaine Jones und Flügelstürmer Jefferson Farfán zur Verfügung stehen. Jones musste am Montag das Training nach einem Schlag auf den Knöchel das Training abbrechen, Farfán fehlte immer noch wegen einer Innenbandverletzung am Sprunggelenk. - Die voraussichtlichen Mannschaftsaufstellungen:
Schalke: Unnerstall - Höwedes, Papadopoulos, Matip, Fuchs - Jones (Höger), Neustädter - Afellay, Holtby, Draxler - Huntelaar. - Trainer: Stevens Montpellier: Jourdren - Bocaly, Yanga-Mbiwa, Hilton, Jeunechamp - Saihi, Estrada - Cabella, Belhanda, Aït-Fana - Camara. - Trainer: Girard Schiedsrichter: Sergej Karasew (Russland)